Wandern zu steinernen Zeugen
13.9.2010, 12:00 UhrMartin Weber ist Siebener durch und durch: Schon seit 1965 gehört er den Langenzenner Feldgeschworenen an; heute ist er deren Obmann. Vom Schwiegervater hat er Ehrenamt nebst Siebenergeheimnis übernommen. Und so wie Weber wirkt, nimmt er einst sein Wissen mit ins Grab, wie er die Grenzsteine markieren muss, auf dass niemand sie verrücken möge.
"Siebener" sind eine fränkische Spezialität, die sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen lässt: Bis zu sieben Männer jedes Dorfs sind fürs Setzen und Überwachen der Grenzsteine verantwortlich. Heute gibt es auch Frauen. "Wir wollten auch mal eine dabei haben, doch die wollte nicht", stellt Weber heraus.
Seltsame Formen
In Langenzenn punkten die Ehrenamtlichen mit den sichtbaren Zeichen der Arbeit: Den Steinen. Weber hat sich mit ihren oft seltsamen Formen, Einkerbungen oder Zeichen beschäftigt. 26 Steine hat er am so genannten "Siebener Platz" südöstlich von Langenzenn wieder aufgestellt - oder sollte man besser sagen: eingebaut?
Die Steine, die heute aus Feldrainen blinzeln, haben meist quadratische Köpfe und sind aus Granit. Das ist so seit Beginn des 20. Jahrhunderts: Vorher sahen die Grenzmarkierungen völlig anders aus. Sie schauten weit aus dem Boden heraus und waren unter der Erde ganz dick. Dort waren bedeutsame Buchstaben eingemeißelt. Ein T stand zum Beispiel für Triebweg. Auf diesen Pfaden durften Viehherden durch fremdes Gelände getrieben werden und dort auch weiden. Am Siebener Platz kann man sie finden: Grenzsteine mit umgekehrtem N für "Umklappung", also einem erneuerten Stein oder mit K.W. für Königlicher Wald. HL war eine örtliche Spezialität und steht für Hospitalstiftung Langenzenn.
Die Erklärungen liefert die aufgestellte große Infotafel. Zum Siebener Platz kommen Wanderer, die vom Startpunkt Bahnhof Langenzenn aus dem ockergelben Zeichen mit der "7" folgen. Fünf Kilometer lang ist dieser Siebener Weg. "Ein wunderbarer Wanderweg, bei Sonne, Wind und auch Regen begehbar", schwärmt Martin Weber, der ihn wegen der Spruchtafeln auf insgesamt wiederum sieben großen Steinen auch "Besinnungsweg" nennt. Etwas länger ist der Langenzenner Rundweg mit der roten Nummer "7". Er beginnt ebenfalls am Bahnhof, führt mit einem Abstecher zum Siebener Platz an insgesamt - nein, falsch gedacht - acht "historischen Steinen und Sehenswürdigkeiten" wie dem Steinbarometer oder dem Staagärtla - beide in Laubendorf - vorbei.
Und dann gibt es noch die Langenzenner Siebener Radwege; vier an der Zahl. Hier ist jeweils Start und Ziel am Schießhausplatz. "Siebener oder Feldgeschworenenwege gibt es sonst nirgends", ist Martin Weber stolz auf die Besonderheit. Übrigens nur steinig sind die Wege nicht - am Siebener Platz hat Martin Weber auch eine ganze Menge alte Pflanzen ausgesät, die sich dort ziemlich wohlfühlen und ausbreiten. Weshalb der rüstige Rentner "zuletzt drei Tage da war", um wieder etwas Ordnung in den Wildwuchs zu bekommen.
Wer sich, von der Wanderung etwas müde, auf einer Bank oder im Gras niederlässt, dem empfiehlt Martin Weber, am "Schmeckerbledli" zu riechen: Das hatten die Kirchgänger früher im Gesangbuch, um sich während einer einschläfernden Predigt wieder aufzumuntern. Wo es wächst, das steht auf den vielen Täfelchen im Rainkräutergärtla.
Die Langenzenner Siebenerwege gibt es seit 2007. In dieser Zeit hat nicht nur Martin Weber und der im Rathaus für den Siebener-Tourismus zuständige Günter Vogel viel Lob dafür bekommen. Die Broschüren wurden nun nachgedruckt. Kostenlos zu haben im Rathaus Langenzenn, Telefon: (09101) 7030.
Gruppen steht Martin Weber auch für Führungen zur Verfügung, Tel. (09101) 8140.
Broschüre "Siebener Weg" und "Siebener Radweg" zum Herunterladen