Oberasbach macht Ersthelfer fit

22.9.2015, 21:00 Uhr
Oberasbach macht Ersthelfer fit

© Foto: Scherer

Es sind einfach erlernbare Handgriffe, wie das beidhändige Stimulieren der Herzpumpfunktion, mit denen die Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes überbrückt werden kann – und ein Überleben, sprich die Versorgung des Gehirns und lebenswichtiger Organe mit sauerstoffreichem Blut, gesichert ist. Das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium ist hier Vorreiter und verfügt schon seit mehr als 15 Jahren über einen ausgebildeten Schulsanitätsdienst unter Leitung von René Hartienne.

„Wir hoffen immer, dass es nicht zum Äußersten kommt“, sagt der Pädagoge für die Fächer Deutsch und Geschichte. Auch wenn am Schulzentrum mit seinen knapp 1300 Schülern und 130 Lehrkräften jährlich bis zu 600 Einsätze der stets dienstbereiten Schulsanitäter gezählt werden – ein Herzstillstand war glücklicherweise noch nicht dabei. Die Palette reicht von einfachen Schürf- und Schnittwunden bis hin zu Ohnmacht und Bewusstlosigkeit.

„Wir haben hier eine äußerst gut ausgebildete Truppe“, lobt Schulleiter Heinz Beiersdorfer das zwanzigköpfige Team. Im Notfall weiß der Studiendirektor aufgrund eines eigenen Dienstplans, wer gerade zur Verfügung steht. „Binnen Sekunden ist dann der Schulsanitäter vor Ort“, erläutert Beiersdorfer.

Netz ist noch dünn

Dabei ist jeder der Ersthelfer sowohl im Stande, eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchzuführen als auch den schuleigenen Defibrillator fachgerecht einzusetzen. „Leider ist das Netz von Lehrern und Schülern mit fundierten Kenntnissen in der Wiederbelebung in Bayern noch vergleichsweise dünn“, erklärt Hartienne. Nur wenige Prozent der Schüler an den Bildungseinrichtungen können im Notfall kundig helfen.

Das hat auch die Kultusministerkonferenz vor kurzem erkannt und einen entsprechenden Beschluss zur verstärkten Ausbildung innerhalb der Schulen einstimmig gefasst. Die Oberasbacher verfügen dank einer großzügigen Spende des Vereins „Fürther Notärzte“ schon seit ein paar Jahren über vier hochwertige Übungspuppen, die das Erlernen der nötigen Kniffe wesentlich erleichtern. „Es spricht also nichts dagegen, künftig eine große Anzahl Schüler und Lehrer auszubilden“, meint der mit einer Notärztin verheiratete Hartienne.

Innerhalb von drei Übungseinheiten mit jeweils 90 Minuten Dauer erklärt Hartienne zusammen mit dem hauptberuflichen Rettungsassistenten Rainer Jordan die lebenserhaltenden Handgriffe. Ziel ist es, dass in einem weiteren Schritt sowohl qualifizierte Pädagogen als auch die mit mehrjähriger Erfahrung ausgestatteten Schulsanitäter ihr Wissen an andere Lehrer und Schüler weitergeben. Die Kultusministerkonferenz möchte das sogar in den kommenden Lehrplänen verankern. Bis es soweit ist, kann es allerdings dauern.

In Oberasbach soll bereits im Vorfeld ein engmaschiges Netz von Ersthelfern gespannt werden, um im Falle eines Falles Leben retten zu können. „An skandinavischen Schulen liegt die Qualifizierungsquote bei über 80 Prozent“, erklärt Hartienne den anwesenden Lehrern, die sich in ihrer Freizeit zur ersten derartigen Weiterbildung am Bonhoeffer-Gymnasium entschlossen haben.

Man trage damit „nicht zuletzt unserem Schulgeist, dem ,Helfen’, Rechnung.“

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