Puppendoktor praktiziert in Forchheim

14.3.2017, 06:00 Uhr
Puppendoktor praktiziert in Forchheim

© Berny Mayer

Seit 56 Jahren ist der 77-Jährige als Spezialist für Puppenleiden in ganz Deutschland und im Ausland unterwegs. Aus gesundheitlichen Gründen will er nun allerdings kürzer treten und nur noch in der Metropolregion tätig werden: "Meine Frau soll noch ein paar Jahre etwas von mir haben", sagt Günter Geier augenzwinkernd, während er in einer großen Plastikdose nach einem passenden Ersatzauge für eine gut 50 Zentimeter große Plastikpuppe sucht.

"Ich repariere eigentlich alles", erklärt Geier. In seinem "Puppenexpress-Auto" transportiert er rund 15 000 sortierte Ersatzteile zu seinen "Sprechstunden". Was er da zu tun bekommt? "Das, was auch ein richtiger Arzt kurieren muss — nur dass Puppen nicht bluten", erklärt Geier und zählt ein paar Beispiele auf: "Leistenbruch und Schädelbasisbruch, Augenleiden und Rheumatismus."

Es darf aber auch einmal eine neue Echthaarperücke für eine Edelpuppe sein. Oder neue Tatzen für einen Bären, zu dessen Entstehungszeit ein Stofftier noch mit Holzwolle oder Stroh gefüllt wurde.

Gefährliche Billigprodukte

"Deutschland war einst Weltspitze im Puppenbau, heute gibt es hierzulande keine einzige Puppenmanufaktur mehr", klagt Geier. Billigprodukte aus asiatischen Herkunftsländern würden den Markt überschwemmen und seien bisweilen sogar richtig gefährlich für ihre kleinen Besitzer. "In einer Puppe fand ich erst vor kurzem Glaswolle als Füllung — das ist extrem gesundheitsschädlich", weiß Geier. Daheim hat Geier derzeit einen 2,20 Meter großen Teddybären, "den ein Hund zerfleischt hat". Viel zu tun für den Puppendoktor.

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