Fürther Jugendliche schnuppern Praxisluft

28.10.2018, 21:00 Uhr
Fürther Jugendliche schnuppern Praxisluft

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Genauso hat sich Lea Barthel den Praxistag vorgestellt. Knödel und Wraps gerollt, Fetakäse geschnippelt und am Ende die Spülmaschine ein- und wieder ausgeräumt. Die 14-Jährige hat sich bei den Fokustagen für ein Schnupperpraktikum in der Kantinenküche der infra in der Leyher Straße entschieden.

Dass sie später einmal den Beruf des Beikochs erlernt, könne sie sich sehr gut vorstellen. Die Verantwortlichen in Küche und Personalleitung dürften das gerne gehört haben.

Ringen um Zusagen

"Früher waren wir mehr damit beschäftigt, Absagen zu verschicken", räumt infra-Personalleiter Wolfgang Greul ein, "jetzt muss ich hinterher sein, Zusagen zu bekommen." Vor allem in den gewerblichen Berufen wie Elektroniker oder Anlage-Mechaniker gestalte sich die Akquise schwierig, bei IT- und kaufmännischen Berufen sei es etwas leichter. Eine gastronomische Berufsausbildung liegt zwar sicherlich nicht im Kernbereich des kommunalen Versorgers, die vergleichsweise wenigen Stellen müssen aber trotzdem erst einmal besetzt werden.

Weil sich Hotels, Restaurants, aber auch Bäcker und Metzger ähnlich schwer tun bei der Lehrlingssuche, hat die federführende IHK-Geschäftsstelle die 2015 ins Leben gerufenen Technikfokustage auf die Bereiche "Rund ums Haus" und "Nahrung & Genießen" erweitert. "In diesen Branchen herrscht extremer Nachwuchsmangel", weiß Alexander Reinfelder von der IHK.

Problem für kleine Betriebe

Er schätzt die Bereitschaft der infra, junge Menschen ins Berufsleben schnuppern zu lassen, "denn für kleinere Betriebe ist das organisatorisch manchmal schwierig, sich für einen Tag oder nur ein paar Stunden um einen Praktikanten zu kümmern."

Weitere praxisnahe Möglichkeiten einen Beruf kennenzulernen, gab es neben unterschiedlichen Firmen in den Technikwerkstätten der Berufsschule B3, bei einem Fliesenleger-Workshop sowie beim Backen und Grillen in den Werkstätten der Berufsschule B1.

"Berufsorientierung ist bei uns schon ab der siebten Klasse ein zentraler Bestandteil des Schullebens", berichtet Ersen Balkan, Lehrer an der Mittelschule Schwabacher Straße. Wichtig sei dabei zu vermitteln, welchen Wert eine Ausbildung habe – und zwar sowohl für die Ausübung des eigentlichen Berufs als auch für die vielfältigen späteren Weiterbildungschancen.

"Wir können den jungen Menschen signalisieren, dass sie gebraucht werden und ihnen viele Türen offen stehen", sieht Schulreferent Markus Braun zumindest einen positiven Effekt des Fachkräftemangels, "das war vor ein paar Jahren noch ganz anders."

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