Vorsicht Radarfallen in Zirndorf

2.9.2016, 21:00 Uhr
Vorsicht Radarfallen in Zirndorf

© F.: Hans-G. Esterl

Allerdings erwartet Thomas Rieß, Chef des städtischen Ordnungsamtes, keine signifikanten Verstöße. Erklärtes und auch seitens der Polizei gefordertes Ziel war, mehr Klarheit und damit auch mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer zu schaffen. Die Erfahrung habe gezeigt, dass Autofahrer bei der Tempo-10-Regelung im Schnitt mit 18 bis 21 Stundenkilometern unterwegs waren. „Wenn es dabei bleibt, bin ich zufrieden; auch mit Tempo 20 kann ich relativ unvermittelt halten, da steig‘ ich auf die Bremse und der Wagen steht“, sagt Rieß.

Die Befürchtungen einiger Bedenkenträger im Stadtrat, die Autofahrer würden beim 20er Limit dann 30 oder 40 Stundenkilometer schnell fahren, sieht er nicht bestätigt. Das gäbe der teils enge und kurvige Straßenraum insbesondere am Markplatz gar nicht her, „allenfalls nachts um 2 Uhr und da ist kein Kind mehr unterwegs, das gefährdet wäre“, so Rieß.

„Gewöhnungsbedürftig“

Generell sieht er die neue Regelung in der Bevölkerung gut angenommen, „wenngleich es um die eine oder andere Ecke immer Diskussionen geben wird“. Jetzt ist der komplette Bereich innerhalb des Rings von Bahnhof-, Wallenstein-, Mühl-, Mond- und Albert-Einstein-Straße Zone 20, womit auch Straßenzüge eingebunden sind, in denen die Tachonadel zuvor noch auf die Marke 50 klettern durfte: Etwa im stadteinwärts gelegenen Bereich der Banderbacher Straße nach der Kreuzung an der Feuerwache oder in der Schützenstraße bereits ab dem Abzweig von der Bahnhofstraße. „Das ist sicher gewöhnungsbedürftig. Doch wenn ich einen einheitlichen Bereich schaffe, muss ich den an den Eingangstoren definieren und kann wegen 300 Metern keine Ausnahme machen“, erklärt Rieß.

Seine Befürchtung, an diesen Stellen könnte es in der Umgewöhnungsphase doch einmal krachen, bestätigten sich nicht. Die Polizei hat bis dato noch keinen relevanten Unfall gemeldet. An beiden Stellen wird auf dem Straßenbelag noch eine Markierung aufgebracht, die in großem Format auf Tempo 20 hinweist. An Einmündungen, an denen Autofahrer Vorfahrt hatten, nun aber rechts vor links beachten müssen, machen entsprechende Schilder eigens darauf aufmerksam, was eigentlich überflüssig ist. In der 20er-Zone gilt genauso wie in der 10er oder 30er generell rechts vor links.

Rechtsfreier Raum

Tempo 10 war in Zirndorf zwar ausgewiesen, durfte aber seit Mitte 2014 nicht mehr kontrolliert werden. Damals war dem Innenministerium aufgefallen, dass die Ausweisung von 10er-Zonen zwar zulässig ist, das Schild dafür aber keine Rechtsgrundlage hat, weil es im Katalog der Verkehrszeichen schlicht vergessen wurde. Seitdem waren die Straßen in Zirndorfs Mitte rechtsfreier Raum für Raser. Kurz zuvor hatte die Polizei vor Ort die Unübersichtlichkeit der Vorfahrtsregelungen im Zentrum moniert, wo etwa in der Nürnberger Straße die Vorfahrt auf wenigen hundert Metern mehrfach wechselte, weil verkehrsberuhigte Zonen, umgangssprachlich Spielstraßen genannt, abzweigten. Wer aus ihr ausfährt, muss sich wie aus einer Grundstücksausfahrt kommend verhalten und in jedem Fall abwarten. Das sorgte immer wieder für Irritationen.

Spielstraßen gibt es in Zirndorfs Zentrum jetzt nicht mehr. 1980 eingeführt, waren sie von ihren Erfindern eigentlich für Wohngebiete in Großstädten gedacht, in denen Kinder keinen Platz zum Spielen hatten, erklärt Rieß. Nun ist Zirndorfs Zentrum geschäftsberuhigter Bereich, was nach Ansicht des Ordnungsamtschefs auch eher den tatsächlichen Gegebenheiten entspricht.

Tempo 30 einzuführen, stand nie zur Debatte. Sie ist im mit Mitteln der Städtebauförderung für viel Geld niveaugleich ausgebauten Straßenraum nicht zulässig. Dann hätte Fußgängern wieder ihr eigener Bereich, etwa in Form erhöhter Gehsteige oder mit Querungshilfen, zugewiesen werden müssen. Und das wäre eine teure Geschichte geworden.

An der Parkplatz-Bewirtschaftung hat sich kaum etwas geändert. Geparkt werden darf im Zentrum tagsüber nur auf den ausgewiesenen Stellplätzen, maximal zwei Stunden entweder mit Parkscheibe oder mit Parkschein, der pro Stunde 1,50 Euro kostet. Zusätzlich in die Bewirtschaftung aufgenommen werden Steinweg und Herrleinstraße, sobald sie fertig ausgebaut sind. Allerdings wird überlegt, in der einen oder anderen früheren „Spielstraße“ ein paar zusätzliche Parkplätze auszuweisen.

Ab sofort wird die Stadtverwaltung ihr monatliches 21-Stunden-Kontingent für Geschwindigkeitskontrollen, das sie bei der kommunalen Verkehrsüberwachung in Ammerndorf fürs komplette Stadtgebiet gebucht hat, stundenweise auch wieder im Zentrum einsetzen. Bis 2014 waren es im Schnitt drei bis sechs Stunden im Monat. Die Kontrollstellen dürften die gleichen bleiben: Spitalstraße, Fürther Straße stadteinwärts und an zwei Stellen in der Hauptstraße.

„Und wir blitzen nicht, um Geld zu verdienen, sondern um dort, wo es notwendig ist, zu disziplinieren“, betont Rieß wiederholt. Wollte die Stadt abkassieren, „würden wir nur vor der Schule in der Bahnhofstraße oder an der Rothenburger Straße blitzen“. Natürlich sei mit dem neuen Tempolimit auch wieder der rechtliche Rahmen für Kontrollen geschaffen. „Doch Auflagen machen nur Sinn, wenn wir sie überwachen können“, lautet Rieß‘ Credo diesbezüglich. „Würden sich alle an die grundlegenden Regeln der Straßenverkehrsordnung halten, bräuchten wir das freilich nicht, dann bräuchten wir nicht einmal Schilder. Aber das ist genauso wie mit der Polizei: Wären alle Menschen gut, wäre die auch überflüssig“, meint Rieß.

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