Tag der offenen Werkstatt in Bubenreuth voller Erfolg
13.11.2018, 15:00 UhrEine Familie aus Lauf hatte eine alte Geige dabei, um sie dem Obermeister der Streich- und Zupfinstrumentenmacherinnung Erlangen, Günter Lobe, zu zeigen. Auf ein Alter von 200 Jahren schätzte Lobe das gute Stück und auf einen Wert von etwa 6000 bis 8000 Euro. Für 4000 Euro hatte die musikalische Familie sie gekauft.
"Gute Instrumente sind durchaus eine Geldanlage", meint dazu der Obermeister. Der Wert würde stetig steigen, und wenn man sie dann auch noch monatlich verleihen könne, dann sei das ein lohnendes Geschäft.
Die Tochter der Familie durfte dann auch noch eine Kopie einer Stradivari spielen. Die hat Lobe nachgebaut und sagt, es sei "ein Zwilling" der echten Stradivari. Denn den Nachbau hat er anhand von Originalunterlagen gefertigt.
12.000 Euro kostet das Instrument, das in der kommenden Woche nach Hongkong geliefert wird.
In Lobes Werkstatt hat auch der Bogenbaumeister Sebastian Dirr einen Arbeitsplatz. Er baut seine Bögen aus Fernambuk. Das Holz, erläutert er, habe eine besondere Dichte und stamme aus Brasilien.
Dirr biegt es über einer Flamme in die richtige Form, dann spannt er 150 bis 160 Haare von sibirischen Hengsten hinein. Nach Sibirien hat er besonders gute Kontakte, kauft die wertvollen Pferdeschweife dort für 1200 Euro das Kilogramm. Mit deutschen Pferdehaaren habe er es auch bereits versucht, aber die würden nicht einen so guten Klang erzeugen wie die sibirischen, hat der Bogenbaumeister festgestellt.
Auch Laszlo Oh hatte seine Werkstatt geöffnet. Er ist 2010 von Forchheim nach Bubenreuth gezogen, hat in der Elias-Placht-Straße eine Werkstatt übernommen. Vor allem Cellos und Kontrabasse baut er, und zwar bis zu 60 pro Jahr. Für so ein mächtiges Streichinstrument benötige er, wenn alles von Hand gemacht sei, etwa 300 Stunden, erläutert Laszlo seinen Besuchern. Die Decke in seiner kleinen Werkstatt hängt voll mit diesen Instrumenten, die bei ihm etwa 9000 Euro kosten.
Günter Waldau zeigt in seiner Werkstatt an der Damaschkestraße den Gästen sehr genau, wie wertvolle Geigen hergestellt werden. Die Besucher können bei ihm sogar selbst versuchen, die Decke einer Geige mit einer Ziehklinge zu glätten. Die fertige Geige – eine handgemachte kostet bei ihm etwa 10.000 Euro – wird dann in einem Messzimmer von Jürgen Lechner eingemessen.
Das Fichtenholz, das meist aus Süddeutschland und Norditalien stammt, bezieht Waldau ebenso von einem Händler in Bubenreuth wie den in Bosnien gewachsenen Ahorn. Erst wenn diese Hölzer zehn Jahre gelagert seien, könne man sie für eine gute Geige verwenden, erläutert er.
Auch im Bubenreuther Rathaus können die Besucher viel über Streichinstrumente erfahren. Dort hatte das Museum geöffnet, war teilweise sogar in den Sitzungssaal umgezogen. Im Foyer hatte zudem der Gitarrenbaumeister Jens Schönitz seine Werkbank aufgebaut, um den Besuchern sein Handwerk zu erläutern. Ein Vortrag über die Geschichte der Ukulele in Deutschland von Axel Müller war ebenso gut besucht wie die Lesung von Ruprecht Kamlah aus dem Buch "Joseph Joachims Geigen".
Eine "runde" Sache ist dieser Tag der offenen Werkstatt also wieder gewesen, und selbst nach 15 Jahren ist er immer noch ein Magnet für die Liebhaber von Streichinstrumenten und die, die es vielleicht noch werden wollen.
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