Gunzenhausen hat ein neues Stadtlogo

20.5.2016, 07:17 Uhr
Gunzenhausen hat ein neues Stadtlogo

© Jürgen Eisenbrand

So ganz genau, hatte man den Eindruck, wissen das selbst die Befürworter des neuen kommunalen Erkennungszeichens, das schon bald auf allen Briefköpfen, Plakaten und Prospekten prangen soll, immer noch nicht. Vier von 20 Räten, darunter die CSU-Frau Erika Gruber („Mir gefällt keiner der Vorschläge!“) und Dr. Werner Winter (Freie Wähler), lehnten auch den letztendlich mühsam gefundenen Kompromiss ab. Und auch so mancher der anderen 16 schien in erster Linie froh zu sein, mit seinem Ja endlich einen Schlussstrich unter die Marathondebatte ziehen zu können.

Vorangegangen war an diesem Abend im Raum Altmühltal der Stadthalle eine ungewöhnliche Prozedur. Nachdem nämlich Stadtgrafikerin Mirjam Eischer auf zwei Stellwänden ihre mehr als zwei Dutzend Entwürfe präsentiert hatte, bekam jeder Stadtrat drei rote, kreisförmige Aufkleber überreicht, mit denen er seine Favoriten markieren sollte, wobei, wie Bürgermeister Fitz betonte, „häufeln ausdrücklich erlaubt ist“.

Mit 24 beziehungsweise 20 Punkten lagen schließlich zwei Vorschläge vorn, die beide auf den Färberturm als das Erkennungszeichen der Altmühlstadt setzen. Der Sieger stellte dem in Großbuchstaben gesetzten GUNZENHAUSEN noch ein „Stadt“ in Schreibschrift voran, der Zweitplatzierte trug den Untertitel „Stadt am Altmühlsee“, beim Dritten (11 Punkte) war neben dem Färberturm auch die Silhouette der Stadtkirche zu sehen. „Eine eindeutige Entscheidung“, freute sich Fitz.

Doch damit war die letztendliche Entscheidung noch lange nicht gefallen. Denn noch galt es, zwei wichtige Fragen zu klären: Soll man die Bürger der Stadt per (Online)-Voting im Altmühl-Boten und in der Bürgerzeitung „StadtLandGUN“ befragen oder gar mitentscheiden lassen? Und soll, wie es Werner Falk (FDP) und der Grüne Peter Schnell vehement forderten, das Sieger-Logo noch den Zusatz „am Altmühlsee“ bekommen? „Das ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können; dafür sollten wir uns nicht schämen, sondern es, im Gegenteil, nach außen tragen“, so Schnell.

„Stimmungsbild einholen“

Gunzenhausen hat ein neues Stadtlogo

© Jürgen Eisenbrand

CSU-Stadtrat Friedrich Kolb hatte den Vorschlag gemacht, die Meinung der Gunzenhäuser zum neuen Logo einzuholen, in der Diskussion wollte ihm allerdings nur Gerhard Baumgärtner (Freie Wähler) offensiv beistehen: Er wolle mit den Bürgern „kommunizieren“, sie am Entscheidungsprozess „beteiligen“, sagte er; es gehe darum, „ein Stimmungsbild einzuholen“, und nicht darum, dass „ich mich nicht traue, zu entscheiden“.

Mit diesem Plädoyer stieß er allerdings auf wenig Resonanz: „Ich halte nichts davon, wir sollten selbst entscheiden“, bekundeten fast wortgleich Peter Schnell, Werner Falk und die SPD-Räte Angela Schmidt, Daniel Hinderks und Gerd Rudolph. Letzterer befürchtete, dass bei einer solchen Befragung eintreten werde, wovor ihn einst jemand im Zuge der Diskussionen um die Marktplatzgestaltung gewarnt habe: „Wenn ihr dazu die Bürger befragt, habt ihr plötzlich 16 000 Stadtbaumeister.“ Ein wie auch immer geartetes Voting sei weder repräsentativ noch nützlich: „Wir sind Manns genug, selbst zu entscheiden.“ Immerhin: Fast die Hälfte der Räte wollte sich dieser Sicht nicht anschließen, und so fiel das Abstimmungsergebnis mit 11:9 überraschend knapp gegen eine Bürgerbefragung aus.

Blieb noch ein allerletzter Punkt: der Untertitel „am Altmühlsee“. Der Liberale Falk schlug vor, zu dessen Gunsten lieber das „Stadt“ wegzulassen, zumal die Schreibschrift sich aus einiger Entfernung wie „Statt“ lese. Falk: „Das kommt eventuell schlecht rüber.“

Gerade die Schreibschrift hatte es jedoch der SPD angetan, die sich genau deswegen für diesen Entwurf entschieden hatte: „Das verleiht dem Logo eine gewisse Dynamik“, befand Gerd Rudolph. Und auch Stadtgrafikerin Mirjam Eischer verteidigte dieses Element, das den Entwurf „lebhaft und charmant“ mache.

Am Ende bekamen, mit 16:4 Stimmen, die SPD ihre „Stadt“ sowie Grüne und FDP den Untertitel „Altmühlsee“. Und die Gunzenhäuser ein neues Stadtlogo – über das sie aber weder diskutieren noch abstimmen durften.

 

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