„Müller & Friends“ hat im Jungen Theater neue Freunde gefunden

15.4.2015, 14:19 Uhr
„Müller & Friends“ hat im Jungen Theater neue Freunde gefunden

© Udo Güldner

In den 60er und 70er Jahren geben sich Musiker provokante Namen geben. Ein Duo aus Los Angeles nutzt William S. Burroughs von Skandalen umwitterten Roman „Naked Lunch“ als Inspirationsquelle und nennt sich „Steely Dan“.

„Müller & Friends“ spielt die Legenden aus „der guten alten Zeit“ in noch nie gehörten Arrangements, die origineller und aufgeweckter scheinen als die Originale. Etwa Stevie Wonders akustisch-erotisches „That Girl“ oder James Taylors melancholisches „Fire and Rain“. Bei Roland Müllers Zugang wirkt alles organisch gewachsen, nichts künstlich aufgepfropft, nichts zufällig, alles von langer Hand geplant. Und doch gibt es Spielraum für die Solisten.

Sobald die wilden, die unbändigen, die entgrenzten Improvisationen beginnen, ist Müller mit einer seiner vielen Gitarren in seinem Element. Sei es in Eric Claptons Power-Ballade „Layla“ oder in einer eigenen Bearbeitung der Jimi Hendrix-Nummer „Angel“. Im Mittelpunkt des Abends stehen aber auch zwei Stimmen. John Marshall und Hanna „Isi“ Iser, beide aus Nürnberg, die sich wunderbar ergänzen.

Energie eines Vulkans

Sobald sie Jeff Becks „People get ready“ ins Mikrofon haucht, sind die Leute im Kulturkeller wirklich fertig. Eine wunderbar weiche und warmherzige Stimme, die Soul-Balladen ebenso überzeugend singen kann wie rockige, funky Songs. Dabei steckt ungeheure Energie in dem vokalen Vulkan, der in Thelonious Monks „Round Midnight“ auch jazzige Funken sprüht.

Als Brite ist John Marshall in der englischen Sprache zu Hause. Viel wichtiger aber sind seine für Blues und Soul bestens geeigneten Stimmbänder, die eine herbe Süße, eine rauhe Zärtlichkeit verströmen. Selbst im Falsett ist er an diesem Abend in Höchstform.

Wie seine Kollegen, die Neil Youngs „Old Man“ ein harmonisches Lifting verpassen und mit Sting einen herbstlich angehauchten Spaziergang über „The Fields of Gold“ machen. Am E-Bass zeigt sich Roland Häring, der jenseits des Scheinwerferlichts in seinem Tonstudio in Fürth als Musikproduzent dem Deutschen Schlager regionale Weltgeltung verleiht, als kreativer Kopf, der sein Instrument wie ein Virtuose und nicht wie ein Rhythmus-Zuarbeiter handhabt.

Meisterlicher Amateur

Am Schlagzeug hat Markus Grill aus Neumarkt alle rhythmischen Fäden in der Hand. Der Elektro-Ingenieur ist der einzige in der Band, der kein Berufsmusiker ist. Was aber erst einmal nicht auffällt, so vielseitig, präzise und kraftvoll grundiert er die Nummern, die mit George Bensons Fusion-Klassiker „Affirmation“ beginnen und mit Daryl Hall & John Oates’ bluesig-poetischem „Do what you want, be what you are“ enden. Und das machen „Müller & Friends“ dann auch.

Ein Wiedersehen gibt es mit Ralf „Banz“ Heilmann aus Hausen. Zuletzt mit der „Keller Mountain Blues Band“ im Jungen Theater, und zuvor mit „Blue Heat“, zeigt er ein untrügliches Gespür für den Groove und mischt mit seinen Keys einen Klang herbei, der dem der Hammond-Orgel nahekommt. Was soll man angesichts der technischen Perfektion, des musikalischen Ausdrucks, des mitreißenden Groove und der nicht zu bändigenden Spielfreude da noch ergänzen? „Müller & Friends“ hat an diesem unterhaltsamen Abend viele neue Freunde gefunden.

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