Warten bis der Arzt kommt in Forchheim

29.12.2017, 06:00 Uhr
Die Patienten haben Husten und Schnupfen, brauchen Schmerztabletten oder ein Attest. Während sich gestern der Ansturm in der Notfallpraxis in Grenzen hielt, warteten am Mittwoch die Kranken bis zu drei Stunden.

© ROLAND HUBER Die Patienten haben Husten und Schnupfen, brauchen Schmerztabletten oder ein Attest. Während sich gestern der Ansturm in der Notfallpraxis in Grenzen hielt, warteten am Mittwoch die Kranken bis zu drei Stunden.

Grippe mit Fieber und fiesem Schüttelfrost, Migräne-Attacken, die den Kopf schier zum Explodieren bringen und verstauchte und angeschwollene Knöchel: Ganz klar, dass bei solch einem Krankheitsbild ein Arzt her muss. Doch wer zwischen den Jahren versucht, seinen Hausarzt anzurufen und einen Termin in der Sprechstunde auszumachen, muss sich in Geduld üben.

Der Anrufbeantworter springt bereits nach dem ersten Mal Klingeln an: „Wir haben Urlaub“, „Wir ziehen um“, „Wir sind momentan nicht erreichbar“, informieren die freundlichen Stimmen am anderen Ende der Leitung. Drastischer formuliert es die Telefonansage einer Allgemeinarzt-Praxis im Stadtosten: „Wenn Sie lebensbedrohlich erkrankt sind, wenden Sie sich an die 112“, wird der Patient informiert, „wenn sie sonstige ärztliche Hilfe benötigen, wählen sie die 116.117“.

Im Selbstversuch der Redaktion springt auch bei der 116.117 sofort die Automatenstimme an. „Halten Sie Stift und Papier bereit“, wird der Anrufer aufgefordert. Doch zu schreiben gibt es schlussendlich nichts, denn: „Am heutigen Brückentag nehmen Sie am besten Kontakt mit Ihrem Hausarzt auf“, so der Rat des automatischen Telefon-Fräuleins.

Alle Leitungen belegt

Würden wir ja tun, aber der ist, wie alle anderen Forchheimer Hausärzte, im Urlaub. Also lauschen wir der Stimme weiter, die uns quasi erste Hilfe im weltweiten Netz anbietet: „Unter www.kvb.de können Sie die diensthabenden Praxen erfragen.“ Das Internet wollen wir nicht befragen, sondern gerne mit einem Menschen sprechen, lassen also weiter klingeln und hören weiter zu: „Aufgrund der aktuell sehr hohen Nachfrage sind alle Leitungen belegt. Bitte rufen Sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder an“, heißt es und der Anruf wird von der Gegenseite abrupt beendet.

„Im Ärztlichen Bereitschaftsdienst wird über die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel mit einem erhöhten Anrufaufkommen gerechnet“, informiert die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) in einer Pressemitteilung. „So geht die KVB davon aus, dass bis einschließlich 7. Januar 2018 rund 110.000 Anrufe von Patienten zu erwarten sind. Daher kann es sowohl in den Bereitschaftspraxen, als auch bei der Vermittlung der Ärzte zu Wartezeiten kommen.“

Ob es denn in Ordnung ist, dass alle Hausärzte zeitgleich in Urlaub gehen, wollen wir von der KVB in München wissen: „Da gegenüber der KVB erst eine Meldung erfolgen muss, wenn die Abwesenheit länger als eine Woche dauert, können wir leider kein vollumfängliches Vertretungsbild für das Stadtgebiet Forchheim auswerten“, teilt die Pressesprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung auf Nachfrage der Nordbayerischen Nachrichten mit.

Von 9 bis 21 Uhr

Die Bereitschaftspraxis ist diese Woche jeden Tag von 9 bis 21 Uhr mit einem Arzt besetzt“, heißt es weiter. Die ärztliche Akutversorgung der Bevölkerung sei deswegen durch die erweiterten Öffnungszeiten in jedem Fall gegeben. „Wie in der Erkältungszeit und während der Feiertage üblich, gibt es momentan ein erhöhtes Patientenaufkommen. Vor allem grippale Infekte werden derzeit in der Praxis behandelt“, heißt es weiter. „Wir gehen davon aus, dass zum kommenden Wochenende die Patientenzahlen erneut ansteigen werden.“

Wie lange die Wartezeiten sind, das wollen wir genau wissen und fahren direkt in die Ärztliche Notfallpraxis in die Krankenhausstraße, dort haben ein Arzt und eine medizinische Fachangestellte Dienst. Etwa zehn Patienten, teilweise an Krücken oder die Schnupfennase fest ins Taschentuch vergraben, stehen an der Rezeption an. Die Situation ist entspannt, im Wartezimmer sitzen um die Mittagszeit gerade mal drei Männer und Frauen. Rezepte brauchen die Patienten, Schmerztabletten oder eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung für den Arbeitgeber. Die Wartezeit, die liegt bei etwa einer dreiviertel Stunde.

Die Patienten zeigen Verständnis dafür: „Zwischen Weihnachten und Neujahr muss man einfach Zeit mitbringen“, meint ein Patient, der sich am Vorabend beim Sturz auf einer Treppe den Fuß verletzt hat. „Wenn’s ganz schlimm ist, dann ruf ich den Krankenwagen“, meint ein anderer, „der kommt in fünf Minuten.“

Ganz anders sah die Situation jedoch am 27. Dezember aus, informiert die Sprechstundenhilfe: „Da war bei uns die Hölle los.“ Wartezeiten von bis zu drei Stunden mussten die Patienten in Kauf nehmen. Bis 23 Uhr wurden die Patienten, die in der Regel schwere Erkältungen und grippale Infekte plagen, behandelt. „Insgesamt klappt das Gesundheitswesen in Forchheim gut“, diktiert ein älterer Herr beim Verlassen der Praxis der Journalistin in den Block. „Schreiben Sie das!“

1 Kommentar