Woche der Brüderlichkeit: Gemeinsam gegen die Welle des Hasses

16.3.2015, 12:00 Uhr
Woche der Brüderlichkeit: Gemeinsam gegen die Welle des Hasses

© Foto: Rempe

Warum? Das ist eine schlichte Frage, Mo Asumang hat sie gestellt. Die TV-Moderatorin, Regisseurin und Schauspielerin wollte von Neo-Nazis, Rassisten und Ku-Klux-Klan-Vertretern wissen, was sie antreibt, woran sie glauben. Ihr schlug Hass entgegen, Aggression und blindwütige Ablehnung. Ihr Film, der in diesem Jahr für den Grimme-Preis nominiert war, dokumentiert zudem ihre Suche nach dem Ursprung des Arierbegriffs und versucht, Wege aus ideologischer Verblendung aufzuzeigen.

Nach der 45-minütigen Dokumentation interessierte die Schülerinnen und Schüler unter anderem, ob Mo Asumang während der Dreharbeiten, bei denen sie übel angegangen wurde, nicht selbst irgendwann Hass empfunden habe. „Nein. Eigentlich nicht, es hat manchmal total weh getan, aber ich habe versucht, niemanden von vorneherein in eine Schublade zu packen“, antwortete die afrodeutsche Filmemacherin, deren Vater aus Ghana stammt.

Keine Angst

Sie sei zum Beispiel auf Menschen getroffen, die sich „so gar keine eigenen Gedanken gemacht haben, aber vollgepumpt waren mit Hass auf sogenannte Gegner, die sie sich selbst zurechtgebastelt haben“. Andere offenbarten unreflektiertes Unwissen, das noch immer von pseudowissenschaftlichen Hypothesen aus der Zeit der NS-Diktatur gespeist wird.

Angst, erklärte Asumang auf eine andere Schülerfrage, habe sie bei den Gesprächen nicht gehabt: „Ich hatte immer das Gefühl, ich bin nicht für mich dahin gegangen, sondern für die Zuschauer. Für euch.“

Die 51-Jährige richtete einen engagierten Appell an die Jugendlichen und die Gäste der Veranstaltung der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Franken mit der Stadt Fürth: „Wir alle müssen lernen, die Dinge genau anzuschauen und zu hinterfragen. Das heißt, dass wir uns zum Beispiel über die korrekten Zahlen und Statistiken zu Flüchtlingen und Migration in Deutschland informieren müssen, damit nicht bewusst verbreitete falsche Angaben die Diskussionen beeinflussen.“ Es sei wichtig, sich zu engagieren gegen Angriffe auf Demokratie und Menschenrechte. „Das macht ihr auch für euch. Für eure Freiheit.“

Zuvor hatte Rainer Erhardt, Schulleiter des Helene-Lange-Gymnasiums, die Gäste begrüßt und erklärt: „Es ist sehr gut und bemerkenswert, dass in Fürth ein Geist herrscht, der uns eng zusammenstehen und –arbeiten lässt.“ Erschreckend sei aber, „wie leicht einem derzeit Schlagwörter einfallen, die als Thema für ein Grußwort zu dieser Veranstaltung in Frage kommen“.

Auch Fürths Bürgermeister Markus Braun betonte, dass die Treffen zur Woche der Brüderlichkeit in Fürth stets „wertvolle Maßstäbe gesetzt haben“. Allerdings dürfe man daraus nicht den Schluss ziehen, dass man in Zukunft auf diese Begegnung verzichten könnte: „Wenn man auf die Bedrohungen in der ganzen Welt sieht oder an die Attentate etwa in Paris denkt, dann zeigt sich sofort, wie existentiell wichtig die Art des Miteinanders ist, die wir hier pflegen und leben wollen.“ Braun lobte auch Aktionen wie die „Lange Nacht der Religionen“ am 30. April oder „Fürth ist bunt“.

Für die christlichen Dekanate in Fürth setzte sich der evangelische Dekan Jörg Sichelstiel mit der aktuellen Situation auseinander und fragte ebenfalls, wie sinnvoll es sein kann, „Veranstaltungen wie diese zu machen, auf der wir unter uns sind und jeder ahnt schon zuvor, was gesagt wird“? Es könne doch zum Beispiel nicht sein, dass Juden – auch in Fürth – heute Angst haben, mit der Kippa auf die Straße zu gehen.

„Pegida hat uns gerade deutlich gemacht, dass eine Parallelgesellschaft existiert, mit der offensichtlich kein Dialog stattfindet, auch deshalb müssen wir uns natürlich fragen: Was können wir tun?“ Zusammenarbeit sei in und für eine aufgeklärte Gesellschaft entscheidend.

Konkret forderte er: „Auch die CSU und das Bündnis gegen Rechts müssen in Fürth gemeinsam vorgehen.“ Sichelstiel sprach sich für eine Streitkultur aus, denn, „wenn wir uns auseinandersetzen, können wir gemeinsam etwas erreichen und weiterkommen“.

Die Veranstaltung wurde vom Instrumentalensemble der Schule unter Sabine Zengler begleitet. Den berührenden Schlusspunkt setzte die in Fürth lebende Jüdin Bella Rosenkranz mit einem Lied.

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