Gunzenhäuser Rufbus legt guten Start hin

Marianne Natalis

Altmühl-Bote

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25.1.2019, 17:23 Uhr
Gunzenhäuser Rufbus legt guten Start hin

© Marianne Natalis

Entsprechend zufrieden zeigten sich nun die Akteure des Projekts bei einem Pressegespräch im Haus des Gastes. "Wir waren", schildert etwa Taxiunternehmer André Fuchs, "überrascht, dass es so positiv angenommen wird". Bisher wurden wesentlich mehr Fahrten geordert als im Vorfeld erwartet wurde. Vor allem morgens und zwischen 15 und 19 Uhr greifen die Gunzenhäuser Stadtteilbewohner gerne auf das neue Angebot zurück.

Die Stadtteile über den Öffentlichen Personennahverkehr an die Kernstadt anzubinden, diese Aufgabe glich lange Zeit der Quadratur des Kreises, ein gangbarer Weg war nicht in Sicht. Die dritte Stadtbuslinie nach Unterwurmbach wurde wegen des hohen Defizits nach nur einem Jahr wieder eingestellt, rief Bürgermeister Karl-Heinz Fitz in Erinnerung.

Mit dem Rufbus wurde nun aber tatsächlich ein System gefunden, das mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel Service bietet. Mit fünf Linien werden alle Stadtteile einmal pro Stunde angefahren — zumindest in der Theorie. Tatsächlich kommt der Rufbus aber nur, wenn er mindestens eine Stunde vorher geordert wurde. Das heißt, es fahren keine "Geisterbusse" herum, erläutert Fitz den Vorteil.

Der Rufbus, schildert Christian Reichenthaler, bei den Stadtwerken für den ÖPNV zuständig, bietet den Vorteil eines Rahmenkonzepts. Es gibt einen verlässlichen Fahrplan sowie festgelegte Haltestellen, die auf Anfrage zu bestimmten Zeiten angefahren werden. Der Kunde hat damit eine "sichere Bedienungsform". Die Haltestellen sind so gewählt, dass in der Regel niemand länger als 500 Meter bis zum nächsten Haltepunkt zurücklegen muss.

Der Fahrtwunsch sollten bis eine Stunde vorher unter 09831/8004642 eingegangen sein, kann natürlich aber auch früher geäußert werden. Es besteht zudem die Möglichkeit, die Rückfahrt gleich mit zu buchen oder sich etwa täglich für einen festen Termin vormerken zu lassen. Pendler müssen so nicht jeden Tag aufs Neue anrufen.

Gerade die werktätige Bevölkerung hatte Christian Reichenthaler im Blick, als er über dem Fahrplan getüftelt hat. Deshalb startet der früheste Bus auch schon um 5.15 Uhr, und wer mit dem letzten Pendlerzug aus Ansbach im Gunzenhäuser Bahnhof einfährt, kommt abends mit dem Rufbus auch wieder in seinen Stadtteil.

Wichtig ist, betonte Reichenthaler, dass Besonderheiten bereits beim Buchen der Fahrt angegeben werden. Hat man etwa einen Rollator dabei oder einen Kinderwagen? Wer ein kleines Kind mitnehmen möchte, sollte dies ebenfalls gleich am Telefon kundtun, denn dann packt der Fahrer einen Kindersitz ins Auto. Der Rufbus wird vom Gunzenhäuser Taxiunternehmen Fuchs im Auftrag der Stadtwerke betrieben. "Wir sind froh", betonte Reichenthaler im Haus des Gastes, dass man so einen "leistungsstarken" Partner habe, der die fünf Rufbuslinien abdecken kann. Und zwar bis jetzt auch mit dem vorhandenen Fuhrpark, wie André Fuchs auf Nachfragen erläuterte.

Zeitliches Ziel erreicht

Zufrieden sind die Verantwortlichen auch über die Geschwindigkeit, mit der das Projekt in Gunzenhausen umgesetzt werden konnte. "Unser Ziel war immer Januar 2019", betonte etwa Bürgermeister Fitz und freute sich, dass das erreicht werden konnte.

Dass der Gunzenhäuser Rufbus als Modellprojekt verwirklicht werden konnte, daran haben viele verschiedene Stellen mitgewirkt. So stand beispielsweise Landrat Gerhard Wägemann dem Vorhaben positiv gegenüber. Der Öffentliche Personennahverkehr jenseits der Schiene ist Aufgabe der Landkreise. Für Wägemann ist dieses bedarfsorientierte Angebot eine gute Ergänzung der vorhandenen Buslinien. Er lobte hier vor allem die "gute Vorarbeit" durch die Stadtwerke.

Gunzenhausen habe eine "Vorreiterrolle" übernommen, nun blicken alle auf die Altmühlstadt. Denn wenn der Rufbus hier gut angenommen wird, dann stehen auch bereits Weißenburg und Treuchtlingen in den Startlöchern. Die beiden Städte "beobachten das sehr genau", so Wägemann, und werden "sicher versuchen, nachzuziehen".

Doch nicht nur im Landkreis ist das Modellprojekt in Gunzenhausen von Interesse, ganz Mittelfranken blickt auf dieses "Leuchtturmprojekt", versicherte Oskar Geidner von der Regierung von Mittelfranken. Die unterstützt den Rufbus maßgeblich, und hat damit die Umsetzung sicher erst ermöglicht, denn in den ersten fünf Jahren bleiben die Kosten so für Gunzenhausen und den Landkreis überschaubar. Laut Geidner ist sogar geplant, Anrufsammeltaxi und Rufbus künftig dauerhaft zu bezuschussen. "Vorbildlich" nannte Geidner den Einsatz der Stadt und der Stadtwerke, es gibt nach seinen Worten "keine Kommune in Mittelfranken, die sich im ÖPNV so engagiert". Und das umfassende Angebot von Stadtbus, Anrufsammeltaxi und jetzt auch Rufbus werde auch sehr gut angenommen. Ein Kompliment sprach Geidner den Gunzenhäusern für die schnelle Planung aus, andernorts würden dafür Jahre gebraucht. Zu verdanken ist das laut Fitz unter anderem auch Hauptamtsleiter Klaus Stephan.

Online-Modell kommt

Einziges Problem derzeit ist, dass man den Rufbus nur telefonisch ordern kann, ein Online-Modell ist aber in Arbeit, versicherte Reichenthaler, ab März soll das möglich sein. Nicht verwirklicht wird die angedachte eigene Rufbus-App. Die würde bis zu 8000 Euro kosten, möglich wäre dann aber auch nur das Buchen, der Fahrplan wäre dann nicht enthalten. Deshalb bleibt es vorerst dabei, dass der Fahrplan online nur über www.gunzenhausen-mobil.de einzusezen ist — oder über die VGN-App. Darüber kann auch eine Fahrkarte gekauft werden — aber leider die Fahrt nicht gebucht werden.

128 verschiedene Tickets bietet der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg an. Sie alle vorzuhalten, ist im Rufbus fast nicht möglich, Einzelfahrkarten, Streifenkarten oder Tagestickets können aber problemlos gelöst werden, Jahresabos, Monats- und Schülerkarten gelten selbstverständlich auch im Rufbus.

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