Heftiger Erbstreit auf der Theaterbühne

23.6.2015, 19:00 Uhr
Heftiger Erbstreit auf der Theaterbühne

© Eisenbrand

In einem Interview,  geführt auf der für den potenziellen Festspiel-Bestseller „Letzter Wille“ dekorierten Bühne, befragte der Schauspieler Erwin Kleinwechter den gelernten Rechtsanwalt Fitz zu den Fallstricken des deutschen Erbrechts. Und der Zuschauer begriff – beim Gespräch über Erben erster, zweiter und dritter Ordnung, unterschiedlichste Erbschaftssteuersätze, gesetzliche Erbansprüche, Pflichtteile und Erbunwürdigkeit – sehr schnell, dass diese zahlreich und die Materie kompliziert ist.

Schon zuvor hatte das Festspiel-Ensemble einen kurzen Eindruck davon vermittelt, wie es das Fitzgerald-Kusz-Stück bei der Premiere am Donnerstag (20 Uhr) – und an zehn weiteren Abenden – auf die Bretter, die die Welt bedeuten, bringen will: Da trifft sich eine sehr vordergründig trauernde Verwandtenschar nach der Beerdigung der ungeliebten Tante Martha in deren Haus, und sie braucht nicht lange, bis sie sich wegen der vermeintlich beträchtlichen Hinterlassenschaft der Verblichenen gewaltig in die Haare gerät.

Dass dabei im – nach „Schweig, Bub!“ – zweiterfolgreichsten Stück des Ur-Nürnbergers Kusz nicht streng gefränkelt, sondern ein bunter Mix von Dialekten gesprochen wird, irritiert zunächst ein wenig. Aber, so Festspiel-Intendant Christian A. Schnell: „Das ist mit Kusz so abgesprochen; er hat uns seinen Segen gegeben.“
Schnell ist es auch, der in einem weiteren „Interview“ mit Regisseur Werner Bauer ein wenig über das Stück und seine Umsetzung für die Muhrer Bühne spricht: „Letzter Wille“ sei „schwärzer als ,Schweig, Bub!’“, sagt der gebürtige Berliner, der seine zweiten Spielzeit als Intendant am Altmühlsee absolviert. Und Regisseur Bauer ergänzt: „Kusz ist eine echte Herausforderung. Das Stück ist nämlich keine klassische Komödie, sondern ganz nahe an der Tragödie. Man möchte immer wieder lachen – aber das bleibt einem dann im Halse stecken.“

Fitzgerald Kusz, der auch heuer wieder zur Premiere nach Muhr am See kommen wird, habe eine „unglaublich gute Beobachtungsgabe“, schwärmt Bauer: „Beim Lesen des Stücks dachte ich wirklich, ich hätte jeden einzelnen Satz schon mal gehört.“ Die Proben mit seinem Ensemble verliefen gut, er sei „zuversichtlich für Donnerstag und „hoffe einfach auf gutes Wetter“.

Christian A. Schnell konnte in Sachen Vorverkauf jedenfalls gute Nachrichten verkünden: Der Wert von 45 Prozent der verfügbaren Tickets sei „geknackt“, sagte er: „Das gab’s in Muhr am See bisher noch nie.“ Und so besteht Anlass zur Hoffnung, dass die Lust auf den kulturellen „Hauptgang“ größer sein wird als auf die Appetithäppchen am Sonntagabend: Die lockten nämlich – trotz freien Eintritts – nur gut 30 Besucher an.

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