„Es geht vor allem um Bürgerprojekte“

21.9.2015, 06:00 Uhr
„Es geht vor allem um Bürgerprojekte“

© Foto: Berny Meyer

„Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“ – die deutsche Übersetzung macht das Förderprogramm nicht verständlicher. Erklären Sie doch mal, was Leader eigentlich meint, Frau Kratzer.

Anne Kratzer: Der zentrale Aspekt ist, Menschen vor Ort zu ermöglichen, regionale Prozesse mitzugestalten. So kann das Potential einer Region besser für deren Entwicklung genutzt werden.

 

Das Förderprogramm gibt es bereits seit Anfang der 1990er Jahre. Warum kommt es erst jetzt im Landkreis Fürth an?

Kratzer: Anfangs war Leader insbesondere für strukturschwache Landstriche, wie etwa Grenzregionen, gedacht. Jetzt wird es lockerer gehandhabt, und es geht nicht nur um die ländliche Wirtschaft, sondern auch um Themen wie Kultur, Tourismus oder Demografie, eben ein ganzheitlicher Ansatz.

 

Wie sieht Ihre Aufgabe als LAG-Managerin aus?

Kratzer: Ich unterstütze Bürger, Vereine, Gemeinden oder Firmen, die als Träger von Projekten auftreten und diese über Leader bezuschusst haben wollen, helfe bei den Anträgen und berate ganz allgemein. Ich habe mein Büro zwar im Landratsamt, mache das aber im Auftrag der LAG.

 

Sie waren vier Jahre lang City-Managerin in Langenzenn. Wie hilft Ihnen das bei Ihrer neuen Arbeit?

Kratzer: Die Aspekte der Bürgerbeteiligung, Vernetzung, Vermarktung und Projektentwicklung – bei dem, was jetzt landkreisweit zu tun ist, habe ich auf kommunaler Ebene schon Erfahrungen gesammelt.

Wer entscheidet, welche Vorhaben gefördert werden?

Kratzer: Die LAG, oder besser gesagt der sogenannte Steuerkreis, dem 22 Personen aus den verschiedenen Bereichen der Gesellschaft angehören. Das Gremium wird sich circa vier Mal im Jahr treffen, Anfang Oktober ist die nächste Sitzung geplant. Ich hoffe, dass wir dann schon über Projekte entscheiden können. Vier bis fünf können das pro Sitzung sein. Allerdings müssen erst die entsprechenden Anträge vorliegen.

 

Welche Vorhaben liegen denn gut im Rennen?

Kratzer: Es gibt einige Projekte, die schon relativ weit gediehen sind. Das Kulturhaus des Bezirks Mittelfranken in Stein; der Erd-Bunker in Veitsbronn, der zum Mahnmal umgestaltet werden soll; oder die Umweltbildungslandschaft. Langenzenn macht bei letzterem schon viel, mit verschiedenen Aktionen für Erwachsene und Kinder in der Natur. Solche Angebote könnte es im gesamten Landkreis geben, gut beworben über eine Homepage, damit es auch mal die Fürther oder Nürnberger über die Stadtgrenzen zu uns zieht.

 

Wie sollte ein Projekt gestaltet sein, damit es Chancen hat, gefördert zu werden?

Kratzer: Es muss innovativ sein, also etwas Neues bieten, langfristig angelegt sein, verschiedene Akteure einbinden und im Landkreisgebiet liegen. Wichtig ist auch die regionale Wertschöpfung, das heißt, das Geld sollte im Landkreis bleiben.

 

Apropos Geld, wie sieht die Förderung aus?

Kratzer: Gefördert werden die einzelnen Vorhaben einmalig mit bis zu 50 Prozent, den Rest muss der jeweilige Träger aus Eigenmitteln oder über Sponsoren aufbringen. Leader ist auch mit anderen Fördertöpfen auf nationaler Ebene gut zu verbinden, beispielsweise der Städtebauförderung. Wichtig ist ein entwicklungsfähiges Finanzierungskonzept. Sind die Projekte landkreisübergreifend, gibt es 60, auf internationaler Ebene sogar 70 Prozent. Geht es um eine Initiative, die auf Gewinnerzielung aus ist, sind bis zu 30 Prozent Förderung möglich.

 

Bis 2020 stehen für den Landkreis Fürth 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Große Sprünge lassen sich damit aber nicht machen.

Kratzer: Erfahrungen aus anderen Regionen haben gezeigt, dass sich die Zuschüsse hauptsächlich zwischen 10 000 und 50 000 Euro bewegen. Die Maximalgrenze liegt im Einzelfall bei 200 000 Euro. Wie gesagt, es geht vor allem um Bürgerprojekte, wie beispielsweise um die Schulung von Alltagsbegleitern, nicht vorrangig um Großprojekte.

 

Für den Stausee im Bibertgrund schaut es also schlecht aus?

Kratzer: Nicht unbedingt. Es muss sicherlich, auch unter Umweltgesichtspunkten, zunächst die Machbarkeit geprüft werden. Im Moment stehen aber andere Projekte an.

 

Derzeit haben Sie 25 Startprojekte auf Ihrer Liste. Ist das bereits das Ende der Fahnenstange?

Kratzer: Ganz und gar nicht. Die Liste ist seit Beginn sogar schon länger geworden. Das ist eine gute Basis, noch ist aber nichts gesetzt. Neue Anfragen sind erwünscht, wir behandeln alle Ideen gleich. Auch die Entscheidungsprozesse werden sehr transparent ablaufen.

LAG-Management: Anne Kratzer, Tel.: (09 11) 97 73 10 30 — E-Mail: a-kratzer@lra-fue.bayern.de — leader.landkreis-fuerth.de

Keine Kommentare