Heroldsberg: Schloss-Sanierung läuft nach Plan

17.8.2015, 13:00 Uhr
Heroldsberg: Schloss-Sanierung läuft nach Plan

© Scott Johnston

Bekanntlich war im Gemeinderat mehr als ein Jahrzehnt zum Teil heftig über das Projekt diskutiert worden. Kritiker hatten befürchtet, dass sich die Sanierung zu einem Fass ohne Boden entwickeln könnte.

„Natürlich besteht bei einem historischen Gebäude immer eine gewisse Unsicherheit. Doch wir haben zum Glück keine bösen Überraschungen erlebt, als die Bausubstanz freigelegt wurde“, erläutert Eberhard Brunel-Geuder, 3. Bürgermeister und Vorsitzender der Kulturfreunde.

Erneute Unruhe kam vor Kurzem im Ort auf, da die Arbeiten nach dem Start vor einem guten Jahr nicht mehr recht voranzugehen schienen. Verantwortlich für diesen Eindruck ist der neue Eingangsturm, über den künftig per Aufzug ein barrierefreier Zugang zu allen Stockwerken möglich ist.

Für den angebauten Turm, der mit dem Amt für Denkmalschutz abgesprochen ist und einen modernen Kontrast zum übrigen Gebäude setzt, wird Leichtbeton verwendet. Dieser kann nicht gepumpt werden, da er sich sonst entmischt.

Nun muss er wegen der engen Zufahrt in einem Behälter über das Dach des Schlosses gehoben werden. Dabei kann etwas Zement heraustropfen, so dass sich auf den Ziegeln ein entsprechender Schleier bilden würde. Gegenüber dem ursprünglichen Zeitplan entschlossen sich die Verantwortlichen deshalb dafür, die Eindeckung des Daches lieber zurückzustellen.

Mit dem Außenputz ist man inzwischen fast fertig. Früher war vermutlich eine Scheinfassade aufgebracht gewesen, mit der Sandstein imitiert wurde. Im Barock erhielt das Schloss den weißen Anstrich, der im Einklang mit seinem Namen steht. Wie die Sprossenfenster samt der Einfassung in lasierendem Rot künftig aussehen werden, ist bereits als Muster im Erdgeschoss zu sehen.

Das Entkernen sowie das Verlegen der Wasserleitungen und Kabel ist gleichfalls weitgehend abgeschlossen. Hierbei ging man sehr behutsam vor und verwendete möglichst die bestehenden Aussparungen.

Heroldsberg: Schloss-Sanierung läuft nach Plan

© Scott Johnston

Abgebaut wurden die alten Heizkörper. Die Kupferschlangen, welche die Wärme von einer Gastherme erhalten, bleiben später verborgen.

Um die aktuellen Anforderungen an die Statik zu gewährleisten, mussten an verschiedenen Stellen morsche Balken ausgetauscht, Stahlstützen eingebracht und Beton verfüllt werden.

Bekanntlich befand sich im Weißen Schloss bis zum Bau des neuen Rathauses an der Hauptstraße ein Großteil der Gemeindeverwaltung. Hierzu waren einst Wände eingezogen sowie die Stuckdecken wenig ansehnlich verkleidet worden.

Auf Stuck gedübelt

Mitten auf die Ornamente dübelten die Handwerker damals an einigen Stellen Neonröhren, was zu starken Beschädigungen führte. All diese Verunstaltungen verschwinden nun. „Das Schöne wird wieder sichtbar“, so Brunel-Geuder.

Über einige positive Entdeckungen freut sich Marisia Conn vom Fürther Architekturbüro Conn und Giersch, das über eine Erfahrung mit denkmalgeschützten Bauten verfügt und mit dem Heroldsberger Projekt beauftragt wurde. So stellte sich heraus, dass im Erdgeschoss sowohl Eichenbohlen als auch ein Ziegelboden aufgebracht waren. Fachwerkkonstruktionen wurden ebenfalls freigelegt.

In einem der Obergeschosse stieß man auf eine Bohlenwand und eine darüberliegende alte Lehmfüllung. Hier sollen Restaurierungsfenster freigelassen werden, damit die Besucher einmal eine Vorstellung über die Bauart des Schlosses erhalten.

Von den 2,37 Millionen Euro an Kosten für die gesamte Sanierung fließen aus verschiedenen Töpfen etwa 1,3 Millionen Euro an Fördergeldern. Die Kulturfreunde wollen ebenfalls ihren Teil beisteuern und haben durch unterschiedliche Aktionen bereits 110 000 Euro gesammelt.

Thomas Pfülb, Fachbereichsleiter für Technik und Versorgung bei der Gemeinde Heroldsberg, ist zuversichtlich, dass im Herbst nächsten Jahres der erfolgreiche Abschluss der Arbeiten gefeiert werden kann. Vorgesehen ist dann eine multifunktionale Nutzung des feudalen Baus. Veranstaltungen wie Konzerte oder Lesungen können sowohl im Freien als auch im Festsaal, der sich im zweiten Stock befindet, durchgeführt werden. Der Saal lässt sich auch für Feiern, Jubiläen, Vereins- oder Familientreffen buchen.

Mit einer großen Nachfrage rechnet Eberhard Brunel-Geuder auch bei Trauungen, die der Standesbeamte in dem festlichen Ambiente vornimmt. Räume im Schloss stehen zudem unter anderem dem Musikinstitut und der Volkshochschule zur Verfügung.

Ideal ist das Gebäude für den Heimat- und Sachunterricht der Grundschule. Hier können die Kinder vor Ort und museumspädagogisch aufbereitet in frühere Jahrhunderte eintauchen. Ein kunsthistorisches Konzept wird mit Edith von Weitzel-Mudersbach als Expertin erstellt. Im Erdgeschoss ist ein Überblick über die allgemeine Ortsgeschichte geplant.

Werke des bekannten Heroldsberger Künstlers Fritz Giebel, der nach dem Zweiten Weltkrieg die Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg gründete, sind dann im ersten Stock zu sehen. Durch den großen Fundus kann hier bei den Exponaten immer wieder gewechselt werden. Ausstellungen mit Arbeiten anderer Künstler sollen gleichfalls organisiert werden.

Spenden können weiter auf das folgende Konto überwiesen werden: Kulturfreunde Heroldsberg e.V., Konto 60 024 978, Sparkasse Erlangen, BLZ 763 500 00, Kennwort „Weißes Schloss.“

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