Triathlon mit Gänsehaut, Tränen und Wespenstich

13.7.2015, 21:11 Uhr
Triathlon mit Gänsehaut, Tränen und Wespenstich

© privat

„Das Umdrehen im Bett war das unangenehmste, aber es war sowieso eine kurze Nacht, weil ich viel Cola getrunken habe und du nach so einem Tag natürlich noch aufgewühlt bist“, erzählt Lena Drummer. Für den Tag nach der größten sportlichen Herausforderung beziehungsweise Tortur ihres Lebens hat sich die frühere BWL-Studentin von der Arbeit freigenommen, wirkt jedoch ausnehmend gut gelaunt. Bester Laune ist auch ihre Trainingspartnerin Nadja Ludwig, die in der Nacht Gliederschmerzen und vor allem der Rücken plagten. „Ich habe es mir trotzdem schlimmer vorgestellt“, sagt die 30-Jährige.

Training, Arbeit, Training

Nach den Entbehrungen einer monatelangen Vorbereitung, „ein Freizeitleben hast du nicht. Keine Geburtstagsfeiern, seit März kein Alkohol. Es gibt nur Training, Arbeit und Training“, verrät Ludwig, habe sie sich vor drei Wochen noch geschworen, so etwas nie wieder zu tun. Spätestens mit dem Erreichen der Ziellinie im Rother Stadtgarten änderte sich die Einschätzung der Medienberaterin. Und auch ihre Leutenbacher Vereinskollegin Drummer weiß schon jetzt: „Dass war mit Sicherheit nicht mein letzter Langdistanz-Triathlon.“

Die Faszination für diesen speziellen Wettkampf beginnt für die beiden langjährigen Ausdauerathletinnen des SSV Forchheim mit der Startvorbereitung in der ersten Wechselzone am Hilpolsteiner Kanal. „Die Atmosphäre ist elektrisierend, die Anspannung der Leute ist an ihrem Stierblick zu erkennen. Im Wasser konzentrierst du dich als Teilnehmer dann voll auf dein Rennen, bekommst beim Luft holen aber den Jubel der Zuschauer mit“, erklärt Nadja Ludwig.

Für die Forchheimerin, die nicht die beste Schwimmerin ist, läuft es von Beginn an nach Plan. Als sie nach etwas weniger als eineinhalb Stunden auf ihr Rennrad steigt, ist die 27 Jahre alte Lena Drummer zwar schon auf der Strecke. Ludwig schließt aber auf und das Duo beflügelt sich fortan unter Einhaltung des Mindestabstands in Sichtweite, gegenseitig.

An den ersten Anstieg am Solarer Berg erinnert sich Ludwig so: „Unbeschreiblich. In dem Moment, in dem die Schleuse von Menschen unten auf geht und dich betätschelt und anfeuert, merkst du keinen Berg mehr. Mir kamen die Tränen und gleichzeitig musste ich Grinsen. Es war Gänsehaut.“ Drummer: „Ich dachte mir insgeheim. Ich melde mich direkt für den Challenge 2016 an.“

Auf der zweiten Runde haben dann die Teilnehmer mit Gegenwind zu kämpfen. Den Rhythmus von Ludwig und den von hinten heranfliegenden Männern kann Drummer vor allem aus einem anderen Grund nicht mitgehen: „Ab Kilometer 120 hatte ich durchgehend Schmerzen im Muskelansatz über der Kniescheibe. Später hat mich noch einer Wespe in der Leistengegend gestochen.“ Anstatt ans Aufhören zu denken, zählt sie jedoch die Kilometer bis zum zweiten Wechsel.

Neue Motivation

Viel Willenskraft ist verbraucht, als Drummer nach über siebeneinhalb Stunden Wettkampfdauer knapp drei Minuten nach ihrer Freundin auf den abschließenden Marathon geht. Doch die Bekannten vom SSV Forchheim, die den Weg auf sich genommen und an mehreren Positionen Stellung bezogen haben, will sie sehen und hören. „Ich war nie wirklich als Einzelkämpferin unterwegs, auch trainiert habe ich nie alleine. An mehreren Punkten bin ich Nadja begegnet und wir haben abgeklatscht. Dass es bei ihr weiter so gut lief, hat mich gefreut und auch aufgebaut.“ Das berüchtigte Gefühl, nach 180 Radkilometern auf rohen Eierschalen zu waten, ist Ludwig währenddessen schnell los. „Ich habe einen Sahnetag erwischt und keine körperlichen Beschwerden gehabt. Diese Sicherheit ist fürs Mentale ganz wichtig, wenn die letzten anstrengenden Kilometer anstehen“, findet die 30-Jährige.

Mit Kilometer 15, der Aufnahme von Cola-Getränken und diversen Überholvorgängen kommt ein Stück dahinter Lena Drummer immer besser ins Rollen. Wie Ludwig muss sie keine Gehpausen einlegen und bleibt am Ende unter einer Marathonzeit von vier und einer Gesamtzeit von zwölf Stunden.

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