Gunzenhausen: Umnutzung von Wohnraum sorgte für Ärger

18.9.2015, 13:00 Uhr
Gunzenhausen: Umnutzung von Wohnraum sorgte für Ärger

© Marianne Natalis

Nun hat sich der Ausschuss für Bauangelegenheiten und Stadtentwicklung mit dem Thema befasst und dieser Zweckentfremdung nachträglich das gemeindliche Ein­vernehmen erteilt.

Im Juni dieses Jahres rieben sich die Anwohner etwas verwundert die Augen, als sie zu einem „Tag der offenen Tür“ der Offenen Hilfen von Regens Wagner in ihrer Nachbarschaft eingeladen wurden. Denn als das Gebäude geplant wurde, hatten sie mit ihrer Unterschrift ihr Plazet zum Bau eines Wohnhauses gegeben.

Nun jedoch war im Erdgeschoss das Büro der Offenen Hilfen eingezogen. Und seitdem, beklagen die Nachbarn nun in einem gemeinsamen Schreiben an die Stadt Gunzenhausen und das Landratsamt, habe die Wohnqualität durch „permanente Betriebsamkeit erheblich abgenommen“. Aufgelistet werden nahezu tägliche Teamsitzungen und Treffen, durch die sich auch die Parksituation im Wohngebiet drastisch verschlechtert habe. Zudem verursache das „ständige Kommen und Gehen“ nicht unerhebliche Lärmbelästigungen. Verstärkt werde das dadurch, dass das Grundstück seit Einzug der Offenen Hilfen als Sammelpunkt für Tagesausflüge und Ähnliches genutzt werde. Außerdem seien Flohmärkte und ähnliche Events geplant.

Mit seiner Unterschrift reihte sich auch SPD-Stadtrat Gerd Rudolph unter die Beschwerdeführer und hielt damit in der Ausschusssitzung auch nicht hinterm Berg. Er sehe von seinem Wintergarten aus direkt auf den Neubau und könne nur bestätigen, dass dort tatsächlich reger Verkehr herrsche. Für Rudolph ist es ein Unding, dass man erst Tatsachen schaffe und dann nachträglich eine Ausnahmegenehmigung – wie eben nun geschehen – beantrage. Man solle doch erst mit den Menschen reden. Dass man hier nun auch noch „ganz schnell in den Ruch komme“, etwas gegen Behinderte zu haben, macht die Sache für Rudolph nicht besser.

Da konnte ihm Dr. Werner Winter nur zustimmen, der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler sprach von einer „unguten Situation“. Man werde quasi zur Zustimmung gezwungen, weil man ja nicht gegen Menschen mit Handicap vorgehen wolle.

Prinzipiell sei eine solche Ausnahmegenehmigung möglich, das erläuterte der stellvertretende Stadtbaumeister Thomas Hinterleitner in der Sitzung. Bürgermeister Karl-Heinz Fitz fügte an, dass es sich ja auch nicht um einen „Riesenverwaltungstrakt“ handle, sondern um ein kleines Büro.

Kompromissbereit zeigt sich der Träger der Offenen Hilfen. So schlägt Dr. Hubert Soyer, der Leiter von Regens Wagner Absberg, in seiner umfangreichen Stellungnahme vor, dass die Treffen für gemeinsame Freizeitmaßnahmen künftig auf dem Gelände des Regens-Wagner-Hauses in der Luit­poldstraße stattfinden können. Soyer bestätigt, dass ein Flohmarkt geplant sei, darüber hinaus aber keine weitere Veranstaltung in diesem Jahr. Die Nachbarn könnten sich an dem Flohmarkt beteiligen. Darüber hinaus erläuterte er ausführlich die Arbeit der gemeinnützigen Einrichtung der Behindertenhilfe.

Unter diesen Voraussetzungen konnte sich auch Rudolph mit der Umnutzung des Wohnraums einverstanden erklären. Allerdings muss die Stellplatzfrage noch geklärt werden, so will es der einstimmig gefasste Beschluss.

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