Viele Ausbildungsplätze in Fürth sind noch unbesetzt

3.9.2015, 07:00 Uhr
Viele Ausbildungsplätze in Fürth sind noch unbesetzt

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Mit dem Spielerbus von Greuther Fürth unterwegs – das waren gestern die 14 künftigen Automobilverkäufer und Kfz-Mechatroniker der Feser-Graf-Gruppe aus Fürth. In Schwabach trafen sie sich mit anderen Auszubildenden des Konzerns zum gegenseitigen Kennenlernen. „Wir haben viele Bewerbungen bekommen und konnten nicht allen Schülern eine Stelle anbieten“, sagt Verkaufsleiter Kurt Ebersberger.

So einfach wie das Autohaus haben es nicht alle Betriebe in Fürth. Viele Stellen sind bislang unbesetzt geblieben, weiß Thomas Mörtel, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft: „Egal ob bei den Bäckern, auf dem Bau oder bei Friseuren — es sind immer noch Plätze frei.“

Dabei war die Situation für Schulabgänger nicht immer so entspannt. Vor gut zehn Jahren noch standen viele Schüler auf der Straße, weil es nicht genügend Ausbildungsplätze gab. Der demographische Wandel, also das Ausbleiben des Nachwuchses, trägt heute hingegen zu fehlenden Bewerbern bei.

Nicht immer passen aber Schüler und Ausbilder zusammen. Bei den offenen Stellen gilt: Etwa die Hälfte der Bewerber, schätzt Mörtel, sind für die von ihnen gewünschten Berufe nicht geeignet. „Kfz-Mechatroniker müssen bereit sein, auch mit Computerprogrammen umzugehen.“ Die andere Hälfte der Plätze bleibt unbesetzt, da die Arbeit nicht attraktiv erscheint.

Außerdem drängen viele Eltern ihre Kinder nach der Grundschule aufs Gymnasium und später an die Hochschulen. „Die duale Ausbildung in Betrieb und Berufsschule erscheint für sie immer weniger erstrebenswert“, sagt Mörtel. Viele erhoffen sich durch ein Studium bessere Berufschancen. Doch der Weg vom Azubi zum Studenten ist nicht versperrt. Mörtel: „Wer nach der Lehre auf der Meisterschule war, erhält die Hochschulreife und kann studieren.“ So kann etwa ein Zimmerer später ein Architekturstudium anfangen. „Die von vielen Arbeitgebern geforderte Praxiserfahrung bringt er dann gleich mit.“

Zurzeit kommen auch viele jugendliche Flüchtlinge nach Deutschland. Ihnen einen Ausbildungsplatz zu geben, ist nicht einfach. In der Berufsschule I in Fürth lernen sie die nötigen Sprachkenntnisse und Grundlagen. Währenddessen können sie in verschiedene Unternehmen schnuppern und Berufe kennenlernen. Thomas Mörtel erzählt von einem Fliesenlegerlehrling aus Afghanistan. Er ist das zweite Jahr in seinem Betrieb, der Arbeitgeber ist zufrieden mit dem jungen Flüchtling. Doch der unsichere Aufenthaltsstatus des Mannes ist eine Belastung. „Er hat zwar im Unternehmen Fuß gefasst, allerdings droht ihm die Abschiebung“, berichtet Mörtel.

Alle paar Monate werden Lehrling und Meister erneut vor die Probe gestellt, dann kommt der Bescheid der Behörde. Sie entscheidet, ob der junge Afghane weiter hier bleiben darf.

Andere haben es da einfacher. „Wir nehmen bis Ende Oktober bereits Bewerbungen für das nächste Jahr entgegen“, sagt Ebersberger vom Autohaus Feser. Wer bis heute noch nichts gefunden hat, muss nicht so lange warten. Der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Mörtel ermutigt unterdessen alle Ausbildungsplatzlose, sich zu bewerben: „Es gibt noch viele offene Stellen.“

Die Azubi-Beilage der Fürther Nachrichten mit Berufsporträts und Bewerbungshinweisen erscheint am 26. September.

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