Von afrikanischer Farm auf fränkischen Ökohof

17.8.2015, 06:00 Uhr
Von afrikanischer Farm auf fränkischen Ökohof

© Foto: Schübel

Der Besuch am Hof der Tiefels beginnt mit einem Abstecher zur Weide im Fembachgrund. Hier betreibt der Landwirt Mutterkuhhaltung mit Angusrindern. Tiere und Besucher sind sich anfangs nicht ganz geheuer. „So viele Leute auf einmal, das sind sie nicht gewöhnt“, erklärt Leonhard Tiefel die Zurückhaltung seiner Rinder. „Da sind sie eben etwas skeptisch.“

Besonders Daniel Sandewa ist von der Größe der Kühe überrascht. Der 63-Jährige ist selbst Landwirt und hält auf seiner Farm in Tansania Boran Rinder. Schnell entwickelt sich ein Gespräch unter Berufskollegen über das Verhalten der Tiere. Egal, ob am Fuße des Kilimandscharo oder am Fembach, Kühe verhalten sich wohl überall auf der Welt gleich.

Viele Expertenfragen

Leonhard Tiefel, der die Gruppe über Weiden und Hof führt, ist eigentlich seit zwei Jahren Rentner und hat den Betrieb an seinen Sohn weitergegeben. Trotzdem ist er noch viel bei den Tieren und kümmert sich um sie, weshalb sie in seiner Nähe gelassener werden. „Die kennen meine Stimme, das beruhigt sie“, sagt der 67-Jährige.

Besonders die Aufzucht auf der Weide interessiert die Gäste aus Tansania. Tiefel beantwortet gerne alle Fragen. Wie lange bleiben sie auf der Weide? Bekommen die Kälber nur Milch oder auch anderes Futter? Wie schwer sind die Rinder, wenn sie geschlachtet werden? Wie groß ist die Herde?

Die Unterschiede zwischen dem Hof von Leonhard Tiefel und dem von Daniel Sandewa sind gar nicht so groß, beide betreiben sowohl Viehzucht als auch Ackerbau. „Meine Farm daheim ist etwas größer, aber es war sehr interessant, das Konzept eines deutschen Bauern zu sehen“, sagt Sandewa. „Die Art, wie er seinen Hof betreibt, unterscheidet sich nicht sonderlich von meiner, aber ein paar Anregungen nehme ich schon mit.“

Als Übersetzerin war die Ammerndorferin Dietlind Kielmann mit dabei. Die 58-Jährige ist im Kirchenvorstand und hat die Gruppe schon bei verschiedenen Ausflügen begleitet. „In den vergangenen drei Wochen haben unsere Gäste aus Siha schon mehrere Bauernhöfe besucht, aber zum Abschluss wollten wir ihnen noch einen Ökohof zeigen“, sagt sie.

Nachdem die Gruppe noch die Weideschweine besucht hat, die Tiefel hält und die Verkaufsräume auf dem Hof besichtigt hat, fahren alle zu einem Gehege etwas außerhalb von Kirchfembach. Die hier untergebrachten Mufflonschafe, Rehe und Hirsche sind noch scheuer als die Angusrinder und verstecken sich zwischen den Bäumen. „Die erinnern sich daran, dass ich im vergangenen Herbst ein paar von ihnen geschossen habe“, erläutert Tiefel. „Da hauen sie lieber ab.“

Als Tiefel den Gästen erzählt, dass er als Kind am Hang des heutigen Geheges immer Schlitten gefahren sei, wundern sich die Afrikaner. „In Siha kennen die Menschen keinen Schnee“, erklärt Kielmann. „Oben auf dem Kilimandscharo liegt zwar ein bisschen Schnee, aber unten im Tal gibt es das nicht.“

Zum Abschluss des Besuches überreichen die Tansanianer Tiefel ein Geschenk aus ihrer Heimat, ein holzgeschnitztes Bild eines Flusspferdes mit dem Wort „Karibu“ darunter. „Karibu bedeutet ‚Willkommen‘“, übersetzt Kielmann. „So schön die Zeit in Deutschland war, langsam wollen wir alle wieder heim“, sagt Daniel Sandewa zum Abschluss der Reise. „Wir wollen vor allem versuchen das, was wir hier gelernt haben, daheim umzusetzen.“

Dass sie aber Franken wieder einmal besuchen wollen, steht für die Gäste aus Tansania nach den ereignisreichen Wochen auch schon fest.

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