Forchheimer Lebenshilfe braucht selbst Hilfe

21.5.2017, 08:00 Uhr
Forchheimer Lebenshilfe braucht selbst Hilfe

© Roland Huber

Die Werkstatt der Lebenshilfe hat ihre besten Zeiten hinter sich. In der Einrichtung, in der 166 Menschen mit Behinderung beschäftigt sind, macht sich ein Modernisierungsstau bemerkbar. Dabei beschränken sich die Mängel nicht nur darauf, dass Teile der Werkstatt nicht mehr zeitgemäß sind. Auch Brandschutzmaßnahmen und Barrierefreiheit sollten auf einen neuen Stand gebracht werden.

Bei einer Führung durch die Räumlichkeiten der Lebenshilfe erläuterte Geschäftsführer Wolfgang Badura einzelne Punkte, die eine Modernisierung der Werkstätte dringend nötig machen. An vielen Stellen, wie beispielsweise dem zentralen Werkraum, wäre eine Erklärung aber gar nicht nötig. Die vielen Wasserspuren an der Decke des Raumes zeigen, dass das Dach undicht ist, die maroden Holzfenster und -türen im Erdgeschoss sprechen für sich. Durch eine energetische Modernisierung könnten hier jährlich zwischen 50 000 und 55 000 Euro gespart werden.

Andere Probleme, wie die schlechte Raumaufteilung, werden beim genaueren Hinsehen deutlich. Weil die Werkstatt im Laufe der Jahre an die jeweils aktuellen Bedingungen angepasst wurde, sind Transportwege und Lagermöglichkeiten ineffektiv, verschachtelt und kompliziert. Die Belüftung und Heizung einiger Räume ist kaum möglich. Eine neue Raumaufteilung soll diese Mängel beheben.

Auch das Brandschutzkonzept ist ausbaufähig und soll erneuert werden. Der Modernisierungsplan sieht dafür unter anderem einen Rettungsbalkon im Obergeschoss vor, über den man trotz Hanglage flüchten kann.

Sowohl die Treppe, als auch die Aufzüge ins Obergeschoss zum Speisesaal sind nicht barrierefrei. Um dieses Problem zu lösen, sieht der Plan vor, die Aufzüge zu verbreitern und den Speisesaal komplett zu verlegen. Er soll ebenerdig vor den Eingang der Lebenshilfe gebaut werden.

Nicht mehr zeitgemäß

Nicht zuletzt berücksichtigt das Konzept auch die demografische Entwicklung in der Einrichtung. Therapie- und Pflegeräume sind nicht mehr zeitgemäß, neue Räume für arbeitsbegleitende Maßnahmen, Sport oder zum Ausruhen wären nötig. Im Raumkonzept, das auch die Küche, die "Holzfertigung" und den Schwerstbehindertenbereich verlegt, sind diese Erfordernisse mit eingeplant.

Damit das zirka 6,5 Millionen Euro teure Projekt realisiert werden kann, hat die Lebenshilfe beim Landkreis einen Antrag auf Zuschuss in Höhe von 269 000 Euro beantragt. Auch die Ausfallbürgschaft soll vom Landkreis getragen werden. Die Mitglieder der beiden Ausschüsse stimmten dem einstimmig zu. Badura habe bei der Planung gute Vorarbeit geleistet; die Höhe des Zuschusses und der angestrebte Zeitrahmen seien vertretbar. "Bei der Entscheidung zur Hergabe der Mittel sollte man auch die Leistung der Lebenshilfe berücksichtigen", ergänzte Edwin Dippacher (CSU). Weitere Zuschüsse, etwa von der Agentur für Arbeit, dem Bezirk Oberfranken, dem Zentrum Bayern Familie Soziales und der Oberfrankenstiftung, hat sich die Lebenshilfe bereits gesichert.

Ein Antrag auf Förderung bei der bayrischen Landesstiftung über bis zu 200 000 Euro steht noch aus. Neben einem Darlehen über 699 000 Euro beim Zentrum Bayern Familie Soziales muss die Lebenshilfe ein weiteres Darlehen in Höhe von 1,7 Millionen am Kapitalmarkt aufnehmen. Die daraus entstehenden Zins- und Tilgungsbelastungen könnten laut Lebenshilfe mit Erträgen aus der laufenden Geschäftstätigkeit finanziert werden. Bevor die Modernisierung endgültig beschlossen werden kann, muss noch der Kreistag zustimmen. In diesem Fall ist der Beginn des Projekts auf 2018 datiert und soll laut Architekturbüro Schwarzmann zwischen eineinhalb und zwei Jahren dauern. Sorgen bezüglich einer Überschreitung des Budgets sieht Badura mit gemischten Gefühlen entgegen: "Auszuschließen ist es nicht. Planer und Architekten wissen aber, dass der preisliche Rahmen nicht überschritten werden darf." Zur Not wäre dann eventuell eine Nachförderung zu beantragen.

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