„Jamily“ verwandelt Junges Theater in Tanzschuppen

29.12.2015, 17:30 Uhr
„Jamily“ verwandelt Junges Theater in Tanzschuppen

© Udo Güldner

Draußen war dunkle Nacht, und doch trug Rainer Adebahr neben seiner Gitarre eine Sonnenbrille. Ob es dem hellen Bühnenlicht geschuldet war, oder dem legendären Stevie Wonder, dessen „Superstition“ für abergläubiges Staunen sorgte, wer weiß. Die „Jamily“ mit Musikern aus Forchheim und Umgebung jedenfalls hatte bei ihrem Jahresabschluss so viel Freude, dass diese auch auf die Besucher übergriff.

Ein wandlungsfähiger und bis in die Zehenspitzen mit positiver Energie geladener Lead-Sänger war Frank Polster auch als Billy Idol. „In the midnight hour, she cried: More more more“, hörte man den aufrührerischen Pathos des „Rebel Yell“ und zugleich die Gäste im Kulturkeller. Ihm zur Seite Peter „Sting“ Lassner, der nicht nur als „Englishman in New York“ umherirrte, sondern auch dem Led Zeppelin’schen „Stairway to Heaven“ blockflötend einige melodische Stufen der Tonleiter hinzufügte.

Platz für neue Klänge

Im „Dreadlock Holiday“ der britischen Formation „10cc“ gab es mehr als nur zehn Kubikzentimeter Karibik in die Ohren. Der Reggae durchspülte die vom schmalzigen Weihnachtsgedudel verstopften Gehörgänge gründlich und schaffte Platz für neue Klänge. An den Gitarren gab es einen feinfühligen Wolfgang Hoffmann, der in Eric Claptons „While my guitar gently weeps“ die Saiten zum Weinen zu bringen schien; und einen wild-ekstatischen Andreas „Andi“ Klier.

Gerhard „Gerdi“ Weiss, sonst für seine unnachahmlichen Neil Young-Performances bekannt, verlegte sich diesmal auf Tom Petty & the Heartbreakers. Mit ihnen durchlebte er in „Breakdown“ eine aufregende Nacht. Er warnte, dass „Too much love will kill you“ und hatte dabei Freddie Mercury an seiner Seite. Das leicht silbrige Timbre seiner ausdrucksstarken Stimme gab auch dem „Jumpin Jack Flash“, den Mick Jagger so animalisch hinausgeschleudert hatte, eine geheimnisvolle Aura.

Das weibliche Pendant am Mikrofon war Katrin „Kati“ Ritter, die sich allerdings nicht lange mit langatmigen Balladen aufhielt. Als „Mother’s Finest“ soulte sie sich durch „Baby love“, dessen Funken ihre „Jamily“ ebenso entflammten, wie das leicht entzündliche Publikum. Am Schlagzeug leisteten Chris Weigl und Jürgen Riedelmeier rhythmische Kärrnerarbeit, die dennoch genügend Freiraum für Genialität ließ. Seine Premiere auf der Jamily-Bühne erlebte Fabian Wegmann, der am Keyboard unaufgeregt und doch präzise begleitete. Besonders seine hammondartigen Zwischenspiele in den 70er Jahre Klassikern schufen eine psychedelische Atmosphäre.

Während seine Kollegen mindestens doppelt besetzt waren und daher ständig durchwechseln konnten, blieb ein fulminant hintergründiger Tobias Seitz mit seinem Bass als Einziger das ganze Konzert über sitzen.

Wie kraftvoll und mitreißend die „Jamily“ sich Soul, Funk und Rock widmete, zeigte sich schon daran, dass eine Gitarre, ein Mikrofon und einige Liter Forchheimer Bieres das „Jamily“-Konzert nicht überlebten.

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