Fürther Einzelhandel: Skeptische Blicke über die Stadtgrenze

17.6.2015, 06:00 Uhr
Nahende Konkurrenz für die Fürther Neue Mitte: Das frühere Quelle-Gelände im Nürnberger Stadtteil Eberhardshof.

© Hippel Nahende Konkurrenz für die Fürther Neue Mitte: Das frühere Quelle-Gelände im Nürnberger Stadtteil Eberhardshof.

Am vergangenen Dienstag machte Sonae Sierra den Deckel drauf. Schon lange hatte der Konzern Interesse daran bekundet, das frühere Quelle-Gelände in Nürnberg wiederbeleben zu wollen, bei der Zwangsversteigerung waren die Portugiesen schließlich die einzigen, die das vom Amtsgericht festgelegte Mindestgebot abgaben. Für 16,8 Millionen Euro ging das riesige Versandhaus samt Quelle-Turm und Heizhaus in ihre Hände über.

Von einem Schnäppchen will der Investor trotzdem nicht reden, schließlich muss er noch 300 Millionen Euro für den Umbau ausgeben. Büros und Mietwohnungen sollen entstehen. Was in Fürth für Argwohn sorgt, sind jene 18 000 Quadratmeter, die für Einzelhandel vorgesehen sind. Macht die neue Konkurrenz, lediglich vier U-Bahn-Stationen vom Fürther Hauptbahnhof entfernt, dem zarten Pflänzchen des Aufschwungs in der Innenstadt den Garaus?

"So ist der Wettbewerb"

„Klar, uns freut das nicht“, sagt Fürths Wirtschaftsreferent Horst Müller auf Anfrage der FN. „Aber wir hatten ja damit gerechnet.“ So sei nun mal der Wettbewerb, verhindern könne die Stadt Fürth die Pläne auf Nürnberger Stadtgebiet nicht.

Fürth versucht seine Innenstadt unter anderem mit der Neuen Mitte zu stärken.

Fürth versucht seine Innenstadt unter anderem mit der Neuen Mitte zu stärken. © Michael Müller

Mit 18 000 Quadratmetern ist ein ziemlicher Koloss im Anflug auf Eberhardshof. Zum Vergleich: Fürths Neue Mitte wird, wenn im September fertig, 12 000 Quadratmeter Verkaufsfläche haben, das Hornschuch-Center hat etwa 11 000. Es ist auch kein Geheimnis, dass die Portugiesen auf dem riesigen Gelände gerne noch mehr Einzelhandel unterbringen möchten. „Das darf nicht passieren, darauf müssen wir achten“, sagt Müller. Er ist jedoch zuversichtlich, dass die Stadt Nürnberg dem Druck von Sonae Sierra nicht nachgibt. „Damit würden sie ja auch ihrer eigenen City schaden“, sagt er.

Neue-Mitte-Investor MIB verfolgt die Entwicklung unweit der Stadtgrenze mit Argusaugen: „Ich würde lügen, wenn ich sage, dass uns das kalt lässt“, räumt Maik Mehlhose ein, der Technische Leiter des Bauprojekts im Herzen von Fürth. Die Pläne für die Neue Mitte, sagt Mehlhose, hätten in der Innenstadt etwas in Gang gesetzt. Das Hornschuch-Center und den anstehenden Umbau des Wöhrl-Gebäudes, zählt er auf. Eberhardshof könnte gleich in doppelter Hinsicht schädlich sein.

Zum einen, so Mehlhose, könnte das Projekt der Portugiesen Kaufkraft aus Fürth abziehen. „Es ist eben nur ein bestimmtes Kaufvolumen unterwegs, das sich Einkaufsmöglichkeiten sucht“, sagt der MIB-Mann. Zum anderen komme der eine oder andere Mieter, der sich für Fürth entscheiden wollte, jetzt vielleicht ins Grübeln. Mehlhose hat dabei nicht einmal so sehr die eigenen Flächen im Blick, denn die sind vergeben. Es geht ihm auch um leerstehende Läden in der Fußgängerzone oder in der Friedrichstraße. „Je mehr Leben in der Innenstadt einzieht, desto besser ist es für alle Anbieter.“

Wirtschaftsreferent Müller erkennt jedoch einen großen Trumpf der Fürther Innenstadt. Bis auf dem Sonae-Sierra-Areal in Nürnberg Kunden shoppen, werden sämtliche Fürther Bauprojekte in der City – auch der Umbau des Quelle-Kaufhauses an der Freiheit – längst fertig sein.

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