Forchheim: Weg frei für Sportpark-Nord

4.11.2017, 07:52 Uhr
Forchheim: Weg frei für Sportpark-Nord

© Foto: Ulrich Schuster

Vor ungewohnt üppiger Kulisse von fast 50 Zuhörern absolvierte das Gremium ein knapp zweieinhalbstündiges Aufwärmprogramm. Abwechselnd skizzierten Bauamtsleiter René Franz, das Leitungsduo des Investors samt Architekt Thomas Lemberger sowie Vertreter der Sportvereine Voraussetzungen und Planungsstand. Am kürzesten widmete sich das Gremium dem Umzug des ATSV auf das Germania-Gelände im Stadtosten, unter anderem die notwendige Ertüchtigung der Brücke an der Von-Guttenberg-Straße hatte sich schon im Vorfeld als bedeutender Aspekt für den weiteren Planungsprozess herauskristallisiert.

Fast 300 Wohnungen

Eifrige Wortmeldungen der Stadträte riefen die neuesten Entwürfe für das "Philosophen-Viertel" hervor. Weil für das nördlich angrenzende Unternehmen Infiana seit den 1970er Jahren Sonderrechte beim nächtlichen Lärm gelten, prägt der Schallschutz das Design. Siebenstöckige Gebäuderiegel von bis zu 20 Metern Höhe sowie eine Hochgarage, die anstelle eines nicht mehr berücksichtigten Hotels gerückt ist, schirmen den Komplex ab. Die geforderte Geschosshöhe stehe dem anfangs in Betracht gezogenen Erhalt der Jahn-Kulturhalle entgegen, betonen die Planer. Bis 2021 sollen, mehrheitlich zur Miete, 169 reguläre (zwei bis sechs Zimmer) und 124 geförderte Wohnungen (zwei bis vier Zimmer) entstehen. Letztere sind in den Schallschutz-Blöcken angesiedelt, deshalb sieht der Grundriss keine Aufenthaltsräume Richtung Norden vor. Gestaltungsbedarf für das Quartier, in dem ein Nahversorger und eine Kindertagesstätte integriert sind, sahen die Stadträte vorwiegend beim Verkehrs- und Grünordnungskonzept. Die größte Kontroverse des Gesamtprojekts sollte allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen werden. Die Nachspielzeit zog sich — nach nochmaliger Unterredung mit Investor und den Jahn-Verantwortlichen — bis kurz nach 23 Uhr am Abend. Am Ende stand ein einvernehmliches, aber nicht einstimmiges Beschlusspaket, das wesentliche Hemmnisse ausräumt.

Wie berichtet, hatte der Planungsausschuss im März 2016 den Verzicht des städtischen Rückübertragungsrechts beim Verkauf des Jahn-Geländes an Bedingungen geknüpft. Der Verein, der sich mit der Umsiedlung finanziell konsolidieren und 600 000 Euro Schulden abstreifen will, sollte im Norden ein neuerliches Rückübertragungsrecht gewähren und 19 000 Quadratmeter, die der Verkaufsfläche entsprechen, in Eigentum erwerben.

Über die jetzige Entscheidung will die Stadt zwar Stillschweigen wahren. Die Vereinsseite aber interpretiert, mit ihren Vorschlag durchgedrungen zu sein, die Bedingungen zu streichen. Damit wird den komplizierten Besitzverhältnissen am künftigen Standort Rechnung getragen. Der überwiegende Teil des 40 000-Quadratmeter-Areals steht lediglich per Erbpacht zur Verfügung. Das Entgegenkommen der Stadt bei der Rückübertragung wurde maßgeblich durch ein Wertgutachten erleichtert. Bilanz: Der finanzielle Nachteil werde durch den vorzeitigen Heimfall der Jahn-Erbbauflächen (Klosterwiesen, Tennisanlage) südlich des bisherigen Vereinsgeländes kompensiert.

"Wir haben ein ganzes Stück geschafft. Wir haben nun acht Jahre aufgeholt und sind wieder auf dem aktuellen Stand, aber wir haben noch viele Hausaufgaben zu erledigen", konstatierte Oberbürgermeister Uwe Kirschstein, der die disziplinierte Sachlichkeit der Debatte lobte. Einer, der einleitend formulierte, "wir können hier Stadtgeschichte schreiben", zeigte sich besonders zufrieden. "Die dicksten Bretter sind gebohrt", sagt CSU-Stadtrat Udo Schönfelder, dem das millionenschwere Gesamtprojekt nicht nur als Jahn-Mitglied am Herzen liegt: "Wir tun etwas für die Stadtentwicklung und die Sportförderung. Die Stadt profitiert am meisten. Es gibt keine bevorzugte Behandlung der Vereine." Weniger euphorisch kommentiert Annette Prechtel (FGL) die Ergebnisse: "Wir haben hart gerungen und sind nicht 100 Prozent zufrieden. Es war eben viel Pragmatismus gefordert, sonst wären wir vor einem Scherbenhaufen gestanden. Gestört hat mich eine gewisse Forderungshaltung des Jahn, der nun beweisen muss, ob er ordentlich wirtschaften kann." Verantwortlich für ein positives Zukunftsszenario zeichnet unter anderem Uwe Schüttinger. "Wir haben nun die Sicherheit, um die Detailplanung voranzutreiben", sagt das Vorstandsmitglied mit neuem Optimismus. Nächster Meilenstein werden Verhandlungen mit privaten Grundstücksbesitzern und vor allem dem VfB Forchheim sein, der am kommenden Freitag seine Jahresversammlung abhält.

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