Gunzenhausen als Multimedia-Stadt

5.2.2015, 12:00 Uhr
Die Studenten des Kurses "Medieninformatik" bei Prof. Dr. Helmut Roderus (hintere Reihe rechts) haben in Zusammenarbeit mit Touristik-Chef Wolfgang Eckerlein und EDV-Experte Horst Schäfer (hinten links) drei multimediale Projekte entwickelt und präsentieren sie nun in der Stadthalle.

© Natalis Die Studenten des Kurses "Medieninformatik" bei Prof. Dr. Helmut Roderus (hintere Reihe rechts) haben in Zusammenarbeit mit Touristik-Chef Wolfgang Eckerlein und EDV-Experte Horst Schäfer (hinten links) drei multimediale Projekte entwickelt und präsentieren sie nun in der Stadthalle.

Ein interaktiver Zeitstrahl etwa heißt die Besucher der neuen Website des Archäologischen Museums nun willkommen. Die alte Homepage wurde vor rund 15 Jahren ebenfalls von Studenten der damals noch sehr jungen FH Ansbach entwickelt. Damals hochmodern, entspricht sie heute einfach nicht mehr den Anforderungen an einen Internetauftritt. „Responsive Webdesign“ ist mittlerweile Pflicht, eine Website muss daheim am PC genauso funktionieren wie unterwegs auf dem Smartphone.

Das war nur eine der Herausforderungen für Julia Harrer, Stefan Schmidt und Florian Kratzer, die sich dieser Aufgabe angenommen hatten und vom Leiter der Touristik-Information Gunzenhausen, Wolfgang Eckerlein, viel Lob für ihr großes Engagement und ihr selbstständiges Arbeiten erhielten. Spiel, Spaß und Spannung sind die Elemente, aus denen virtuelle Eingangsportale gebaut werden.

Unter www.archaeologisches-museum.gunzenhausen.de findet der Besucher von der Steinzeit bis zum Mittelalter die Zeitspanne, die das Museum umfasst, anschaulich dargestellt und kann per Mausklick einzelne Exponate entdecken. Natürlich wartet die Website auch mit informativen Texten auf und bietet darüber hinaus laut Professor Roderus für die jüngeren Besucher einen kleinen „Appetitanreger“ in Form der längst gängigen „Gamification“.

Tolle Ideen stecken auch in den anderen beiden Projekten, die allerdings das „Reifestadium“ noch nicht ganz erreicht haben. Vor allem dem „Geschichtenbaukasten“, einem QR-Code-Game, bescheinigt Roderus das Potenzial, einmal ein veritables Produkt zu werden. Am Beispiel „Der Bote des Markgrafen“ führten die Studenten in der Stadthalle vor, welche Möglichkeiten in ihrer App-Idee stecken. Mithilfe von in der Stadt verteilten QR-Codes, deren Standort etwa durch kleine Aufgaben oder Spielchen herausgefunden werden muss, wird den Teilnehmern eine Geschichte – eben in diesem Fall die des Wilden Markgrafen und seiner Zeit in Gunzenhausen – erzählt.

Ausgehend vom Geocaching, wollten Lucas Herrmann, Tristan Ludwig und Sebastian Schwab etwas entwickeln, das eine unbegrenzte Zahl von Nutzern auf eine virtuelle Schnitzeljagd schickt. Seine Nagelprobe erlebte das QR-Code-Game bei den Gunzenhäuser IuK-Tagen im vergangenen Herbst. Allerdings habe er selten „so tiefe Augenringe“ gesehen wie kurz vor der Konferenz bei den Studenten, schmunzelte Eckerlein. Die hatten drei Tage lange nahezu durchgearbeitet, um den Prototyp präsentieren zu können.

Nun wissen sie, dass ihre Idee im Prinzip läuft, war denn auch das befriedigende Fazit, das die Studenten bei der Präsentation zogen. Bis die App allerdings sozusagen in Serie gehen kann, ist es noch ein langer Weg. Eckerlein hofft aber sehr, dass die Studenten diesen auf jeden Fall beschreiten, denn er würde den Gästen der Altmühlstadt gerne solche kreativen Stadtführungen anbieten. Roderus kann sich vorstellen, dass dies vielleicht Thema einer Abschlussarbeit für einen Masterstudiengang – und einen solchen hat die Ansbacher Hochschule im Bereich Medien beantragt – werden könnte.

Spielerische Wissensvermittlung hat sich die dritte Gruppe zum Thema gemacht, und zwar auf durchaus originelle Art und Weise: Florian Beck, Christof Schlegel, Veronika Lechner und Julia Hall haben für „Stadt – Land – Altmühl“ ein Brettspiel – kombiniert mit einer App – entworfen, bei dem Ortskenntnis und ein historischer Hintergrund hilfreich sind. Seien es Fragen zum Limes, zu Gebäuden in Gunzenhausen und Umgebung oder rund um den Altmühlsee, die richtige Antwort bringt die Figur auf dem Spielplan auf jeden Fall ein Stück voran. Der kann übrigens ganz einfach ausgedruckt werden, wenn die App im Store erhältlich ist. Für Urlauber will Eckerlein den Plan in der Touristik-Information vorhalten.

Noch allerdings fehlt etwas Entscheidendes: die Fragen. Lediglich 47 über die Stadt und jeweils 19 zum Landkreis und zur Altmühl sind bisher gespeichert. Hier allerdings ist bereits Abhilfe in Arbeit: Die Stephani-Hauptschule hat sich bereit erklärt, mit ihren Schülern weitere Fragen zu entwickeln.

Es geht der Stadt bei der Zusammenarbeit mit der Ansbacher Hochschule nicht darum, „möglichst billig“ an kreative Ideen zu kommen, versicherten Bürgermeister Karl-Heinz Fitz und EDV-Experte Horst Schäfer bei der Präsentation unisono. Sowohl das Stadtoberhaupt als auch Professor Roderus sprachen vielmehr von einer „Win-win-Situation“, denn Hochschule und Stadt befruchten sich hier gegenseitig. Gunzenhausen bietet den Studenten laut Roderus die wertvolle Möglichkeit, Praxiserfahrung zu sammeln, verbunden mit der Freiheit, eigene Ideen zu entwickeln. Und die Altmühlstadt kann im Gegenzug nicht nur ihren Ruf als „multimedialer Standort“ ausbauen, so Schäfer, sondern profitiert in der Regel auch enorm, denn beispielsweise mit der Website fürs Museum „haben wir etwas bekommen, wofür wir sonst sehr viel bezahlt hätten“.

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