Fürth: Stadt schafft im Handumdrehen neues Bauland

19.1.2016, 16:00 Uhr
Fürth: Stadt schafft im Handumdrehen neues Bauland

© Foto: Winckler

Sogar der Oberbürgermeister zeigte sich ein klein wenig überrascht: Ohne größere Diskussionen ging der Beschluss in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses über die Bühne. Das könnte zum einen daran liegen, dass selbst kritische Geister die unbebaute Fläche nicht zwingend als erhaltenswertes Grün einstufen dürften.

An der Hans-Bornkessel-Straße, in der Nähe von Wolf Butterback, liegt sie schon jetzt in der Nachbarschaft von Gewerbeansiedlungen und neben einer Kleingartenkolonie; hinten schließt sich das Gelände des ASV Fürth an. Ursprünglich waren auch Teile der Brache einmal als Sportplatz vorgesehen, doch die Pläne sind in der Schublade verschwunden.

Das Umdenken erleichtert hat zum zweiten, dass die klare Absicht formuliert wurde: Wenn das Areal genutzt wird, dann nur zum Zwecke des sozialen Wohnungsbaus, also für Apartments mit günstiger Miete. Sie werden angesichts des erwarteten zusätzlichen Bedarfs für anerkannte Asylbewerber bald noch mehr gefragt sein als bisher schon.

Rund 10 000 Quadratmeter umfasst das Areal, 4000 davon gehören der Stadt, der Rest ist im Eigentum von Landwirten. Per Änderung des Flächennutzungsplans (FNP) wird zwar nun die gesamte Fläche zum Bauland, schnell verfügbar – das heißt: nach Abwicklung aller planungsrechtlichen Schritte in etwa einem Jahr – sei jedoch nur der Anteil der Kommune. Von den Landwirten erwartet man bei der Stadt vorerst keine größere Verkaufsbereitschaft.

Der Schritt ist nur ein kleiner, doch das Beispiel zeigt, was man im Rathaus nun in weit größerem Stil vorhat: Rund 150 000 Quadratmeter Grünfläche im städtischen FNP sollen zu Bauland umgewidmet werden, das – wichtige Bedingung – dann auch sofort nutzbar sein muss.

Kritik von Naturschützern am Vorhaben weist die Stadt zurück. Zwar sei es richtig, dass noch reichlich andere Grundstücke bereits als Bauland ausgewiesen sind. Auf absehbare Zeit aber würden sie von den Eigentümern nicht als solches zur Verfügung gestellt.

Schon Anfang Februar soll die Diskussion darüber beginnen, welche Flächen noch in Betracht kommen. Wie stark die Wohnungsnachfrage steigen wird, haben indes kürzlich die Wirtschaftsforscher des Instituts empirica versucht abzuschätzen. Demnach muss Fürth in den nächsten fünf Jahren von 2800 Asylbewerbern mit Bleiberecht ausgehen. Pro Jahr seien in der Stadt 620 neue Wohnungen nötig, ohne Flüchtlinge wären es 450. Der Mehrbedarf in Nürnberg und Erlangen liegt laut empirica noch einmal weit höher.

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