Gunzenhausen: Aufstiegschancen in Kunststoffbranche

6.9.2016, 07:23 Uhr
Gunzenhausen: Aufstiegschancen in Kunststoffbranche

© RF Plast

Die Kunststoffindustrie ist in Altmühlfranken die stärkste Branche und damit auch ein wichtiger Arbeitgeber. Vom Maschinenhersteller über reine verarbeitende Industrie, Veredler, Farben- und Folienhersteller bis hin zum Spritzguss gibt es im Landkreis kaum einen Zweig, der nicht vertreten ist. Allein in Weißenburg-Gunzenhausen arbeiten rund 4500 Menschen in der Branche, in ganz Westmittelfranken zählt die kunststoffverarbeitende Industrie rund 10 000 Mitarbeiter.

Darüber hinaus bietet die Branche mittlerweile dank des vor drei Jahren in Weißenburg eröffneten Kunststoffcampus alle Chancen, auch mit einem guten Hauptschulabschluss Karriere zu machen – und trotzdem im Landkreis bleiben zu können. „Mit einem guten Plan kannst Du hier mit 16 in die Ausbildung gehen und bis zum Bachelor kommen“, formuliert es Amesöder, der Geschäftsführer der Gunzenhäuser Firma RF Plast, etwas salopp und macht seine Aussage gleich an einem Beispiel fest.

Wer etwa in seinem Unternehmen eine Lehre als kunststoffverarbeitender Verfahrensmechaniker beginnt, kann es innerhalb kurzer Zeit zum Anlagenführer bringen und später den Industriemeister oder Techniker draufsetzen. Mit diesem Zeugnis in der Tasche kann der ehemalige Azubi ein berufsbegleitendes Studium am Kunststoffcampus in Weißenburg aufnehmen und mit dem Bachelor abschließen. In naher Zukunft kann man vielleicht sogar noch den Master obendraufsetzen. Damit stehen die Türen offen fürs Projektmanagement, die Qualitätssicherung, die Entwicklung oder den Vertrieb, zählt Amesöder die vielfältigen Möglichkeiten auf, die sich dann ja nicht nur bei RF Plast, sondern bei allen Unternehmen der kunststoffverarbeitenden Industrie im Landkreis eröffnen.

Saubere Berufe

Jedoch in den Schulen und den Elternhäusern sind die vielfältigen Möglichkeiten, die die Branche allein in Altmühlfranken bietet, noch nicht angekommen, bedauert Amesöder im Gespräch mit dem Altmühl-Boten. Noch immer stehen bei den Abgängern von Mittel- und Realschulen eine Banklehre, die Ausbildung zum Industriekaufmann beziehungsweise zur -kauffrau oder der Kfz-Mechatroniker ganz oben auf der Liste der begehrtesten Berufe. Viele Eltern wünschen sich für ihren Nachwuchs einen sauberen Beruf und übersehen dabei vollkommen, dass die Sprösslinge damit in der kunststoffverarbeitenden Industrie genau am richtigen Platz wären.

Gunzenhausen: Aufstiegschancen in Kunststoffbranche

© Marianne Natalis

Der Kunststoffcampus in Weißenburg ist für die gesamte Branche im Landkreis eine einmalige Chance, wissen Amesöder und seine Mitstreiter, insbesondere auch Stefan Eberlein, Betriebsleiter bei RF Plast, und Tobias Schrötz, Ausbildungsleiter bei RF Plast. Die altmühlfränkische Hochschule kann aber nur funktionieren, wenn dieses Angebot auch angenommen wird, sich also genügend potenzielle Studenten finden. Doch dazu braucht es eine breite Basis an gut ausgebildeten Facharbeitern. Die Ausbildungsmöglichkeiten wären vorhanden, ist sich Amesöder sicher, sie werden nur zu wenig genutzt.

Es ist, weiß Amesöder, ein reines Imageproblem. Solange Kunststoff in der Gesellschaft nicht die Wertschätzung erfährt, die er seiner Meinung nach verdient, wird sich an der Situation nicht allzu viel ändern. Dabei kann Kunststoff mittlerweile so viel und wird ständig weiterentwickelt, auch bei RF Plast, wo unter anderem Kunststoffteile für die Autoindustrie produziert werden. Je mehr Kunststoff „wir in ein Auto bringen“, desto leichter wird es – und braucht dann entsprechend weniger Energie, hebt Amesöder die positiven Seiten des Materials hervor.

Nur rund fünf Prozent der jährlich weltweit geförderten Erdölmenge fließen in die Produktion von Kunststoff. Ein verschwindend geringer Anteil, findet Amesöder, mithilfe dessen zudem der Erdölverbrauch für Transport und Heizung verringert werden kann.

Die Branche hat darüber hinaus auch die Zukunft fest im Blick und arbeitet längst an und mit Biokunststoffen. Sie werden aus den Bohnen der Rizinuspflanze hergestellt, einem Gewächs, das wenig Ansprüche stellt und auch auf kargen Böden gut zurechtkommt. Plastik aus nachwachsenden Rohstoffen, damit ließe sich das Image doch aufpolieren.

Keine Kommentare