Kölner Vorfälle: „Eine Katastrophe für uns Frauen“

14.1.2016, 21:00 Uhr
Kölner Vorfälle: „Eine Katastrophe für uns Frauen“

© Foto: Armin Leberzammer

Bevor es angesichts der aktuellen Themen ernster wurde, brach sich erst einmal herzhaftes Gelächter Bahn. Das Bekenntnis des Fürther Landtagsabgeordneten Horst Arnold, er sei Feminist, wurde von den überwiegend weiblichen Anwesenden offensichtlich als Scherz aufgefasst.

Zuvor hatte Arnold im Hinblick auf die Vorgänge an Silvester eine Verschärfung des Vergewaltigungsparagrafen als notwendig bezeichnet. Auch sonst sei es um die im Grundgesetz verankerte Gleichstellung nicht zum Besten bestellt, findet er. Feminismus sei daher heute wichtiger denn je – weil nur er für einen zwanglosen Umgang der Geschlechter auf Augenhöhe sorge.

Seine Fraktionskollegin Simone Strohmayr nahm ebenfalls auf die Vorkommnisse in Köln und anderen Städten Bezug, lenkte den Blick jedoch zuerst auf die Schicksale von Flüchtlingsfrauen. Diese hätten schon reichlich Gewalt erfahren und müssten dies nun leider viel zu häufig in den Gemeinschaftsunterkünften wieder erleiden. Sie fordert deshalb getrennte Unterkünfte und Sanitäranlagen sowie weibliches Sicherheitspersonal in den Heimen.

Die Ereignisse der Silvesternacht seien „eine Katastrophe für uns Frauen, aber auch für die vielen rechtstreuen Flüchtlinge“, so Strohmayr. Damit sich Frauen weiterhin frei und ohne Furcht im öffentlichen Raum bewegen können, fordert die Abgeordnete aus dem Stimmkreis Aichach-Friedberg eine konsequente rechtsstaatliche Ahndung der Taten und die Ausweisung überführter Täter. Letzteres lasse bereits die bestehende Rechtslage und die Genfer Flüchtlingskonvention zu, betont Strohmayr, die gelernte Juristin ist.

Gewalt auch unter deutschen Dächern

Dass aber auch unter deutschen Dächern Gewalt gegen Frauen zunimmt, belegt sie mit Daten aus Bayern. Demnach sei die Zahl der Fälle häuslicher Gewalt von 12 700 im Jahr 2005 auf über 19 000 im Jahr 2013 gewachsen. „Und die Dunkelziffer dürfte noch viel höher liegen.“

Sie gibt der CSU eine Mitschuld dafür, dass betroffenen Frauen häufig nicht ausreichend geholfen werden könne. „Die staatlichen Zuschüsse für Frauenhäuser in Bayern wurden seit zehn Jahren nicht erhöht“, moniert Strohmayr und ärgert sich, dass die christsoziale Fraktion entsprechende SPD-Anträge zur Verbesserung der „desaströsen Zustände“ bislang immer abgeschmettert habe. Stattdessen würden im Freistaat 100 Millionen Euro für das „unsägliche Betreuungsgeld“ ausgegeben.

In der anschließenden Diskussionsrunde beschrieben Fürths Kämmerin Stefanie Ammon und Eva Reichstadt, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) in Fürth, ihre Erfahrungen in Verwaltung und Bankenwesen. Während Ammon angesichts des überdurchschnittlichen Frauenanteils in der mittleren und höheren Führungsebene von „paradiesischen Zuständen“ in Fürth sprach, die sich aufgrund mehrheitlich weiblicher Neueinstellungen im gehobenen Dienst verstetigen dürften, zweifelt Reichstadt am Sinn der vom Bundestag beschlossenen Frauenquote.

Familie und Kinder seien nach wie vor in erster Linie Sache der Mütter, während die Väter eher auf die berufliche Karriere fokussiert seien. Statt gesetzliche Quoten zu schaffen, sollte man sich lieber an Skandinavien orientieren. Dort herrsche ein ganz anderes Bewusstsein und Rollenverständnis unter den Geschlechtern.

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