Der Klimawandel macht auch Fürth zu schaffen

3.12.2015, 21:00 Uhr
Der Klimawandel macht auch Fürth zu schaffen

© Archivfoto: Hans Winckler

Wenn es im Vorfeld des Klimagipfels noch eines Beweises bedurfte, dass Handlungsbedarf besteht, dann hat ihn der letzte Sommer den Fürthern frei Haus geliefert. Ihre Sorge will Birgit Auerswald, zuständig für den Grünflächenunterhalt in der Stadt, denn auch gar nicht verheimlichen, wenn sie auf die zurückliegende Vegetationsperiode angesprochen wird.

Extreme Trockenheit und Hitze hätten der Natur schwer zu schaffen gemacht. Der Regen der vergangenen Tage – nur 15 Millimeter pro Quadratmeter statt der prognostizierten 60 – sei eher dürftig gewesen. Übers Jahr mussten die Pflanzen mit weniger als der Hälfte der üblichen Wassermenge auskommen. „Rasenansaaten werden zunehmend schwieriger“, sagt Auerswald. Ohne Bewässerung ließen sich viele Grünflächen kaum noch erhalten. Obwohl das Grünflächenamt heuer sogar einen Tanklaster gemietet hat, um den Durst der Pflanzen stillen zu können, ist etliches verdorrt.

Bei den Bäumen rechnet die Expertin erst im nächsten Jahr mit den Folgen der Trockenheit. Der feuchte Herbst habe den Laubabwurf verzögert. Doch der Stress stecke noch in den Gewächsen. Tropische Pflanzen sind für Auerswald keine Lösung. Da heiße Sommer keine Garantie für milde Winter seien, würden sie eingehen wie die Palmen auf dem langen Kreisel in der Fronmüllerstraße.

Dass die Landwirtschaft ihre Rechnung mit dem Klimawandel machen muss, ist für den Kreisobmann des Bauernverbandes, Siegfried Tiefel, keine Frage. Aus Paris erwartet er sich keine Hilfe. „Witterungsextreme muss man durchstehen, sonst ist man kein guter Landwirt“, lautet seine Devise. Schwer erwischt habe es heuer den Futtermittelanbau und Energiepflanzen. Bis zu 60 Prozent Ertragseinbußen schlugen bei Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben zu Buche. Wappnen könne man sich dagegen nur mit ausreichender Vorratshaltung.

Ohne künstliche Beregnung geht in der heimischen Landwirtschaft kaum noch etwas. Vor allem bei den Sonderkulturen. Dennoch meint Tiefel: „Zwei oder drei trockene Jahre hintereinander verkraften wir nicht.“ Andere Pflanzen kommen auch für Tiefel nicht in Frage. Allenfalls mit der früheren Aussaat des Wintergetreides könne man der Trockenheit in der warmen Jahreszeit ein wenig Paroli bieten. Auch in der Landwirtschaft muss man mit Spätfolgen rechnen. Wie zum Beispiel der Spargel den Sommer überstanden hat, das wird sich – so Tiefel – erst im nächsten Frühjahr zeigen. Als „schleichende Entwicklung“ hat der Ritzmannshofer den Klimawandel längst auf seinem Radar.

Auch Stadtförster Martin Straußberger, der wenig zu Aufgeregtheit neigt, ist zutiefst beunruhigt. „Das macht bald keinen Spaß mehr“, kommentiert er die Tatsache, dass heuer bereits der dritte Versuch zum Aufforsten der Bauschuttdeponie im Stadtwald kläglich gescheitert ist.

„Weil sie noch nicht so tief und so fein wurzeln, brauchen junge Bäume viel Wasser“, erläutert der Förster. Bewässern kommt bei der Größe der Aufforstungen schon aus Kostengründen nicht in Frage. Nur um den geplanten Energiewald für die Hackschnitzelproduktion macht sich Straußberger keine Sorgen. Diese Bäume seien robust genug. Gut überstanden haben den heißen Sommer auch Wildtiere wie Hasen – und Insekten, von denen einige den Pflanzen zusätzlichen Stress bereiten.

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