„Du kannst alles schaffen, Grenzen gibt es nur im Kopf“

8.3.2015, 10:00 Uhr
„Du kannst alles schaffen, Grenzen gibt es nur im Kopf“

© Athina Tsimplostefanaki

„Du kannst alles schaffen, Grenzen gibt es nur im Kopf“

© Athina Tsimplostefanaki

Die gute Nachricht hat einen langen Bart und heißt: Mädchen sind in Mathe genauso gut wie Jungs. Doch dabei belässt es die OECD in ihrem Bericht zur Chancengleichheit der Geschlechter nicht. Dort heißt es nämlich, dass gerade in Deutschland zu viele Mädchen selbst ihre Fähigkeiten anzweifeln, weil es ihnen so eingeimpft wurde. Schlechte Nachrichten just zum Weltfrauentag am 8. März. Das sieht Elke Heinemann ähnlich. „Das tut weh“, sagt die Mitveranstalterin der Frauenmesse Franken in Fürth und Organisatorin von Frauenreisen, „und ich verstehe es eigentlich nicht.“ Sie selbst kenne zum Beispiel mehrere Informatikstudentinnen: „Um sie herum sind natürlich viele männliche Nerds, aber die Mädels sind fasziniert von diesem Thema und ziehen das Studium durch.“ Renate Trautwein (53), Historikerin, stimmt ihr zu und erinnert sich spontan „an eine junge Frau, die gerade in den Abschlussprüfungen als Mathelehrerin steht.“

Vier Mädchen, 20 Jungs

„Vielleicht denken viele Mädchen heute noch, Berufe, die sich um Mathematik oder Naturwissenschaften drehen, würden nicht so viele Kontakte bieten und relativ einsames Arbeiten mit sich bringen“, überlegt Trautwein. „Das ist natürlich nicht wahr, die Bandbreite ist doch sehr groß.“ Sie selbst habe 1978 in der Hans-Böckler-Schule den damals neuen mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig besucht: „Auf meinem Klassenfoto sieht man vier Mädchen – und 20 Jungs.“ Elke Heinemann gesteht: „Ich war in Mathe nicht gut und habe das Fach nach der 12. Klasse abgelegt. Aber bei meinen Brüdern war das ähnlich.“

Messeret Kasu (44), die wie Heinemann und Trautwein in der Schwabacher Straße über den Weltfrauentag informiert, hat Zweifel an den Schlüssen, die in der OECD-Studie gezogen werden: „Ich glaube nicht, dass die Eltern Mädchen nicht genügend fördern. Für mich müsste beim Schulsystem etwas geändert werden, damit es mehr Unterstützung und Selbstvertrauen für Mädchen gibt.“

„Als Schülerin fand ich Mathe toll, wenn es greifbar war. Ich habe mich lieber mit Vektoren als mit Stochastik beschäftigt“, erinnert sich Daniela Schefter. „Grundsätzlich mochte ich Mathe aber, Gleichungen zu lösen, fand ich zum Beispiel toll.“ Die 31-jährige ist Englischlehrerin und Mutter einer neun Monate alten Tochter. Für sie ist klar, dass „das Geschlecht wenig mit Kompetenz zu tun hat“. Ihre Tochter wird sie auf jeden Fall „ihre Interessen finden und ausleben lassen.“

„Rollenbilder im Spiel“

Zu Schulzeiten gab Matthias Glauch Nachhilfe in Mathe. „Vornehmlich Mädchen haben Hilfe gesucht und ich hatte schon manchmal das Gefühl, dass da etwas das Interesse am Fach fehlte.“ Der 32-jährige selbstständige Softwareentwickler ist sich sicher: „Sollte ich irgendwann einmal Vater einer Tochter werden, dann würde ich immer versuchen, sie ganz neutral zu unterstützen.“

Jacqueline Lüding ist IT-Projektleiterin und denkt gerne zurück: „Meine Mutter hat mir immer gesagt, du kannst alles machen und alles schaffen. Grenzen gibt es nur im Kopf. Sie selbst war ein Supervorbild für mich.“ Wenn Mädchen auch heute noch Vorbehalte zum Beispiel gegen Mathe haben, dann sind für die 33-Jährige alte Rollenbilder im Spiel. „In der Grundschule mussten wir Mädchen nähen und die Jungs durften werken. Ich konnte mit Nähen nie etwas anfangen, dafür habe ich daheim die PC-Probleme gelöst und für alle den Videorekorder programmiert.“

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