Eingeseift: Susanne Schleicher lebt ihren Mädchentraum

1.10.2017, 21:00 Uhr
Eingeseift: Susanne Schleicher lebt ihren Mädchentraum

© Thomas Scherer

Der Blick schweift über Minigugelhupf, Konfekt und Gelee. Doch was Susanne Schleicher in einer Art übergroßem Kaufladen präsentiert, ist nicht zum Essen da. "Bei mir möchte man in vieles reinbeißen", sagt die Fürtherin. "Deshalb muss ich auch auf Märkten immer Hinweise anbringen, dass die Sachen nicht zum Verzehr geeignet sind." Schließlich handelt es sich dabei um Seifen.

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Beim Betreten des kleinen Geschäfts in der Karolinenstraße fühlt man sich in vergangene Zeiten versetzt: Vintage-Möbel, Pastelltöne, kleine Kisten und Säckchen bestimmen das Bild. Ein Potpourri verschiedener Gerüche wie Jasmin, Zitrone und Lavendel schlägt einem entgegen. Susanne Schleicher ist sofort präsent und um keinen Kommentar verlegen. "Ich liebe meine Duschseifen, aber bitte damit nicht den Mann erschlagen", scherzt sie über ihre massiven Seifenblöcke. "24 Kleinigkeiten ohne Kalorien", preist die Betriebs- und Handelswirtin wenig später einen mit Seifen und Sprudelbädern bestückten Adventskalender an.

Ihre erste Seife hat sie 2000 gemacht, weil sie die ihrer Mutter nicht mehr mochte. "Ich habe mich in den Buchladen fünf Stunden mit Hobbythek-Büchern gesetzt", erinnert sich die 37-Jährige. Schnell sei ihr neues Hobby eine Leidenschaft geworden und eine Möglichkeit, von der Mitarbeit im Handwerksbetrieb ihres damaligen Mannes zu entspannen. Doch selbständig machte sich Schleicher erst am 23. August 2016 — auch weil sie festgestellt hatte: "Ich bin kein Teamplayer."

Einkauf nur in Deutschland

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In der Schleicherei ist sie nun Mädchen für alles: Buchhalterin, Einkäuferin, Marketingchefin, kreativer Kopf, Produzentin und Putzfrau. Die Rohstoffe für ihre Seifen kauft sie nur bei in Deutschland ansässigen Firmen. "Regionalität ist mir wichtig", sagt Schleicher. "Aber das hat auch seinen Preis." Unter ihren Kunden seien viele Stammkunden, berichtet Schleicher. Viele davon nähmen Anteil an ihrem Schicksal, fragten, wie das Geschäft laufe.

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"Ich bin nicht unterernährt", sagt Schleicher dann mit ihrem Sinn für Humor und ergänzt: "Ich hätte nicht gedacht, dass es nach einem Jahr schon so gut läuft, und ich auf keinerlei Fremdkapital angewiesen bin." Ohne Kredit und ohne Erbe habe sie auch die Anfangsinvestition von 17 000 Euro für die Schleicherei gestemmt. Gekostet hätten vor allem die Sicherheitsbewertungen durch Chemielabore, die jede Seifenrezeptur durchlaufen müsse, ehe sie verkauft werden darf. Bei der Einrichtung legte die "Seifen-Sanne", wie sie manche nennen, selbst Hand an und strich zum Beispiel ihren alten Sekretär ebenso wie die kleinen Kisten und Pflanztische, die nun als Regale dienen.

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Laden wie Sortiment sind in den vergangenen 13 Monaten gewachsen und haben sich verändert. "Es gibt immer wieder was Neues zu entdecken", sagt Schleicher, die in der Zeit dreimal groß umgebaut hat und alle zwei Wochen ihr Schaufenster umdekoriert. Inzwischen hat sie 50 verschiedene Seifenrezepturen und 15 Badesprudelbäder kreiert. "Die Seifen spiegeln meine Seele — mal hell, mal dunkel, mal quietschebunt", erklärt Schleicher. Zehn bis 20 Arbeitsschritte sind nötig, bis eine Seife fertig ist. Unter anderem muss sie zwei Tage ruhen.

Alles in allem sei ihr Geschäft ein "wahr gewordener Mädchentraum". Daran teilhaben lässt sie Kunden auch in Workshops — für Junggesellen, Brautpaare und Mütter mit ihren Kindern etwa. Hinzu kommen Angebote im Ferienprogramm der Stadt Fürth und allein 100 Kindergeburtstage in diesem Jahr. Mit ihrer Mischung aus Kursen, Werkstatt, Laden und Online-Shop habe sie ein über die Grenzen von Fürth hinaus einzigartiges Angebot geschaffen.

In naher Zukunft würde Schleicher gerne ein, zwei Mitarbeiter einstellen und mal in den Urlaub fahren. "Im ersten Jahr habe ich mich das nicht getraut", sagt die Jungunternehmerin. Vergrößern oder gar umziehen wolle sie die Schleicherei aber nie.

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