Steht die Erlanger Storchenfütterung vor dem Aus?

27.12.2012, 09:00 Uhr
Steht die Erlanger Storchenfütterung vor dem Aus?

© Bernd Böhner (Archiv)

Erlangens Storchenbetreuer Michael Zimmermann wirft das Handtuch. Der (für seine Vögel) stets streitbare Natur- und Umweltschützer, Gründungsmitglied der Erlanger Natur- und Umwelthilfe (NUH), will „ab sofort die Betreuung (Fütterung) der hier überwinternden Störche, die mir Anfang der 80er Jahre vom damaligen Naturschutzbeirat und dem Umweltamt übertragen wurde, einstellen“, wie er einer Mitarbeiterin um Umweltamt schrieb. Sein Wunsch, das Umweltamt möge seine Winterfütterung der Störche fortsetzen, will dieses aber nicht nachkommen.

Im gleichen Maß, wie Zimmermann Dank und Anerkennung aus der Bevölkerung, aber auch von offizieller Seite, entgegengebracht wurde, so schlug ihm Ablehnung, gelegentlich auch heftiger Widerstand entgegen – für manche wurde er sogar zum Hassobjekt. Vor allem die Reste seiner Storchenmahlzeiten – Schlachtabfälle aus der Fischverarbeitung — brachte Gegner wie Unbeteiligte gegen ihn auf.

Aber auch fachlich geriet er ins Kreuzfeier der Kritik. Für den Landesbund für Vogelschutz (LBV) hatte Zimmermann eine falsches, weil romantisierendes Storchenbild, das Erlanger Veterinäramt und das Ordnungsamt wollten (und konnten) die Schlachtabfälle in den Wiesen nicht hinnehmen. Zum Schluss kam es gar zu körperlichen Auseinandersetzungen mit Gegnern, in denen Zimmermann schmerzhafte Blessuren erhielt. Davor hatten sich längst Gerichte und amtliche Verfügungen mit Zimmermanns Arbeit befassen müssen.

In den 30 Jahren seiner Storchenbetreuung, in der es gelang, die Storchenpopulation in und rund um Erlangen zu vervielfachen, hatte Zimmermann allerdings auch Rückschläge hinnehmen müssen: So starb ein Storch, weil die Fütterung über Tage verhindert wurde, am Tod der über 20 Jahre alten Störchin „Twenty“ aus Frauenaurach machte Zimmermann die Verweigerungshaltung des Veterinäramts verantwortlich, ebenso beim Tod einer Störchin erst in diesem Jahr. Völlig erbost war Zimmermann über den Storchentod, wenn eines „seiner“ Tiere in eine nicht storchengesicherte Hochspannungsleitung flog und durch Kurzschluss zu Tode kam.

Die Erlanger Referentin für Recht, Ordnung und Umweltschutz, Marlene Wüstner, weist Zimmermann Ansinnen, Mitarbeiter(innen) des Umweltamtes könnten die Storchenfütterung übernehmen, von sich. Sie will Zimmermann deutlich machen, dass das Amt die Fütterung stets nur in begründeten Ausnahmefällen genehmigt habe, grundsätzlich aber eine Fütterung abzulehnen sei. Störche seien freilebende Wildtiere, die im Herbst in den Süden zögen. Und die seit einigen Jahren immer häufiger in Bayern überwinternden Störche bedürften keiner Fütterung, da sie nicht so kälteempfindlich wie Kleinvögel seien, und zudem als gute Flieger mit gutem Gedächtnis sehr wohl Futterstellen in ihrer näheren Umgebung fänden.

Die Fütterung der Tiere könne von der Stadt aber auch aus rechtlichen Gründen nicht erwartet werden, da die Fütterung von Wildtieren generell nicht vorgesehen sei. Sehr wohl könne er aber Unterstützung erfahren, wenn es um die Anlegung neuer Nahrungsbiotope oder die Horstpflege gehe. Am Tod auch nur eines der Störche sei das Amt jedenfalls nicht schuld, so Marlene Wüstner.

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