Sucht-Risiken gezielt erkennen

6.1.2015, 21:00 Uhr
Sucht-Risiken gezielt erkennen

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„Bei meinen Vorträgen habe ich erfahren, dass sich viele Führungskräfte allein gelassen fühlen, wenn es darum geht, einem suchtgefährdeten Mitarbeiter effektive Hilfe zu leisten.“ Für Franz Horst Wimmer war diese Erkenntnis ein Anlass, mit einem Vorsatz zu brechen: „Eigentlich wollte ich nie mehr ein Sachbuch schreiben.“ Doch das Thema reizte ihn. „Deshalb habe ich mit umfangreichen Recherchen für eine Art von Betriebsanleitung zur Erkennung von Drogen- und Medikamentenmissbrauch begonnen.“

Sucht-Risiken gezielt erkennen

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Jetzt liegt sein ausführliches Kompendium vor, das er im Selbstverlag herausgegeben hat. Worum geht es ihm? „Neben vielen praktischen Hinweisen bei Missbrauchsverdacht gehe ich auch auf die arbeits- und unfallrechtlichen Pflichten, auf Hilfsangebote und die Fußangeln bei der Einnahme ärztlich verordneter Medikamente ein“, erklärt der 58-Jährige. Viele Arzneimittel besäßen ein Abhängigkeitsrisiko, durch die Einnahme werde zum Beispiel die Arbeitssicherheit oder die Fähigkeit am Straßenverkehr teilzunehmen beeinflusst. Das wiederum könne auch bei Reisen ins Ausland oder bei versicherungsrechtlichen Fragen relevant werden.

In sein Buch eingeflossen sind auch die Erfahrungen, die Wimmer in mittlerweile mehr als 35 Jahren als Kriminalbeamter gemacht hat. Heute ist er in leitender Position im Drogen- und Medikamentenkommissariat K4 in Fürth tätig. Unabhängig davon ist das Schreiben für ihn eine freiberufliche Aufgabe. Seiner Ansicht nach, lässt sich heute „kaum mehr trennen, ob der Missbrauch von Medikamenten oder von illegalen Drogen mehr Aufmerksamkeit fordert“.

„Der Anteil von Mitbürgern, Mitarbeitern in Unternehmen, Schülern oder Freunden, die gelegentlich oder ständig Substanzen wie etwa Fentanyl-Schmerzpflaster, Pillen mit Methylphendidat, Oxycodon oder Lyrica aber auch Crystal, Kokain, Spice und Legal Highs benutzen, steigt“, sorgt sich Franz Horst Wimmer. In seinem Buch gehe es ihm darum, genauer hinzusehen, um zu wissen wie ein Missbrauch in der Schule oder am Arbeitsplatz zu erkennen und wie den Betroffenen zu helfen ist. „Der echte Mehrwert meiner Arbeit liegt in der Tatsache, dass ich meine Erfahrung zu Erkennung und Folgen von Substanzmissbrauch weitergebe und damit auch Laien eine Möglichkeit anbiete, entweder die Voraussetzung für effektive Prävention oder für eine frühzeitige Reaktion zu schaffen.“

Fast zwei Jahre hat Wimmer an seinem Leitfaden gearbeitet („Außerdem schreibe ich inzwischen an einem Roman“), doch die neue Publikation ist nicht seine erste Veröffentlichung. Bereits in einem 2005 erschienenen Buch hatte er nach einem realen Kriminalfall die seiner Meinung nach zu häufige Verordnung von Medikamenten bei der Behandlung von Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen angeprangert. Ihm ging es dabei namentlich um den Einsatz von Methylphenidat bei AD(H)S. „Mittlerweile hat die EU-Kommission ein Risikobewertungsverfahren durchgeführt, das meine Ansicht bestätigte“, sagt Franz Horst Wimmer.

Gibt es einen prägenden Grundsatz, der im Mittelpunkt seines neuen Buches steht? „Mir liegt unter anderem sehr daran, mit dem verbreiteten Irrglauben aufzuräumen, dass man von aller Verantwortung entbunden ist, weil zum Beispiel ein Arzt ein bestimmtes Medikament verschrieben hat. Jeder muss aufmerksam bleiben und ist für sein Handeln persönlich verantwortlich.

Das Buch ist demnächst im Buchhandel und schon jetzt überhttp://www.franz-horst-wimmer.de den Autor zu beziehen: www.franz-horst-wimmer.de

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