Gunzenhausen: Erfolgreiche Jugendarbeit beim BRK

5.7.2018, 05:49 Uhr
Gunzenhausen: Erfolgreiche Jugendarbeit beim BRK

© Marianne Natalis

Als Gast beim wöchentlichen Gruppentreff kann man ein wenig hinter die Kulissen dieser erfolgreichen Jugendarbeit schauen: Die jüngeren Kinder, im Alter von 6 bis zwölf Jahren, bedrucken gerade unter Anleitung von Yvonne Zischler in ihrem Gruppenraum ein T-Shirt, das sie beim nächsten Wettbewerb anziehen möchten. Später werden sie beim Spielen für eine fröhliche Lärmkulisse im ganzen Haus sorgen. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen treffen sich an diesem Tag zu einem Stationen-Training mit typischen Ausbildungssituationen wie Herz-Lungen-Wiederbelebung oder dem Anlegen einer formbaren Schiene als Erstversorgung bei Knochenbrüchen. Anschließend möchten sie mit Margit Fackler-Liedtke noch ein Wissensquiz spielen und anspruchsvolle Fragen zur Notfallmedizin beantworten.

Alles klappt wie am Schnürchen: Eine Jugendliche legt ihrer Freundin einen Schienenverband an. Mit freundlicher Stimme erklärt sie der "Verletzten", was sie als nächstes tun werde und wozu das gut sei. Wenn ein Unfallopfer weiß, was mit ihm geschieht und merkt, dass die Helfer die Ruhe bewahren, ist die Lage gleich erträglicher. So erläutert Guido Liedtke den Sinn der Übung.

Gunzenhausen: Erfolgreiche Jugendarbeit beim BRK

© Babett Guthmann

Er und seine Frau Margit Fackler-Liedtke sind an vorderster Linie die Macher beim Jugendrotkreuz. Guido Liedtke erinnert sich an das Jahr 1999, als seine beim Bayerischen Roten Kreuz beschäftigte Frau erzählte, wie sehr es an Nachwuchs für ehrenamtliche Sanitätseinsätze (beispielsweise bei Großveranstaltungen wie der Kirchweih) oder an Fahrern im Rettungsdienst fehle. Bald war klar: ohne Nachwuchsarbeit keine neue Rettergeneration.

Guido Liedtke schlug also vor, seine Erfahrungen aus der Jugendarbeit im Amateurfunkbereich und das Rettungsdienst-Know-how von Margit Fackler-Liedtke zu koppeln, und bald war die erste Jugendkreuzgruppe ins Leben gerufen. Diese zählte gerade mal vier Mitglieder, doch der Aufschwung ging rasant, und es war auch keine Frage für die Mehrzahl der Kinder, dabeizubleiben: "Weil wir hier coole Sachen machen und nette Leute dabei sind!", betont eine der Jugendlichen, die schon als ABC-Schützin dabei war.

Gunzenhausen: Erfolgreiche Jugendarbeit beim BRK

© Babett Guthmann

Neue Betreuerinnen und Betreuer kamen dazu, mittlerweile sind es acht, die meisten durch ihre vom Jugendrotkreuz begeisterten Kinder. Aber auch aus der eigenen Jugendarbeit erwachsen neue Mitstreiter wie Magdalena Grimm. Sie habe die Arbeit hier quasi "mit der Muttermilch eingeflößt bekommen", erzählt sie. Die gesamte Familie ist im Roten Kreuz aktiv, und als Kind war sie schon immer dabei. Heute schult die 23-Jährige selbst den Nachwuchs. Dazu gehört, dass die Kinder ab zwölf Jahren einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren, ab 16 Jahren einen wesentlich anspruchsvolleren Sanitätskurs.

Spaß im Vordergrund

Natürlich müsse man mehr bieten als die reine Ausbildung, betont Margit Fackler-Liedtke. Der Spaß müsse immer im Vordergrund stehen, und gemeinsame Ausflüge und Freizeiten schweißen eine Gruppe zusammen. Die Vorbereitung der Gruppentreffen und der Freizeitabenteuer nimmt natürlich Zeit in Anspruch. Zehn Stunden pro Woche sei sie da beschäftigt, räumt Fackler-Liedtke ein. Das gehe nur, weil auch ihr Mann Guido Feuer und Flamme für die Sache des Jugendrotkreuzes sei, erklärt sie. Und auch ihr Arbeitgeber, die Integrierte Rettungsleitstelle Schwabach, spielt mit auf die Anforderungen des Ehrenamts zugeschnittenen Arbeitszeitregelungen mit.

Woher kommen der Antrieb und die Kraft, einen solchen rein ehrenamtlichen Aufwand über Jahre hinweg zu stemmen? Über ihre Antwort muss Margit Fackler-Liedtke nicht lange nachgrübeln: "Es macht Spaß, den Kindern etwas beizubringen, und es kommt auch viel von den Kindern zurück!" Das mag ein kurzes "Danke" sein, wenn eine glückliche Kinderschar sich nach der Gruppenstunde verabschiedet, oder auch die Tatsache, dass "ihr" Nachwuchs dem Rettungsdienst auch später treu bleibt, beispielsweise in der Krankenpflege. Nicht ohne Stolz erzählt Margit Fackler-Liedtke von einem langjährigen Jugendrotkreuz-Mitglied: Der junge Mann leitet heute eine große Rettungsleitstelle in der Schweiz.

Gunzenhausen: Erfolgreiche Jugendarbeit beim BRK

© Babett Guthmann

Wenn man ihrer Gruppe beim Wissensquiz zuschaut, das sie selbstverständlich daheim vorbereitet hat, merkt man, wie gut sich die Gruppenmitglieder kennen. Manche Fragen werden fast im Chor blitzschnell beantwortet, bei anderen wird gemeinsam gegrübelt, und man hilft sich gegenseitig auf die Sprünge. "Die Harmonie in der Gruppe ist gerade bei den Älteren spürbar", bestätigt Fackler-Liedtke, und man merkt, wie viel ihr das bedeutet – das partnerschaftliche Miteinander. Am Ende äußert die Jugendrotkreuz-Managerin noch einmal ihre feste Überzeugung – und gerade die bringt wohl Tag für Tag neue Motivation: "Unsere Kinder und Jugendlichen werden als Erwachsene nicht wegschauen, wenn an einer Unfallstelle oder in einer anderen Notsituation jemand Hilfe braucht!"

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