Entspannter Ausflug nach Nimmerland

12.1.2016, 12:30 Uhr
Entspannter Ausflug nach Nimmerland

© Hans Von Draminski

Fürths Grüne Halle ist für die Semiprofi-Truppe um die Regisseurin und Dirigentin Claudia Dörr ein Stammspielort. Ein Platz, an dem man sozusagen Heimrecht genießt, weil man hier regelmäßig auf der Bühne steht. Und das wird auch für das Publikum spürbar, denn die Fürth-Premiere von „Peter Pan — A Musical Adventure“ wirkt angenehm entspannt, unverkrampft, locker und souverän.

James Barries „Peter Pan“-Textvorlage wurde Anfang der fünfziger Jahre von Jule Styne und Moose Charlap in zeitlose, eingängige Songs gegossen, die auch 2016 „funktionieren“. Das hängt ohne Frage auch etwas mit der Riesenportion Ensemblegeist und Herzblut zusammen, die hier investiert wurde.

Gerade bei derart unbekümmert märchenhaften Geschichten wie jener vom frechen jungen Peter Pan, der sich schlichtweg weigert, alt zu werden und von seiner bunten Welt voller Streiche und Abenteuer Abschied zu nehmen, fällt es Darstellern erfahrungsgemäß ziemlich schwer, einen plausiblen Charakter jenseits der Schablone zu (er-)finden, einen Blick hinter die Fassade zu ermöglichen, die Fantasyfigur in ein glaubhaftes Lebewesen zu verwandeln. Aron Grabner gelingt das Kunststück: Sein Peter Pan ist gleichermaßen Lausbub und Narziss, Frauenversteher und Berufsjugendlicher; ein bisschen Robin Hood und ein bisschen androgynes Mary-Poppins-Derivat. Eine vielfarbig schillernde Persönlichkeit mit prägnanter Stimme, vor deren Kontrastfolie es dem Rest des singenden und tanzenden Personals bisweilen ein wenig schwer fällt, eigenes Profil zu entwickeln.

Trottelig und grausam

Christoph Burkhard meistert den Spagat des eigentlich gar nicht so bösen Piratenkapitäns Hook zwischen skurriler Trotteligkeit und überdeutlich zur Schau getragener Grausamkeit, indem er ganz bewusst stets eine Spur zu dick aufträgt, die Übertreibung zur großen Kunst macht und damit immer für einen Lacher gut ist.

Das irdische Mädchen Wendy soll in Nimmerland Mutterersatz für Peter Pans „Verlorene Jungs“ sein — eine nicht ganz leichte Aufgabe, die Conny Hessenauer mit netter Grundfreundlichkeit und turmhohem Sopran bewältigt.

Im Zickenkrieg mit der schrillen Schutzfee Tinkerbell (wunderbar überdreht: Chiara Buchner) und der mutigen Oberindianerin „Tiger Lily“ (taffe Powerfrau: Katrin Koch) sollte so ein zartes Wesen an sich den Kürzeren ziehen. In der Fassung der Musicalcompany siegt aber Charme über Ellbogen. Dumm nur, dass Peter am anderen Geschlecht das Interesse eines Sechsjährigen hat und Spielkameradinnen statt Freundinnen sucht.

Große Kinder sind Hooks Piraten mit dem verschlagenen Smee an der Spitze; Rüdiger Freund legt ihn als bauernschlauen Schleimer an, der Tim Curry als Grimassenschneider locker zu toppen vermag.

Am Ende wird es dann traurig, aber nicht rührselig. Peter Pan mag nicht akzeptieren, dass man im „wirklichen Leben“ nicht um das Älterwerden herum kommt, auf ein echtes Happy End wartet man vergeblich. Das braucht es aber auch nicht, denn wenn die bunte Welt des Peter Pan zum Alltag würde, wäre sie schnell langweilig.

Weitere Termine an den Wochenenden (außer dem ersten Februar-Wochenende) bis 14. Februar jeweils samstags (19 Uhr) und sonntags (17 Uhr) . Karten (23/27,50 Euro, Familienkarten ab 65 Euro) gibt es im FN-Ticket-Point (Rudolf-Breitscheid-Straße 19, Tel. 2 16 27 77) mit Rabatt für ZAC-Kartenbesitzer oder im Internet: www.gruenehalle.de

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