Fürth hat Probleme mit dem Problemmüll

8.8.2016, 21:00 Uhr
Fürth hat Probleme mit dem Problemmüll

© Foto: Edgar Pfrogner

Weil Erlangen die dezentrale Sammlung mit dem Schadstoffmobil Ende des Jahres einstellt, muss sich die Fürther Abfallwirtschaft nach einer Alternative umschauen. Im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit hat die Kleeblattstadt nämlich den Erlanger Giftmülltransporter seit 2004 mitbenutzt. Jeweils im Frühjahr und Herbst wurden gefährliche Substanzen auf viertägigen Touren an 47 Plätzen im Stadtgebiet angenommen.

Die Resonanz war allerdings zuletzt nicht mehr berauschend. Vergangenes Jahr nutzten nicht mehr als 387 Bürger diesen Service – pro Standort gerade mal acht. Dem wiederum stehen jährliche Kosten in Höhe von 13 500 Euro gegenüber. Auch im Hinblick auf die Effektivität schneidet die mobile Schadstoffsammlung in Fürth schlecht ab. Zwischen 1 und 1,8 Tonnen Giftmüll können dabei pro Jahr in geregelte Bahnen geleitet werden, etwa 3,75 Kilo pro Anlieferer. Der Anteil der mobilen Sammlung am Fürther Sondermüll-Volumen beträgt nur rund fünf Prozent. Denn das gesamte Aufkommen beläuft sich auf 30 Tonnen im Jahr.

Der Löwenanteil wird von den Einwohnern selbst beim Recyclinghof am Fuße der ehemaligen Mülldeponie (heute Solarberg) Atzenhof abgeliefert. Hier stehen ausgebildete Fachkräfte bereit, die wissen, wohin mit den Giftstoffen. Denn werden sie einfach vermischt, können brandgefährliche Cocktails entstehen. Zwar ist der städtische Recyclinghof montags bis samstags geöffnet, Problemmüll wird jedoch am Samstag nicht angenommen. Auch wenn gerade einmal kein speziell ausgebildeter Mitarbeiter vor Ort ist, müssen die Anlieferer unverrichteter Dinge wieder abziehen.

Ein privater Entsorger hat bereits angeboten, die mobile Giftmüllsammlung zu übernehmen. Allerdings wegen der Lkw-Größe und längerer Aufbauzeiten nur an zwei Standorten auf Schulhöfen und Kirchweihplätzen statt bisher sechs pro Tag in Wohngebieten und bei Mehrkosten von 6500 Euro im Jahr. Neben der Verteuerung rechnet die Leiterin der städtischen Abfallwirtschaft, Susanne Grünbaum, mit einem weiteren Rückgang der Resonanz.

Grünbaums Vorschlag, die mobile Sammlung ersatzlos einzustellen, wollte sich der Umweltausschuss allerdings nicht ohne weiteres anschließen. Deshalb soll bis zur nächsten Sitzung im Oktober nach Alternativen Ausschau gehalten werden.

Sorgen bereiten der Kommune derzeit aber auch die Recyclinghöfe allgemein. Der private an der Jakobinenstraße muss voraussichtlich 2017 schließen, weil das Areal – wie berichtet – verkauft wurde. Der städtische wiederum platzt aus allen Nähten und wird von Anlieferern regelrecht überrannt. Deshalb sucht die Stadt derzeit intensiv nach einem neuen Standort, der mindestens doppelt so groß ist wie der am Solarberg.

1 Kommentar