Schule mal anders: Per Rad in die Normandie

6.7.2017, 19:25 Uhr
Schule mal anders: Per Rad in die Normandie

© Foto: Peter Roggenthin

Für Donation Aka ist Deutschland ein Traumland. In seiner Heimat, der Elfenbeinküste, hat er Germanistik studiert. Zwischen dem Bachelor und seinem Masterabschluss sammelte er dort Erfahrung als Lehrer in einer Privatschule. Doch sein Ziel ist eine Karriere im Bereich Germanistik an der Universität seines Landes. Der Aufenthalt in Erlangen war für ihn ein Schritt in die richtige Richtung. Zustande kam dies im Rahmen einer Universitätskooperation zwischen Bamberg und Abidjan.

"Eine tolle Erfahrung"

Das Bayerische Kultusministerium griff eine Initiative von Prof. Klaus van Eickels von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg auf und schrieb die Stellen für Assistenzkräfte für den Französischunterricht auch für ivorische Germanistikstudenten aus, da die Nachfrage der bayerischen Gymnasien die Zahl der Bewerber aus Frankreich bereits seit Jahren übersteigt. Drei junge Männer aus dem afrikanischen Land, die sich besonders qualifiziert hatten, wurden daraufhin Gymnasien in der Oberpfalz, in Oberbayern und eben in Mittelfranken zugeteilt.

Einer von ihnen, Donation Aka, kam letzten Herbst nach Erlangen, hat das Schuljahr über am Emmy-Noether-Gymnasium und am Albert-Schweitzer-Gymnasium als Fremdsprachenassistent im Französischunterricht mitgewirkt. Gewohnt hat er nacheinander bei drei verschiedenen Familien.

Nun ist das Jahr fast vorbei. "Eine tolle Erfahrung", sagt er. "Wunderbar." Es habe ihm die Möglichkeit eröffnet, die Sprache zu üben — die er sehr gut beherrscht — , die Kultur und den Alltag der Deutschen kennenzulernen. "Viele, viele Unterschiede" gebe es da zu seinem Heimatland, angefangen beim Wetter übers Essen bis hin, ja, zur Mülltrennung. "Deutschland mit dem gelben Sack", sagt er. "Eieiei." Biomüll, Restmüll und dann eben noch der besagte gelbe Sack — "das werde ich nie vergessen".

Besonders aufgefallen ist ihm auch, dass die Deutschen mehr Zeit zu Hause verbringen als seine Landsleute, "jeder ist ein bisschen für sich". Der Umgang mit den Nachbarn sei in Deutschland nicht so ausgeprägt wie in seiner Heimat.

"Es ist auch interessant zu sehen, wie die Deutschen pünktlich sind", sagt er. "Das ist bei uns nicht so unbedingt die Regel." Zwar gebe es in den Schulen feste Zeiten und das sei auch respektiert, doch ansonsten gelte: "Wir haben eine Toleranzzeit. Fünf Minuten sind kein Problem."

Die berühmte deutsche Pünktlichkeit hat er dann aber doch auch zu schätzen gelernt. "Hier weiß man vorher, wann der Bus kommt", das sei toll. Begeistert ist er auch, dass man in Erlangen Fußball auf guten, gepflegten Rasenplätzen — beispielsweise im Regnitzgrund — spielen kann, ohne dass man in einem Verein ist. Er selbst hat drei Monate lang bei einem Verein gespielt, dies dann aber wieder aufgegeben. Wegen der Kälte.

"Reich an Ereignissen"

Die größte Herausforderung steht ihm aber noch bevor. Die Radtour mit dem P-Seminar "Radfernfahrt" des Albert-Schweitzer-Gymnasiums. Von Erlangen aus geht es in die Normandie. Eine Strecke von über 1000 Kilometern, zu bewältigen in neun Etappen. 17 Schüler, drei Lehrer und zwei Fahrer mit Begleitfahrzeugen werden sich Mitte Juli auf den Weg machen. Und Donation Aka, dem die Firma Freilauf ein Rennrad und Schuhe gesponsert hat. Nach Ende der Fahrt soll das Rad versteigert werden und der Erlös mit ins Gesamtbudget — für das auch noch andere Sponsoren verantwortlich zeichnen — einfließen.

Die Tour sei echt anstrengend, sagt Donatien Aka und ist voller Bewunderung für Lehrer Christian Jechnerer und die Schüler. Die seien "sehr fit". Aber er wird die Herausforderung annehmen. Kein Zweifel, die "Radfernfahrt" — dieses Jahr in der dritten Auflage — wird dazu beitragen, dass für den 28-Jährigen, wie er jetzt schon sagt, "die Zeit hier reich an Ereignissen" ist. Wenn er im August heimkehrt an die Elfenbeinküste, wird er auf eine andere Welt zurückblicken können. Jetzt aber muss er, nach dem Gespräch für diesen Artikel, aufbrechen zum Radtraining mit "Coach" Christian Jechnerer. Dann gilt es, in die Pedale zu treten. Schule in Deutschland: manchmal ganz anders, als Donatien Aka sich das vorgestellt hatte.

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