Forchheim: Debüt des neuen Chorleiters verspricht viel

10.1.2017, 18:00 Uhr
Forchheim: Debüt des neuen Chorleiters verspricht viel

© Foto: Udo Güldner

„Dona nobis pacem“: Wer hat diesen flehentlichen Ruf nach Frieden nicht alles schon vertont? Findet er sich doch inmitten der lateinischen Messe, an der Stelle, als das Brot gebrochen wird. Da ist es völlig egal, wer um ein Ende des Krieges bittet.

Sei es der erste Protestant Martin Luther, dessen Gebet „Verleih uns Frieden gnädiglich“ Felix Mendelssohn-Bartholdy in dunkle C-Moll-Töne gesetzt hat. Oder der Katholik Giuseppe Ottavio Pitoni, dessen vierstimmige Barock-Motette „Cantate Domino“ dem Herrn ein neues, lebensbejahendes Lied entgegensingt.

Denn Krieg und Verwüstung haben alle erlebt. Egal ob Bauernkrieg, Dreißigjähriger Krieg oder den Abwehrkampf gegen die muslimischen Osmanen. Kriege waren der Normalfall, Frieden war die Ausnahme.

Der Liedervereins-Chor hatte in den Tagen vor dem Konzert einige stimmliche Verluste hinnehmen müssen. Durch Viren auf knapp 30 Stimmen zusammengeschrumpft, ruft der die Muttergottes Maria um Beistand an. Dabei haben die Vokalisten eine einfache, für den Gottesdienst gedachte Komposition des Freiburger Pfarrers Johannes Schweitzer aus dem 19. Jahrhundert vor sich.

Und doch bedarf es präziser Intonation, Einfühlungsvermögen und aller Konzentration, um das scheinbar Schlichte zum Klingen zu bringen. Was dem Liedervereins-Chor, trotz des Fehlens einiger grundlegender männlicher Stimmen, gelingt.

Etwas versteckt im Altarraum, hinter den Sängerinnen und Sängern, hat Regina Karg aus Bamberg die Lippen und die Zunge gespitzt. Ihr nuanciertes Spiel auf der Querflöte zaubert mithilfe eines Bachschen „Siciliano“ eine Hirtenidylle neben die aufgestellte Krippe. Im zuversichtlichen „Wohl mir, dass ich Jesum habe“, aus einer der berühmtesten Bach-Kantaten „Herz und Mund und Tat und Leben“, vertraut die Musikpädagogin, die auch bei einem Musikinstitut in Forchheim lehrt, auf sanftschwingende Melodiebögen. Bisweilen hat Regina Karg auch ihr Instrument beiseite gelegt, um ihren lyrischen Sopran durch den Kirchenraum schweben zu lassen. Dann ist die anrührende Arie der Almirena aus der Händel-Oper „Rinaldo“ zu hören.

Es sind dies die wenigen Augenblicke, in denen Chorleiter Andreas Brunner nicht vor dem Klangkörper steht, sondern hinter ihm an den Pedalen und Manualen der Orgel sitzt.

Sonst nimmt dort Wolfgang Reichelt Platz und hat nur neun Register zur Hand. Für den Kirchenmusiker, der sonst über 36 Register auf seiner Stamm-Empore in St. Martin verfügt, ist das eine technische Herausforderung. Sein kammermusikalischer Zugang kommt den tänzerisch-leichthändigen Renaissance-Stücken eines Jan de Lublin ebenso zupass, wie Johann Gottfried Walthers Orgelkonzert im Stile Tomaso Albinonis.

Zuletzt wird das Publikum vom reinen Zuhörer zum zweiten Chor. Mit dem gemeinsamen Choral „Dona nobis pacem“ klingt das Kirchenkonzert aus. Zumindest für zwei Stunden war es hier friedlich.

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