Zum zehnten Mal: Mölkky Meisterschaft in Erlangen

Katharina Tontsch

Redakteurin für Sport & Lokales in Erlangen

E-Mail

20.6.2017, 08:00 Uhr
Zum zehnten Mal: Mölkky Meisterschaft in Erlangen

In ihrem rot-gepunkteten T-Shirt sitzt Mari Koskela direkt am Spielfeldrand auf einer Bierbank. Ein Strohhut spendet ein wenig Schatten über der Nase, ansonsten hilft bei elf Sonnenstunden am Tag nur noch Sonnencreme. Es ist wie damals, vor zehn Jahren, als die gebürtige Finnin mit ihren Teamkolleginnen in roten T-Shirts unter der fränkischen Sonne saß und Mölkky spielte.

Ihre Mannschaft "Pisrtepirkot", was auf finnisch so etwas heißt wie "Marienkäfer" (deshalb die roten T-Shirts), war bei der ersten Deutschen Mölkky-Meisterschaft dabei. Sogar vier der fünf Mitglieder von damals waren nun wieder gekommen, zur zehnten Ausgabe des Turniers. "Es ist meine Nostalgie-Runde", sagt Koskela. Selbst organisiert die Vorsitzende der Deutsch-Finnischen Gesellschaft die Meisterschaft mit.

Der Verein veranstaltet das Turnier gemeinsam mit den "Nürnbergin Pölkyyveikot", dem fränkischen Mölkky-Verein. Bei der ersten Deutschen Meisterschaft hatten sich acht Teams angemeldet, zehn Jahre später sind es 64 Mannschaften aus ganz Deutschland, Finnland, Tschechien und Frankreich. Einzelne Spieler kommen sogar aus Brasilien, Österreich oder der Schweiz. Es ist eine offene Meisterschaft, jeder kann sich mit einem Team anmelden.

"Wir waren etwas verrückt und dachten uns, wenn wir schon das erste Mölkky-Turnier in Deutschland veranstalten, dann soll es gleich die Meisterschaft sein", erinnert sich Koskela an die Anfänge. Aus einer Idee, dem Engagement von Initiator Horst Neuhoff und der Hilfe vieler Freiwilligen ist ein professioneles Turnier geworden, samt Camping auf dem Gelände des FSV Bruck. Seit im Jahr 2011 die Meisterschaft von Nürnberg nach Erlangen gezogen war, findet sie immer auf dem Sandplatz an der Tennenloher Straße statt.

"Mittlerweile ist es ein großes Familientreffen." Für Mari Koskela macht vor allem das die besondere Atmosphäre dieser Meisterschaft aus. "Man kennt sich seit vielen Jahren. Es ist ein Miteinander, obwohl man gegeneinander antritt." Verbissen sind nur die wenigsten Spieler, auch Anfänger und Profis können gemeinsam antreten. Es geht um den Spaß. Das merkt man auch, denn hier nimmt sich keiner zu ernst. Witzige Team-Namen, Fan-Artikel und natürlich auch das ein oder andere Bier gehören dazu.

Mölkky ist ein Geschicklichkeitsspiel. Mit einem Wurfholz muss man zwölf nummerierte Kegel umwerfen. Die Zahlen entsprechen den Punkten, die es gibt, wenn man diese trifft. Die umgeworfenen Kegel werden an der Stelle wieder aufgestellt, an der sie gefallen sind. Wer exakt fünfzig Punkte erreicht, hat gewonnen. Wirft man mehr als 50, fällt man auf 25 zurück. "Es ist die perfekte Mischung aus Werfen können, Spaß haben, Glück haben und eine schöne Zeit zu verbringen", sagt Koskela.

 

In Finnland hat fast jede Familie ein Spiel zu Hause. "Für mich ist es finnische Kultur", sagt die 42-Jährige, die 1999 nach Erlangen gezogen war und seitdem hier lebt. "Andere spielen das Spiel aber einfach aus Spaß." Die finnische Herkunft ist dennoch spürbar, besonders während der Meisterschaft. Neben Deutsch sprechen die Teilnehmer vor allem Englisch, und ja, auch Finnisch hört man. Fürs Halbfinale ist sogar extra ein finnischer Schiedsrichter gekommen.

Sonntagnachmittag stehen die Höhepunkte an, die Halbfinals und später das Finale. Dann sammeln sich viele Spieler um die Felder, beobachten die Würfe der anderen, ganz leise wird es dann. Ansonsten herrscht auf dem Sandplatz reges Treiben. Ziel des Turniers ist für alle, möglichst viel zu spielen. Deshalb gibt es auch für die Entscheidung der hinteren Plätze Endrunden. Die Teams schätzen das, viele kommen jedes Jahr nach Bruck.

"Ich hätte nie gedacht, dass es sich so weiter entwickelt", sagt Koskela. "Aber der Zuspruch ist für uns eine Motivation, weiterzumachen." Dem Wahnsinn jedenfalls sind keine Grenzen gesetzt. Seit einigen Jahren findet die Weltmeisterschaft nicht mehr nur in Finnland statt, sondern in verschiedenen Ländern. Nach Frankreich und dieses Jahr Tschechien könnte Deutschland folgen. Und damit Erlangen.

Die Gewinner der Meisterschaft kommen aus Finnland: Team Tuppi.
Auf Platz 2 landete ein Team aus Deutschland: Holz Angels aus Aßlar und auf Platz 3 waren wieder Finnen: Team Konna & Koukku.

2 Kommentare