Neuer Trakt am Streckerplatz nimmt Form an

21.6.2015, 06:00 Uhr
Neuer Trakt am Streckerplatz nimmt Form an

© Grafik: Landratsamt

„Mit gefällt der alte Sitzungsaal“, sagte Franz Streit (CSU) gegen Ende einer längeren Debatte und wandte sich gegen einen neuen Saal. „Es geht nicht um den Saal, sondern um den Platz“, erwiderte Landrat Hermann Ulm (CSU). Seit klar ist, dass das Löschwöhrdgebäude verkauft werden soll und dafür am bestehenden Landratsamt ein Neubau hochgezogen wird, hat die Verwaltung viel gerechnet. Es geht um Arbeitsplätze — wer hat bisher im Löschwöhrdgebäude gearbeitet (41 Mitarbeiter), wer soll umziehen, sollen Volkshochschule (VHS) und Kreisjugendring (KJR) auch am Landratsamt mit dem Neubau einziehen? Und wie entwickelt sich der Personalstand?

Kreisbaumeister Walter Neuner hatte den Kreisräten seine Skizzen für die sogenannte „Große Lösung“ präsentiert. In Richtung der Raiffeisenbank könnte ein viergeschossiger Anbau entstehen (2,4 Millionen Euro), in dessen oberstem Stockwerk ein Sitzungsaal (850 000 Euro) untergebracht ist. Der könnte auch außerhalb der Öffnungszeiten des Landratsamtes für Veranstaltungen geöffnet sein. Per Übergang gelangt man in den Altbau. Dort könnte man das Gebäude mit dem alten Sitzungssaal um ein Stockwerk aufstocken und zusätzliche Büroebenen gewinnen (3,4 Millionen Euro). Insgesamt ergäbe dies als grobe Kostenschätzung 6,7 Millionen Euro und 71 Arbeitsplätze.

Gleich gescheit machen

Doch braucht es diese Große Lösung, einen neuen Sitzungssaal, wirklich, wie sieht es mit dem Bedarf an Arbeitsplätzen aus? Die Verwaltung hatte für die nächsten zehn Jahre eine Steigerung um 30 auf 91 prognostiziert. Die Lösung mit 71 Arbeitsplätzen liegt darunter. Ulms Beschlussvorlage gab keine Richtung vor.

Wolfgang Fees, Fraktionssprecher der SPD, legte sich als erster fest: „Wenn, dann machen wir es gescheit und bauen einen Sitzungssaal, der auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist.“ Jürgen Schleicher (JB) sprach sich für eine zukunftsträchtige Investition aus: „Eine funktionierende Verwaltung braucht Räume.“ CSU-Kollege Edwin Dippacher tendierte ebenfalls zur Großen Lösung, hatte aber noch Fragen, besonders zum Personalbedarf. An dem biss sich Manfred Hümmer (Freie Wähler) fest.

Angesichts des Kreishaushaltes — Verschuldung laut Finanzplan 2019 bei 59,6 Millionen und einer Anregung der Regierung von Oberfranken, Privatisierungen zu prüfen — wie sehe es denn mit Telearbeit oder Raumteilern aus? Das Personalentwicklungskonzept sei noch nicht ausgereift. „Ist ein viergeschossiger Anbau notwendig?“ Besonders störte sich Hümmer an Wünschen des KJR. Dieser hatte einen Saal mit 50 Plätzen genannt. „Das klingt mir doch sehr nach Wunschkonzert.“

Schwierige Prognosen

Eine Prognose des tatsächlichen Personal- und Raumbedarfs sei schwierig, so Reinhold Göller, Leiter Zentrale Aufgaben am Landratsamt. Das hänge von gesellschaftlichen Entwicklungen ab. Neuner nannte die Zulassungsstelle, die außen vor bleiben soll: Falls es künftig nur noch Online-Zulassung oder ein lebenslängliches Kennzeichen gäbe, sehe der Raumbedarf wieder ganz anders aus.

Der Kreisbaumeister hatte auch den Umzug des KJR ins Landratsamt nicht berücksichtigt. Der könnte auch anstelle der VHS ins ehemalige Kolonnenhaus in der Hornschuchallee ziehen. Hümmer sprach sich für Gespräche mit der Stadt aus. Dippacher verlangte jedoch einen Umzug: Die ausgelagerte VHS koste den Landkreis knapp 30 000 Euro pro Monat: „Raus, her zu uns.“

Karl Waldmann (Grüne) regte an, frei werdende Räume in den Forchheimer Gymnasium zu prüfen. Dort gebe es nur noch sieben Eingangsklassen — und damit eventuell Platz für VHS und KJR. Die Grünen hatten sich gegen einen Verkauf des Löschwöhrdgebäudes ausgesprochen. Waldmann sprach wegen künftiger Haushaltsrisiken wie der Klinikfusion gegen einen neuen Saal: „Das klingt nach Luxus.“

Welche Fachbereiche sollen nun wohin? Hümmer waren das „zu viele Optionen. Alles ist zu vage.“ Trotzdem einigte man sich schließlich einstimmig darauf, die Planungen für einen Ersatzneubau und eine Aufstockung des alten Gebäudes voranzutreiben. Die Raumplanung ist offen.

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