Muslime in Fürth verurteilen Terrorakt von Paris

15.1.2015, 18:17 Uhr
Muslime in Fürth verurteilen Terrorakt von Paris

© Foto: Horst Linke

In den vergangenen Tagen hat das islamische Kulturzentrum ditib bereits alle Gelegenheiten genutzt, seine Solidarität mit den Opfern zu zeigen: sei es im Gespräch mit den Fürther Nachrichten, im Freitagsgebet in der Moschee, bei der Mahnwache in der Adenaueranlage am Sonntag oder bei der Diskussion über Pressefreiheit im Lim-Haus am Montag.

Am Mittwochabend folgte das nächste Zeichen: eine Pressekonferenz der muslimischen Vereine in den Räumen von ditib. „Diese Tat war so schändlich, dass wir uns distanzieren wollen – obwohl die Täter aus unserer Sicht keine Muslime waren“, sagt Aydin Kaval, stellvertretender ditib-Vorsitzender. „Wir trauern mit den Angehörigen der getöteten Menschen.“

„Das ist nicht der Islam, der uns beigebracht wurde“, betonte Yilmazer Musa vom Atatürk-Verein. Und Imam Ahmet Bayer, der seine kleine Tochter mitgebracht hatte, erklärte: Der Terrorakt sei auch ein Anschlag auf die Werte, die Moses, Jesus und Mohammed gelehrt haben. „Sinn aller Religionen ist es, die Menschen am Leben zu halten und sie dabei zu unterstützen, gemeinsam zu leben.“ Gewalt, Barbarei und Terror im Namen des Islam, das sei ein Paradoxon.

Die Hintermänner des Anschlags müssten zur Verantwortung gezogen werden, sagte Bayer, dem allerdings noch etwas anders auf dem Herzen lag: Die Islamphobie werde steigen, befürchtet er und bat, nicht alle Muslime für den Terrorakt verantwortlich zu machen. „Wenn ein Christ oder ein Jude etwas begeht, können wir auch nicht alle Christen beschuldigen.“

Folgen seien bereits spürbar: Besorgte Familien haben sich an Kaval gewandt und berichtet, dass die Kinder von Mitschülern wegen ihres Glaubens, der „terroristisch“ sei, beschimpft werden.

Sorge bereitet aber auch die Pegida-Bewegung. Für Sanli Adnan vom Türkischen Kulturverein steht fest: Man darf sie nicht ignorieren. Man müsse diesen Menschen ein Ohr schenken. „Es gibt in Deutschland Probleme, auch mit der Integration. Das schafft Vorurteile.“ Die Vereine sehen Austausch als den Schlüssel, diese abzubauen: „Wir als türkische Gemeinde sind gerne bereit, von uns zu erzählen, unseren Beitrag zu leisten.“

Anfällig für Rattenfänger

Haben sie eine Erklärung dafür, warum gerade der Islam zurzeit gewaltbereite Extremisten anzieht? „Es gibt sicher Passagen im Koran, die die Möglichkeit für Gewalt bieten“, sagt Kaval. „Man darf diese Stellen aber nicht für sich stehen lassen, man muss sie im Zusammenhang sehen.“ Islamismus sei eine Art Fanatismus, betont Adnan. Jeder, so Kaval, denke irgendwann über den Sinn seines Lebens nach. „Wenn man da keine Antworten findet, wird man anfällig für Rattenfänger.“ Extremisten akquirieren den Nachwuchs auf der Straße, schildern die Vereinsvertreter. „Sie suchen sich Leute, die alkohol- oder drogenabhängig sind.“

Die Vereine seien wichtig, um dem vorzubeugen: Man achte aufeinander und helfe bei der Integration. Wenn sich ein Mitglied radikalisiert, würde man das merken, ist sich Kaval sicher. „Das könnte er gar nicht verschleiern.“ Der Einfluss von Kulturzentren wie ditib sei jedoch begrenzt: „Extremisten halten sich in solchen Zentren nicht auf“, sagt Sanli Adnan.

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