Aus Stadeln in die 2. Handball-Bundesliga

9.1.2015, 09:41 Uhr
Aus Stadeln in die 2. Handball-Bundesliga

© Foto: privat

Marius Fuchs’ Zeitplan war eng gestrickt. Einen Tag vor Heiligabend befand sich der 22-Jährige noch im hessischen Baunatal: „Wir hatten am Abend noch Abschlusstraining mit Video-Studium.“ Am Morgen des 24. Dezember ging es dann zur Familie nach Stadeln, wo Fuchs zwei Tage verbrachte. Frisch gestärkt stand er am zweiten Weihnachtsfeiertag bereits wieder in der Halle. Zum Auftakt der Rückrunde spielte er mit Eintracht Baunatal beim ehemaligen Erstligisten Großwallstadt um Zweitliga-Punkte.

Es war der erste und letzte Besuch im vergangenen Jahr. Was verbindet man da noch mit der Kleeblattstadt? „Es ist für mich die Heimat. Meine Mitspieler lachen immer, wenn ich das R rolle“, sagt Fuchs, der „hier noch ein paar Freunde“ hat. Er verspüre aber keinen Drang, unbedingt wieder zurückkommen zu müssen. 2008 kehrte er dem MTV Stadeln den Rücken und ging ins Handball-Leistungszentrum (HBLZ) des damaligen Bundesligisten TV Großwallstadt in Unterfranken. Dabei sah es anfangs nicht nach einer großen Karriere als Handballer aus. Zu Beginn spielte Fuchs beim FSV Stadeln noch Fußball, „aber da war ich keine Granate“. Mit elf Jahren motivierte ihn sein Vater Harald, der selbst beim MTV trainierte, zum Handball zu wechseln. Über die Bezirks- und Bayernauswahl führte sein Weg in die Jugendnationalmannschaft. „Mein damaliger Trainer war selbst am HBLZ und hat gemeint, ich solle mal vorbeikommen“, sagt der 22-Jährige, der mit 16 ins Internat wechselte.

Gegen die Wand

Rückblickend sei es eine verrückte Zeit gewesen. „Es war eigentlich eine riesige WG mit zwölf Gleichaltrigen“, erzählt Fuchs, der zwar zugibt, dass es „oft nervig“ war, der die Zeit aber keinesfalls mehr missen möchte. „Vor allem handballerisch hat mich das enorm weitergebracht.“ Im letzten A-Jugend-Jahr spielte das HBLZ bereits mit einer Sondergenehmigung in der dritten Liga der Männer, was für Marius Fuchs ein großer Schritt war, „denn anfangs war es, wie gegen eine Wand zu laufen“. Alles sei viel körperbetonter und athletischer, „da habe ich erst einmal ein halbes Jahr gebraucht“.

2011 bekam Fuchs dann ein Angebot des Drittligisten TV Kirchzell. In der abgelaufenen Saison erzielte der Kreisläufer dort 110 Tore und zog die Blicke der Konkurrenz auf sich. Zweitliga-Aufsteiger Eintracht Baunatal habe am meisten Interesse gezeigt und das beste Konzept vorgelegt, so der 22-Jährige, der vor Beginn dieser Saison nach Hessen wechselte. Die neue Liga sei „noch viel schneller und vor allem auch eine Kopfsache. Man muss in Drucksituationen richtig handeln“, sagt Fuchs, der mit seinem Team am Ende der Tabelle steht.

„Die Mannschaft ist mit einem Durchschnitt von 23 Jahren noch sehr jung, wir müssen Erfahrungen sammeln“, erklärt der gebürtige Fürther. Er selbst sei zufrieden, weil er relativ viel spiele und bereits 50 Treffer erzielt hat. Die Zukunft lässt Fuchs auf sich zukommen: „Ich habe hier nur einen Vertrag für die zweite Liga. Ich höre mir einfach alles an.“ Für die erste Liga sei er aber wohl zu klein, „mit 1,89 Metern sind oft alle um mich herum größer“. Den Größenunterschied macht der bullige Kreisläufer aber durch sein Gewicht wett. 100 Kilogramm bringt er auf die Waage. Und wenn doch alle Stricke reißen, hat Marius Fuchs vorgesorgt. Zwischen den täglichen Trainingseinheiten sitzt er am Laptop und studiert an der Fern-Uni Betriebswirtschaft und Management auf Sportbasis.

Keine Kommentare