Blaue Stunde, blauer Engel

2.1.2015, 13:30 Uhr
Blaue Stunde, blauer Engel

© Foto: Michael Müller

Vier Musiker, allesamt Instrumentalisten und Kapellmeister in Sinfonie- und Opernorchestern, Primgeiger Hartmut Krause sogar Mitglied des Bayreuther Festspielorchesters, gründeten im Jahr 2006 das SalonTanzOrchester. Das Ensemble hat sich der Filmmusik, Operettenmelodien und Liedern der zwanziger Jahre verschrieben. Tanzmusik aus aller Herren Länder als akustisches Silvesterfeuerwerk war denn auch das Thema dieser Soiree im Schloss.

Südamerikanische Rhythmen in Tango-, Samba- und Rumbaform, Slow Fox und Foxtrott, Wiener Walzer und Valse Paris – für jeden Geschmack war etwas dabei. Schade nur, dass im Schlosssaal nicht getanzt werden durfte. Doch von Tanzkapellen-Wurschtigkeit keine Spur. Mit Krause, Klarinettist Jens Bischof, Simon Backhaus am Kontrabass und Sebastian Zierer am Flügel war hier ein Quartett am Werk, das nicht nur mit erfreulicher technischer Perfektion spielte, sondern diese Stücke auch mit exzellentem Zusammenspiel und Ausdruckstiefe darbot.

Rasender Bass

Erster Höhepunkt war der Czardas von Vittorio Monti in einem tollen Arrangement, mit dem die Zuhörer schwungvoll in die Pause entlassen wurden. Wer glaubte, ein Kontrabass sei nur für Pizzicatobassfiguren geeignet, wurde eines Besseren belehrt. Am obersten Ende des Griffbrettes brillierte Backhaus mit Sechzehnteln in atemberaubendem Tempo, dem die Violine von Krause und Bischofs Klarinette in nichts nachstanden. Für das Klangfundament sorgte Zierer als versierter Pianist. Scott Joplins unverwüstlicher Ragtime „The Entertainer“ war ein weiteres Highlight voller klangschöner Duopassagen von Violine und Klarinette sowie gehämmerter Rhythmen von Bass und Klavier.

Abwechslung in den Programmablauf brachten Arrangements von Liedern Friedrich Hollaenders, die Erinnerungen an Marlene Dietrich im Film „Der blaue Engel“ weckten. Der Song „My Way“, hier einmal als feines Instrumentalstück, ließ vorm geistigen Auge Frank Sinatra durch den Saal schlendern.

Krause moderierte das Programm mit aufschlussreichen Informationen zu den Komponisten und ihren Werken. Mit einer Rumba als Zugabe endete die Silvestersoiree nicht in einem musikalischen Feuerwerk, sondern eher gefühlvoll und getragen – ein durchaus sinnvoller Gedanke zum Jahreswechsel.

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