Experten: Zustand der Wiesent ist "besorgniserregend"

1.9.2018, 10:00 Uhr
Mit der Fischtreppen können die Fische der Wiesent die Kirchehrenbacher Mühle umschwimmen.

© Ulrich Schuster Mit der Fischtreppen können die Fische der Wiesent die Kirchehrenbacher Mühle umschwimmen.

Bachforellen, Äschen und Elritzen haben in der Wiesent ein Problem. Ihre Lebensbedingungen sind aufgrund zunehmender Verschlammung und mangelnder Nahrungsquellen stark gefährdet. Das geht aus einer Studie der Fachberatung für Fischerei Oberfranken in Zusammenarbeit mit der Universität Magdeburg-Stendal hervor. Untersucht wurden dabei 14 Gewässerstrecken in sieben ausgewählten Fließgewässern in Oberfranken.

Analysiert wurden unter anderem der Sedimentbestand, der Fischbestand, die Wasserpflanzen sowie die Qualität des Wassers. Ökologisch gesehen waren die meisten Ergebnisse mäßig bis unzufrieden, so Thomas Speierl, Leiter der Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberfranken. Auch die Gesamtbewertung für die Wiesent sei mäßig bis schlecht gewesen. „Sie ist jenseits von einen guten Zustand“, sagt Speierl. „Es besteht hier dringender Handlungsbedarf.“

Besonders betroffen sind dabei die heimischen Fischbestände. Nur noch in rund einem Viertel der Fließgewässer in Oberfranken sind die Bestände in einem guten bis sehr guten Zustand. Grund dafür seien vor allem ein erhöhter Sedimenteintrag im Wasser sowie eine fehlende Durchgängigkeit der Fließgewässer durch Querbauwerke. Gerade das Problem der Sedimentablagerungen in Gewässern sei flächendeckend in Oberfranken vorhanden, meint Speierl.

In der Wiesent seien viele Fischarten, unter ihnen auch die Bachforelle, gefährdet, manche Arten wären bereits gar nicht mehr da, so Speierl. „Unsere Fische sieht und hört man nicht — wenn sie könnten, würden sie aufgrund der aktuellen Belastung laut aufschreien.“ Besonders gefährlich für die Fische sei die zunehmende Verschlammung der Wiesent. Kiesstätten und Sandbänke, die bestimmte Fischarten brauchen, um ihre Eier abzulegen, werden durch Sedimente verschlammt. Dadurch sinkt der Sauerstoffgehalt im Kies und der Fischlaich erstickt.

Wie diese Verschlammung zustande kommt, ist nicht eindeutig geklärt und hängt vermutlich von verschiedenen Faktoren ab. „Fakt ist aber, dass die Wiesent verschlammt“, sagt Johannes Mohr, Fachbereichsleitung für Ökologische Kreisentwicklung im Landratsamt Forchheim. Über Regenwasser, das Staubpartikel aufnimmt, die in die Kanalisation und damit in die Wiesent geleitet werden, könnte der Schlamm ebenso in die Wiesent gelangen, wie durch landwirtschaftliche Äcker in Flussnähe, so Mohr.

Thomas Speierl sieht zudem die zunehmende Flächenversiegelung als einen der Gründe für die Verschlammung an. „Jede Ursache für sich dürfte nicht das Problem sein, sondern die Summe aller bringt das Problem“, erklärt Johannes Mohr. Bereits vor einigen Jahren wurde eine Maßnahme zur Entschlammung der Wiesent durchgeführt, kurze Zeit später sei der Schlamm aber schon wieder da gewesen.

Was ist also zu tun, um die heimischen Fischbestände zu schützen? Johannes Mohr rät dazu, keine Äcker auf erosionsgefährdeten Bereichen anzulegen. Ein anderes Modell, das sich in den letzten Monaten im Landkreis Forchheim gut bewährt hat, sind die Wässerwiesen im Bereich zwischen Ebermannstadt und Forchheim. Das Wasser der Wiesent läuft hier über bestimmte Wiesen, düngt diese und fließt dann sauber wieder zurück in den Fluss. Gerade aufgrund der großen Hitze war das Wässerwiesenmodell im Unteren Wiesenttal in den vergangenen Monaten ein großer Erfolg.

Wichtiger Faktor Mensch

Für Thomas Speierl wären auch spezielle Rückhaltesedimente denkbar, um der Verschlammung vorzubeugen. Demnächst soll außerdem in Forchheim das Projekt „Wiesenforelle“ starten, das sich um bessere Lebensbedingungen und Fortpflanzungsmöglichkeiten für die Bachforelle in der Wiesent bemüht.
Für das Wohlbefinden der Fische ist aber auch der Mensch ein wichtiger Faktor: Durch übermäßige Bootsfahrten erschrecken die Fische, verstecken sich und können erst später auf Futtersuche gehen, so Mohr.

Es gilt auch zu überlegen, wie man trotz Nutzung der Gewässer, etwa durch Kanuten, Stress von den Fischen nehmen kann, gibt Speierl zu bedenken. Probleme machen auch neue zugewanderte Arten, wie verschiedenen Krebse oder nicht einheimische Fische, wie der Sonnenbarsch, der den Laich einheimischer Fischarten frisst.

Bürger sollten keinen Plastikmüll liegenlassen sowie sich von April bis Anfang Juni nur wenig im Fluss bewegen, um die geschlüpften Jungfische sowie die am Ufer brütenden Vögel nicht zu stören, rät Mohr.

Alle Ergebnisse der Studie werden auf sieben Tafeln im Amt für Ländliche Entwicklung in Bamberg veranschaulicht. Besucht werden kann die Ausstellung noch bis 5. September von Montag bis Freitag von 8.30 bis 11.30 Uhr sowie von Montag bis Donnerstag von 14 bis 15 Uhr im Amt für Ländliche Entwicklung in Bamberg, Nonnenbrücke 7a.

 

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