Forchheims Zukunft: Touristinfo am Paradeplatz?

18.5.2017, 19:31 Uhr
Forchheims Zukunft: Touristinfo am Paradeplatz?

© Foto: Roland Huber

Seit Wochen präsentieren die Stadtplaner um Leonhard Valier mitsamt der Verwaltung, was ihnen zum integrierten Stadtentwicklungskonzept ISEK einfällt. Dabei kommen Ideen mit Überraschungs-Potenzial heraus, die nicht jedem gefallen. In der Sondersitzung ging es um die erweiterte Innenstadt, von West nach Ost gesehen (Start am Bahnhof, Ende auf der Sportinsel) und mit einigen Perlen, das heißt, Gebäuden und Plätzen mit Potenzial.

Das Rathaus ist eine der Perlen, keine Frage, für Leonhard Valier. Wahrscheinlich sogar die allergrößte und wichtigste. Je nachdem was sich künftig in dem Gebäude abspielen soll — zur Diskussion steht ein "Haus der Begegnung" — hat das Auswirkung auf die anderen Perlen, überhaupt auf die Stadtgestaltung.

Wenn die Verwaltung nicht mehr im Rathaus unterkommt, wo dann? Leonhard Valier schlägt das jetzige Bauamt mit Bauhof nach einer Umgestaltung vor. Dadurch würden mehrere Gebäude frei. Um herauszufinden, was sich mit dem Freiraum unternehmen lässt, sollte das Gebiet vom Rathaus bis über die Wallstraße zum Paradeplatz näher untersucht werden, empfiehlt Valier. In den Umgriff fallen auch städtische Liegenschaften wie das ehemalige Kino, in dem derzeit ein Textilgeschäft untergebracht ist. Das Gebäude empfindet Valier definitiv als Perle, die zum Glänzen gebracht werden kann. Die Wallstraße in Gänze könnte er sich als grünen Gürtel vorstellen.

Neuer Parkplatz?

Auch die alte Kommandantur hat im Gedankenspiel um die Zukunft der Stadt einen Platz. Das Haus gehört der Stadt und könnte irgendwann einmal Sitz der Touristinfo werden, im Innenhof könnten Bauernmärkte stattfinden, stellt sich Valier vor. Das war so noch nicht erörtert worden. Damit würde der Paradeplatz — wenn er umgebaut ist — zum zentralen Scharnier der West-Ost-Achse. Die Touristenbusse sollen hier die Gäste abladen, die sich in der Touristinfo erkundigen und durch die Stadt geleitet werden. Parken könnten die Busse könnten an einem neu zu bauenden Parkplatz in der Nähe des Bahnhofs. Besonders bei diesem Vorschlag wurde klar, dass es sich nur um eine Idee handelt: Das Gelände gehört nicht der Stadt, sondern einer privaten Gärtnerei. Zur Perlenschnur gehören auch das VHS-Gebäude, die Sportinsel und der ehemalige Krankenhausgarten.

Für Sebastian Körber (FDP) zwingt ISEK die Stadt in ein Korsett. 1994 habe es das letzte Stadtentwicklungkonzept. Was sei geschehen? "Nur Flickschusterei." Allein, was jetzt geplant sei, koste 150 Millionen Euro, "mir wird Angst und bang vor dem Wunschkonzert." Auch für Reinhold Otzelberger (SPD) sind manche Perlen eher dicke Brocken (Touristenbus-Parkplatz, altes Kino, ehemaliger Krankenhausgarten), an denen die Stadt drohe, sich zu verschlucken. Er empfehle, sich lieber auf die Baustellen zu konzentrieren, die es bereits gebe: Das Rathaus, die Bamberger Straße, die Hornschuchallee, das Scheunenviertel und mehr. ISEK sei ein Sammelsurium an Ideen, ein Masterplan mit Grobzielen, das die künftigen Generationen beschäftigen werde, so Manfred Hümmer (FW). Prioriät müssten die Pflichtaufgaben haben. Der Haushalt sei entscheidend.

"Wir werden immer auf den Geldbeutel schauen müssen, aber man kann Dinge auch tot laufen lassen", konterte Lisa Hoffmann (SPD). Die Umgestaltung des Paradeplatzes werde schon seit über 20 Jahren angemahnt. Der Zeitplan sei ambitioniert, aber machbar. Damit spielte sie auf eine Forderung an, die Manfred Hümmer erneut stellte: mehr Zeit, um besser entscheiden zu können. Ende des Jahres muss ISEK stehen, sonst gebe die Bezirksregierung keine Städtebauförderung mehr, betonte Leonhard Valier und gab damit auch Oberbürgermeister Uwe Kirschstein Rückendeckung. Der war kürzlich von FW und CSU kritisiert worden, dass er zu sehr dränge.

Holger Lehnard (CSU) analysierte als einer der wenigen die Ideen: Den Grünzug Wallstraße fand er gut, der alte Krankenhausgarten sei etwas für künftige Generationen. Außerdem brachte er ein Leitsystem für die Radtouristen an. Sein Kollege Udo Schönfelder konnte dem Umzug der Verwaltung ins Bauamt nichts abgewinnen. Das bringe Frequenz aus der Innenstadt heraus. Am liebsten hätte er eine ISEK-Minimallösung, sehr grob und nicht so intensiv. "Ich mache es kurz: Wir brauchen ISEK, der Haushalt wird uns diktieren, was machbar ist", resümierte Manfred Mauser (FBF).

Kein starres Korsett

ISEK biete jede Menge Chancen, versuchte Leonhard Valier klar zu stellen. Man werde sowohl die alten Baustellen als auch die neuen Ideen aufnehmen. Am Ende gebe es vielleicht 50 Maßnahmen im ISEK-Katalog. Der fungiere dann als Handlungsleitfaden für die nächsten 20 Jahre. "Was sie wirklich davon umsetzen, liegt in ihrer Hand. Das entwickelt sich durch sie weiter." Je mehr im ISEK drin steht, um so mehr Möglichkeiten hat die Stadt: Was nicht im Konzept enthalten ist, wird wahrscheinlich auch keine Fördermittel erhalten.

Ausführlich brachten die Freien Wähler und die CSU Kersbach zur Sprache. Man ist sich einig: Über das künftige Wohnbaugebiet Pointäcker Süd dürfe erst entschieden werden, wenn vorher die Bürger innerhalb des ISEK-Prozesses gefragt worden seien. "Sonst brauchen wir uns über Politikverdrossenheit nicht wundern", so Thomas Werner (CSU).

Am Ende war der Beschluss einstimmig: ISEK wird weiter entwickelt, die Gebiete rund um Wallstraße und Bahnhof müsste man sich darüber hinaus näher ansehen.

Keine Kommentare