Mit dem Staubwedel gegen Indiana Jones

24.2.2016, 13:47 Uhr
Mit dem Staubwedel gegen Indiana Jones

© Boris Mijat

Studenten und Mitarbeiter sitzen an massiven Holztischen mit Tintenfasshalterungen. Umgeben sind sie von Statuen, Modellen, alten Schriften und antiker Keramik. Die Diskussionsbeiträge hält der Professor mit Kreide auf einer historisch anmutenden Schultafel fest. Hier im Kellergeschoss des Erlanger Instituts für Klassische Archäologie, in dem die Antikensammlung mit rund 500 Gipsabdrücken und 8000 Originalen untergebracht ist, scheint die Zeit stehen- und die Welt analog geblieben zu sein.

Doch das Klischee täuscht. Längst präsentiert sich das Institut auf einer seriös gestalteten Homepage und kann mit einem virtuellen Museum und einer Online-Recherchemöglichkeit punkten, worum man von vergleichbaren Institutionen beneidet wird. Die Sammlung hat sogar einen aktuell gehaltenen Facebook-Auftritt. Allerdings ist die Zahl der „Follower“ überschaubar, und für aufwändig gestaltete Text- und Videobeiträge oder gar eine ständige Vernetzung mit Twitter, YouTube, Instagram und Co. fehlen schlicht die finanziellen Mittel.

Der Sozial-Media-Auftritt eines Universitätsinstituts sei sowieso eine Gratwanderung zwischen seriöser Gestaltung und modernem attraktiven Design, sagt Professor Andreas Grüner vom Lehrstuhl für klassische Archäologie. Damit diese Gratwanderung gelingt, hat Grüner für sein Blockseminar einen PR-Berater eingeladen. Jörg Ankermüller ist klassischer Archäologe und somit in beiden Welten zu Hause. „Wir ziehen uns nicht in den Elfenbeinturm zurück“, betont Grüner. Die Studenten sollten außerwissenschaftliche Kompetenzen für ihr späteres Berufsleben erwerben. Eine gute Öffentlichkeitsarbeit sei wichtig, um die Archäologie von ihrem Hollywood-Indiana-Jones-Image zu befreien.

Neue Werbung für alte Statuen

„Vieles, was wir machen, ist unspektakulär“, sagt Grüner. „Wir sammeln Informationen über die Vergangenheit, die uns in der Gegenwart weiterhelfen können.“ Wie bringt man diese Botschaft im 21. Jahrhundert an den Mann und an die Frau? Ankermüller lässt die Studenten ein „messaging house“, ein Nachrichten-Haus, mit Ideen füllen, das mit seinem Giebel und den drei Säulen an einen antiken Tempel erinnert. Im Giebel soll der „claim“, der Werbeslogan oder Markenkern des Instituts stehen, in den drei tragenden Säulen die Schwerpunkte der Institutsarbeit. Die Ergebnisse der Gruppenarbeit fallen nicht einheitlich aus, vielleicht, weil es generell schwierig ist, Marketingwerkzeuge auf Forschung und Lehre anzuwenden.

Dafür gelingt den Seminarteilnehmern eine ausgefeilte Zielgruppenanalyse. Verbunden mit der Erkenntnis, dass Studienanfänger, Studierende, Eltern, Dozenten, Fachkollegen, Politiker, Sponsoren und die interessierte Öffentlichkeit jeweils eigene Erwartungen an den Social-Media-Auftritt des Archäologischen Instituts haben.

 

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