OB Stumpf: Personal steckt hinter Revolte im Altenheim

10.6.2015, 18:20 Uhr
OB Stumpf: Personal steckt hinter Revolte im Altenheim

© Edgar Pfrogner

Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU) wurde für seine Äußerungen im Interview mit Moderatorin Birgit Rosshirt in der Vorabendsendung teilweise ausgebuht, ausgepfiffen und mit Verbalattacken belegt. Er "verdiente" sich den Unmut allerdings redlich durch seine eigenen Angriffe aufs Personal des Katharinenspitals.

An einer Stelle der mehrminütigen Live-Schaltung nach Forchheim provozierte die Moderatorin das Publikum (circa 30 Bewohnerinnen und Bewohner sowie ein Teil des Personals) zu einer lautstarken Bekräftigung der Forderung, im Heim wohnen bleiben zu dürfen und nicht dem vom Stadtrat mit 16 zu neun Stimmen beschlossenen Totalabriss weichen zu müssen.

Als Rosshirt unmittelbar darauf den OB zu Wort kommen ließ, keilte er zurück: "Das war gerade sehr typisch: Das Personal hat Beifall geklatscht, die Senioren waren ruhig." Das stieß freilich bei Bewohnern wie Pflegern sofort wieder auf energischen, teils mit Verbalattacken ("Sperr' dei Ohr'n auf!") vorgetragenen, lautstarken Protest.

Gegenüber den Nordbayerischen Nachrichten bekräftigte nach der Sendung die 93-jährige Edith Rosenbaum, dass der Protest gegen die Umsiedlung der Senioren durchaus nicht vom Personal, sondern von den Bewohnern selbst initiiert wurde. Auch die Bewohnerin Franziska Lamm sagte den NN, dass "nicht die Schwestern" hinter dem Protest stecken, sondern "wir wollen auf die Barrikaden."

Doch OB Stumpf rechnet anders. Bei einer Versammlung aller Betroffenen vor einigen Wochen habe es keinen Protest gegeben. Erst nach einer Personalversammlung sei Widerstand laut geworden. Auch das bestreiten Rosenbaum und Lamm: Zunächst hätten sie gar nicht recht begriffen, wie ihnen geschehe.

Moderatorin Rosshirt fragte den OB, wie er reagiere, wenn die Senioren und die Pfleger wie angekündigt das Heim besetzten und dem Abrisskommando nicht weichen wollen. In diesem Fall, sagte Stumpf, werde das Personal, wenn es "kein Geld mehr bekommt, sehr schnell aufhören zu arbeiten" und dann würden auch die Senioren nicht mehr im Altenheim bleiben wollen. Damit verschärfte Stumpf den Zorn des Publikums erneut, während die Moderatorin den Kampfeswillen der Protestler anfeuerte: "Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren."

Im Anschluss an die Sendung erzählte der OB den NN, dass er bei der Versammlung am Dienstag mit Bewohnern und Personal nur vier Fragen zu hören bekommen habe: "Die habe ich beantwortet und dann bin ich mit Beifall verabschiedet worden."

Edith Rosenbaum verlangte live vom OB, "dass er uns genau das bietet, was wir verlieren. Er nimmt uns ja praktisch alles. Was Unrecht ist, muss auch öffentlich werden." Stumpf versicherte, für alle eine Lösung finden zu wollen und ab August mit anderen Heimträgern daran zu arbeiten. Doch dass alle 60 Bewohner zusammen bleiben können, das konnte und wollte er nicht versprechen: "Wir haben von der Diakonie Neuendettelsau 24 Plätze angeboten bekommen."

Der Neubau des BRK-Altenheims, just an diesem Vormittag war der Spatenstich, werde im Juli 2016 beziehbar, aber halt nicht für alle heutigen Spital-Bewohner. Eine Rücknahme des Abriss-Beschlusses komme jedenfalls nicht in Betracht, so Stumpf.

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