Alles fließt, nichts bleibt verborgen
19.6.2008, 00:00 UhrAnnette Voigt hat nicht etwa die Kunst in einen Container gesteckt. Raum her, Kunst rein, fertig. Nein, der Container selbst ist hier Kunst, denn Voigt hat wie kaum ein anderer Teilnehmer dieses Fürther Kisten-Projekts die Bedeutungsebene des Raumes versinnbildlicht.
Denn was machen eigentlich die Jungs vom Bau anderes als malochen? Und malochen heißt: Aufbauen, einbuddeln, Stein auf Stein stapeln, Material verbauen. Ein Baucontainer ist in diesem Sinne Kraftzentrum, Aufenthalts- und Aufbewahrungsort. Was allerdings im Zuge von Bauarbeiten entsteht, verschwindet größtenteils hinter Mauern, Wänden, Schächten; es wird unsichtbar. Voigt kehrt nun genau diesen Vorgang um.
Ihr Container ist ganz in Grau ausgekleidet und nicht betretbar. Nur Gucken ist erlaubt, denn den Raum dominieren virtuos gefügte Kunststoffrohre, vielleicht 50 insgesamt. Es sind jene handelsüblichen steingrauen Abflussrohre, durch die alles fließt - aber normalerweise eben im Verborgenen. Voigt holt sie hier ans Tageslicht und ordnet sie an zu einem rhythmisch furiosen Rankwerk.
Die in Erlangen lebende Künstlerin sagt, durch ihre Konstruktion könne theoretisch Wasser fließen. Die Quelle entspränge dann, vom Besucherposten aus gesehen, in der rechten oberen Ecke; von dort aus laufen die Stränge los. Das sonst Verbaute wird optisches Ereignis - und veredelt wird es obendrein, denn die äußeren Kanten der Rohrmuffen sind rundum vergoldet. Wann ging es in einem Baucontainer je derart sinnlich zu?
Netter kleiner Wortspiel-Doppelpass am Rande: Von Voigts «Quelle» bis zur ehemaligen Fürther (Einkaufs-) Quelle ist es lediglich ein Steinwurf. mab
Fürther Freiheit, täglich 11-20 Uhr