Muay Thai Kämpfer tanzen in Fürths Stadthalle

14.11.2017, 12:12 Uhr
Muay Thai Kämpfer tanzen in Fürths Stadthalle

© Fotos: Thomas Hahn/Zink

"Ein Muay Thai Event der Extraklasse" versprachen die Organisatoren um den Nürnberger Bernard Caplin den Fans. Weltmeisterkämpfe und hochklassige Fighter aus der Weltelite – der Abend bot den Enthusiasten alles, was das Kampfsportherz begehrte. Nicht zuletzt Fan-Nähe zu den Sportlern, die zwischen den Kämpfen auch in der Vorhalle anzutreffen waren und sich unters Volk mischten.

Höhepunkt war der Weltmeisterschaftskampf des Bremerhaveners Pascal Schroth, der seine komplette Familie und Freunde mitgebracht hatte und im Hauptkampf des Abends die Halle zum Kochen brachte. Das letzte Salz in der Suppe fügten die drei Lokalmatadoren hinzu: Der ehemalige Neumarkter Valon "Loni" Gashi, der Nürnberger Ismet Minaz und der gebürtige Fürther Andi Rögner.

Alle drei sorgten bei ihren Einmärschen für einen deutlichen Anstieg des Lärmpegels, blickten am Ende der Veranstaltung jedoch auf höchst unterschiedliche Ergebnisse zurück. Ismet Minaz trat in einem sogenannten Titans-Kampf gegen Dimitrij Rieger an. Die Besonderheit hierbei: Es werden keine Box-, sondern kleinere und härtere MMA-Handschuhe genutzt und es wird statt drei Runden à drei Minuten eine Runde mit neun Minuten gekämpft.

Konditionell eine große Herausforderung, vor allem für den 42-jährigen Minaz, der sich jedoch dank eines dreimonatigen Intensivtrainingslagers in bester körperlicher Verfassung zeigte. Sein sonniges Gemüt half ihm, den Kampf vor heimischem Publikum mit der nötigen Lockerheit anzugehen.

Noch bei der letzten Massage vor dem Kampf zeigte er sich gut aufgelegt, machte Späße und wirkte gelöst. Begleitet von lautstarken "Izi"-Rufen entschied er letztlich den temporeichen und kräftezehrenden Kampf nach Punkten für sich. Minaz’ Kommentar zum neunminütigen Schlagabtausch lautete danach auch kurz und knapp: "Das war hart!"

Muay Thai Kämpfer tanzen in Fürths Stadthalle

Valon Gashi hatte mit seinem thailändischen Gegner Chong Mangonjuk deutlich größere Probleme. Der oberpfälzische Albaner Gashi, der mittlerweile in Singen am Bodensee lebt, dampfte sich in den vergangenen Wochen von 80 Kilogramm auf 70 herunter, um sich auf den Kampf einzustellen. Mit dem Kampf trat er in die Fußstapfen seines Bruders, der bereits auf einer früheren Champions-Club-Veranstaltung gekämpft hatte.

Erfahrung siegt

Im Kampf wurde jedoch deutlich, was Erfahrung im Muay Thai wert ist. Der weniger austrainiert wirkende Mangonjuk spielte seine Routine aus über 400 Kämpfen aus, während Gashi erste wenige Dutzend vorweisen kann. Der Thailänder wirkte ruhig und hatte zwischendrin sogar die Nerven, um kleine Späßchen in den Kampf einzuflechten.

So strich er sich durch die Haare, kämpfte oft ohne Deckung und zeigte sich nach Treffern Gashis demonstrativ unbeeindruckt. Persönlich gemeint war das aber nicht; das Publikum nahm die Einlagen dankbar als Unterhaltung auf. Und so war die Umarmung nach dem Sieg Mangonjuks auch eine freundschaftliche.

Mit ordentlich Frust hingegen verließ der dritte Lokalmatador, Andi Rögner, den Ring. Nachdem er für das Muay-Thai-Training nach Thailand ausgewandert war und mit der Erfahrung von über 120 Kämpfen gegen den starken Brasilianer Jerson Constantino in den Fürther Ring stieg, ging er vorzeitig k.o.

Die Benommenheit wich schnell der Enttäuschung, denn bis dahin war der Kampf durchaus ausgeglichen. "Auf diesem Niveau kann aber jeder Schlag das vorzeitige Ende bedeuten", erklärt Veranstalter Caplin. Wie auch beim Höhepunkt des Abends, dem WM-Kampf des deutschen Pascal Schroth gegen den Schweden Adel Ekvall Halila. Schroth, der sich auch in Thailand einen Namen gemacht hatte und dem die Sympathien in der Halle sicher waren, schickte den Schweden gleich zu Beginn der zweiten von fünf Runden krachend auf die Bretter und krönte sich zum Weltmeister des WKU-Verbandes.

Muay Thai ist, anders als manchmal dargestellt, ein ehrenwerter Kampfsport. Schon vor dem eigentlichen Kampf zeigt sich der tiefe Respekt, den die Kontrahenten voreinander haben, indem sie einen rituellen Tanz aufführen – so auch in der Stadthalle zu sehen.

Der "Wai Khru Ram Muay" oder kurz: "Wai Khru" soll dem eigenen Lehrer und der Familie Respekt zollen und den Segen für einen Sieg im Ring erbitten. Danach umarmen sich die Kämpfer stets. Diese Umarmung wird vor Beginn der letzten Runde nochmals wiederholt.

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