Spenden über Spenden: Fürther helfen Flüchtlingen

13.8.2015, 14:00 Uhr
Spenden über Spenden: Fürther helfen Flüchtlingen

© Michael Müller

Schon nach 20 Minuten ist klar: Diesmal bekommen die ehrenamtlichen Helfer, die die Kleidung sortieren und später in die Regale einräumen, richtig viel zu tun. Kaum hatten die einen ihre Tüten und Kartons hineingeschleppt, betraten schon die nächsten den Raum: „Wo darf ich das abstellen?“

Zu jung zum Geben war niemand: Die fünfjährige Ariane trug ihren Beutel selbst, mit ihrem Bruder Michael (12) schenkte sie Kuscheltiere, Bälle und Spielzeugautos her. Fällt die Trennung schwer? „Nö“, sagt Michael, „ich spiel’ ja nicht mehr damit.“

So wie diese Familie haben etliche Menschen ihre Schränke durchgesehen. Am Wochenende hatten die FN in einem Bericht ganz konkrete Hinweise gegeben, wie man die Fürther Flüchtlingshilfe unterstützen kann. „Das ist der Hammer!“, staunte Alexandra Lindner-Kraus, die seit Oktober viermal pro Woche im Höffner-Haus hilft und inzwischen die Einsätze der Freiwilligen in der Kleiderkammer koordiniert. Die 45-Jährige, Mutter einer Neunjährigen, ist beruflich selbstständig. Dank fähiger Mitarbeiter sei sie in der Firma entbehrlich.

Lange sei es nicht mehr so zugegangen, sagt sie: seit dem Herbst, als die Stadt erstmals Notquartiere für Flüchtlinge einrichtete. Da ruft schon der nächste: „Ich hab hier Buntstifte, Socken und Unterwäsche – nie getragen.“ In drei Bereichen werden die Spenden vorsortiert, hier Kleidung, daneben Schuhe, dort all die anderen Dinge: Man entdeckt Puppenwagen, Babytöpfchen, Kinderfahrräder, Kartons mit Duschgel, eine Holzritterburg, ein Nilpferd zum Kuscheln. Von Kostenlos-Badeschlappen aus einem Arabella-Sheraton-Hotel bis zum Luxuskoffer der Marke Rimowa ist alles dabei.

„Es gibt nichts, was wir noch nicht hatten“, stellt Alexandra Lindner-Kraus fest und zählt die skurrilsten Dinge auf: Trachten, Brautkleider, ein Schnorchelset, Einweckgläser. Und: „Coole Abba-Klamotten aus den 70ern mit Plateauschuhen in Silber.“ Was für den Alltag nicht taugt, wird aussortiert, geht zur Caritas, zum Gebrauchtwarenhof oder auch mal an den Theaterfundus einer Schule. High Heels etwa werden nicht gebraucht, und Seniorenkleidung nur selten: Die meisten Asylsuchenden sind unter 40. Die Abba-Klamotten bekamen übrigens Clowns, die die Flüchtlinge manchmal besuchen.

Spenden über Spenden: Fürther helfen Flüchtlingen

© Foto: Michael Müller

Neuankömmlinge dürfen sich in der Kleiderkammer bedienen, eine Tüte füllen. Mehr, sagt Lindner-Kraus, passt nicht in den Bus, wenn es für die Asylsuchenden weitergeht. Höffner-Haus und Kiderlin-Turnhalle sind ja nur eine Station. Weil Herrensachen in kleinen Größen Mangelware sind, bekommen Männer weniger als Frauen und Kinder: „Eine lange Hose, eine kurze, zwei, drei Shirts.“

Nicht nur das Lager ist nach dem FN-Bericht kräftig gewachsen. „Es haben sehr viele angerufen, die sich engagieren möchten“, sagt Sandra Baderschneider von der Caritas. Und auch der Gynäkologenstuhl, den sich das Ärzteteam gewünscht hatte, ist gefunden. Es gingen sogar schon vier Angebote ein.

Detaillierte Angaben, was gebraucht wird, finden sich unter www.fluechtlingshilfe-fuerth.de

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