Comeback überraschte sogar Schindzielorz selbst

23.2.2016, 11:00 Uhr
Comeback überraschte sogar Schindzielorz selbst

© Bernd Schindzielorz

Herr Schindzielorz, was hat Sie nach zehn Jahren Wettkampfpause zu einem Comeback bewogen?

Jan Schindzielorz: Das war mehr oder weniger Zufall. Seit Mai 2015 bin ich auf der Sportinsel wieder regelmäßig im Training, mir hat irgendwo der Anschluss an eine Gruppe gefehlt. Seit vier Jahren wohne ich in Dietzhof am Walberla und habe mich auf dem Rennrad, dem Mountainbike und beim Joggen fit gehalten. Mir gingen die sportlichen Ziele aus, als ich 50 mal in einem Jahr auf den Rodenstein gerannt bin. Weil ich im Januar beim Seniorensportfest in Fürth meine Freundin Christine Priegelmeir sowieso begleitet hätte, bin ich dann einfach auch gestartet. Die Zeit im 60-m-Sprint ohne Hürden hat mich motiviert, auszuprobieren, was ich im Hürdenlauf noch leisten kann.

Wie sich herausgestellt hat, eine Menge. Eine Überraschung?

Jan Schindzielorz: Auf jeden Fall. Bei den ersten Versuchen hat es sich so lahm angefühlt. Aber ich bin noch über die Hürden gekommen und dann lief es von Woche zu Woche besser. Nach dem Rennen in Fürth haben wir auf den letzten Drücker in Ludwigshafen gemeldet und ich bin bayerischen Ü35-Rekord gelaufen. Mit der Quali-Zeit wusste ich, dass ich auch eine Chance auf den Deutschen Meistertitel habe. Ich war tierisch nervös, konnte meine Leistung zum Glück abrufen.

Bei Ihrer Krankengeschichte, nach eigenen Angaben 13 Muskelfaser- und einem Muskelabriss: Schwingt da im Hinterkopf nicht die Angst vor einer weiteren Verletzung mit?

Jan Schindzielorz: Als die Achillessehne und die Fußgelenke am Anfang Probleme gemacht haben, habe ich das Pensum zurückgefahren. Ich gönne mir nach der Anstrengung mal zwei Tage, in denen ich rumliege. Ich bin erfahren genug, um geduldig zu sein und auf meinen Körper zu hören. Als Leistungssportler hast du den Druck, bestimmte Zeiten zu bringen, um bei Wettkämpfen dabei zu sein und im Kader zu bleiben. Auch wegen der Sponsoren. Da wird auf die Gesundheit teilweise keine Rücksicht genommen. Heute habe ich das schöne Gefühl, nichts mehr zu müssen

Wie soll denn die zweite Karriere jetzt weitergehen?

Jan Schindzielorz: Theoretisch könnte ich sogar noch bei den Aktiven unter den besten Bayerns mitmischen, will mir das aber nicht mehr antun. Es hat sich ein Kreis geschlossen. Ich war schnellster Deutscher als U20-Junior, bei der U23, den Aktiven und bei den Senioren. Das macht mich stolz. Reizvoll wäre im März die Hallen-Europameisterschaft der Senioren in Italien gewesen. Von der Zeit her ist sogar eine Medaille drin. Nur ist das zu kurzfristig. Der Aufwand wäre zu groß, außerdem dürfte meine Freundin nicht starten, weil ihr 35. Geburtstag erst nach dem Stichtag ist. Aktuell habe ich wieder mit dem Hochsprung angefangen. Ein Traum wäre im Herbst die WM in Australien. Wenn es klappt, wollen wir die mit einem längeren Urlaub und einem Besuch bei Verwandten verbinden.

Nebenbei sind Sie ja seit kurzem auch als Nachwuchstrainer bei der LG Forchheim mit an Bord.

Jan Schindzielorz: Auf der Sportinsel bin ich auf einige meiner damaligen Förderer wie Marianne und Wolfgang Ende oder Rüdiger Hecht getroffen. Die haben nach einer Weile gefragt, ob ich mir ein Engagement vorstellen könnte. Tatsächlich hatte ich Lust, etwas an meinen Jugendverein zurückzugeben und mit den ambitionierten Athleten zu arbeiten. Im Winter war ich mit einer Gruppe zweimal die Woche in Fürth und habe eine Art Leistungstraining angeboten. Im Sommer führen wir das Projekt weiter.

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