Skepsis und Begeisterung bei Siemens-Campus-Präsentation

17.1.2015, 06:00 Uhr
Zur Präsentation des Modells des Siemens-Campus kamen auch zahlreiche Mitarbeiter.

© Giulia Iannicelli Zur Präsentation des Modells des Siemens-Campus kamen auch zahlreiche Mitarbeiter.

Die E-Mail kam am vergangenen Montag — mit einer Einladung an alle Siemensianer. Bei der offiziellen Vorstellung des Sieger-Entwurfs dürfen auch mehr als 100 Beschäftigte anwesend sein, hieß es darin. Eine Rückmeldung reicht.

Giselher Kruckelmann hat schnell reagiert – und einen der begehrten Plätze im Hado Restaurant auf dem Forschungsgelände ergattert. Vom geplanten Siemens-Campus ist er begeistert: „Ich arbeite im Vertrieb, da muss ich oft zwischen den verschiedenen Standorten hin- und herfahren – das fällt dann weg.“ Auf dem neuen Viertel könne ein Austausch zwischen den einzelnen Abteilungen schneller stattfinden. Der 35-Jährige arbeitet bei Energy Managment auf dem Südgelände und wird dann, wenn alles umgesetzt ist, wohl dort weiter beruflich tätig sein.

Was wird aus Nürnberg?

Anders als Gerhard Weller. Der 59-Jährige wird den vollständigen Umbau nicht mehr als aktiver Siemensianer erleben. Doch als echter Erlanger interessiert sich der Ingenieur dennoch für die Umwälzungen: „Die Veränderungen werden Erlangen und seinen Bewohnern sichere und zukunftsorientierte Arbeitsplätze bringen“, ist er überzeugt. Die angepeilte Mischung aus Arbeiten und Leben findet er besonders gut: „Das erinnert mich an Sillicon Valley.“

Ein wenig skeptischer sieht Gudrun Schneider (50) die Pläne: „Auf dem Gelände wird es voller – die Gebäude werden näher aneinander rücken“, glaubt die Software-Enwicklerin des Bereichs PG (Power and Gas), die selbst auf dem Gelände arbeitet. „Ich lass mich überraschen, wie es mal wird.“ Dass sie zum ersten Mal „ihren“ Vorstandsvorsitzenden Joe Kaeser persönlich erlebt hat, findet sie auf jeden spannend.

Ebenfalls kritisch sieht auch Dietmar Schneider die Veränderungen. Der 60-Jährige arbeitet in der Nürnberger Humboldtstraße. Ihn werde es nicht mehr betreffen, aber viele Kollegen treibe jetzt schon die Furcht um, ob sie über kurz oder lang ebenfalls nach Erlangen ziehen müssen. „Die Statements heute waren ein starkes Bekenntnis zu Erlangen, aber wie sieht es mit den anderen Standorten aus?“, fragt er rhetorisch.

Ängste unter den Mitarbeitern nimmt auch Sigrid Heitkamp wahr. Die Betriebsratsvorsitzende saß als Sachverständige ohne Stimmrecht mit in der Jury. Die Idee, Grünflächen, Cafes, Geschäfte und Büros zu verbinden, findet sie grundsätzlich gut. Aber: Auf dem Campus müssten eben vor allem Siemensianer arbeiten. „Unsere Erwartung ist, dass die Zahl der Beschäftigten mindestens gleich bleibt und auch alle dort Platz finden“.

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